Abends, nach Dienst, sperrt Mustafa Pacali sein Büro in der Bregenzer Moschee auf. Dann wird aus dem Lageristen und Verkäufer der Vorsitzende der 13 ATIB-Moscheen, in denen 70 Prozent der 30.000 Vorarlberger Moslems beten. Das Bregenzer Gebetshaus zieren prächtige Fayencen. Mustafa ist stolz. Zu Recht. Er hat den neuen Innenausbau vorangetrieben.
Der Fünfzigjährige vereint wenigstens ein Dutzend Jobs in sich, die er alle einmal ausgeübt hat. Hat ein halbes Jahr lang Gewinde geschnitten in einer Fabrik. Ist seit 14. Mai 1973 bei Pircher in Bregenz. Hat sieben Jahre jedes Wochenende Taxi gefahren und erledigt seit 20 Jahren für 98 Wohnungen die Hausverwaltung. Seine Kinder haben alle drei studiert. Das betont er auch, weil es ihn unterscheidet. Andere haben unten Häuser gekauft. Ich hab alles Geld in die Kinder investiert.
Unten, das ist Türkei. Mit prächtigen Stränden. Das Mutterland. Aber eben nicht seine Heimat. Dahoam ist er
hier. Hier kennt er jeden. Hier leben heute schon zwei Enkel. Und im August 2005 hat Mustafa Pacali dem Landeshauptmann 6000 Euro überreicht für die Hochwasseropfer im Bregenzerwald. Ehrensache, dass er sammeln ging.
Heimkehrer
Dabei waren seine ersten Jahre kaum rosig. Als Maturant scheiterte er an der Innsbrucker Uni mit mangelnden Deutschkenntnissen. Er hat sichÑs dann selber beigebracht und sich seine neue Heimat Stück für Stück erobert. Heute sieht der ehemalige Arbeiterkammerrat staunend, wie immer mehr Zuwanderer, die im Alter wieder in die Türkei übersiedelt waren, nach Vorarlberg zurückkommen. Das Wasser fließt aufwärts, nennt er das und lächelt. Er ist ja immer stromaufwärts geblieben.
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