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Illegale Ferienwohnungen: Spanien greift durch und streicht über 53.000 Inserate

Touristen im Visier: Airbnb-Gegner machen in Spanien ernst
Touristen im Visier: Airbnb-Gegner machen in Spanien ernst ©AFP
Die spanische Regierung verschärft den Kampf gegen illegale Ferienvermietungen. Mehr als 53.000 nicht genehmigte Unterkünfte sollen von Plattformen wie Airbnb und Booking.com verschwinden.

In einem deutlichen Schritt gegen den Wildwuchs am Wohnungsmarkt kündigte Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez am Sonntag in Málaga an, dass exakt 53.876 nicht registrierte Ferienwohnungen aus dem Angebot großer Online-Plattformen gelöscht werden sollen. Ziel sei es, diese Objekte dem regulären Wohnungsmarkt zuzuführen, wie Sánchez betonte – insbesondere "für junge Menschen und Familien in unserem Land".

Fokussiert auf Hotspots des Tourismus

Betroffen sind vor allem beliebte Städte und Urlaubsregionen wie Sevilla, Marbella, Barcelona, Málaga und Madrid. Das Wohnungsministerium hat die Plattformen bereits offiziell informiert, damit die Löschung zeitnah erfolgt. Die Regierung verfolgt damit eine klare Strategie: Sie will den Wohnraum wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuführen – dem Wohnen – und gleichzeitig der unkontrollierten Kurzzeitvermietung Einhalt gebieten.

Druck aus der Bevölkerung wächst

Der Schritt kommt nicht von ungefähr. Spanien leidet seit Jahren unter einer akuten Wohnungsnot, besonders in den Ballungszentren und touristisch geprägten Städten. Mietervereinigungen und Sozialorganisationen machen die rasante Zunahme von Ferienwohnungen für die steigenden Mietpreise mitverantwortlich.

Anfang April gingen Zehntausende Menschen in mehreren Städten auf die Straße, forderten ein Ende der Immobilienspekulation und mehr sozialen Wohnungsbau. Die Proteste sorgten international für Aufsehen – nicht zuletzt, weil es zu symbolischen Aktionen gegen Tourist:innen kam, etwa mit Wasserpistolen.

Spanien löscht 53.876 illegale Ferienwohnungen – Airbnb & Co betroffen. ©AFP

Kritik an Plattformen: Preistreiber und intransparent

Bereits im Mai hatte Verbraucherschutzminister Pablo Bustinduy angekündigt, mehr Kontrolle in den undurchsichtigen Markt der Ferienvermietungen bringen zu wollen. Kritikerinnen und Kritiker werfen Plattformen wie Airbnb vor, sie würden Preise in die Höhe treiben und reguläre Mieter:innen verdrängen.

Die Auswirkungen sind in Städten wie Mallorca, Barcelona, Valencia, Málaga und Madrid besonders spürbar – Orte, an denen der Tourismus zwar blüht, die Wohnraumsituation jedoch prekär ist.

Tourismus boomt – doch auf wessen Kosten?

Der Konflikt spitzt sich zu, weil der Tourismus in Spanien weiterhin Rekorde bricht. Allein im ersten Quartal 2025 wurden neue Höchstzahlen bei den Besucher:innen verzeichnet. Gleichzeitig zeigen Statistiken, dass 2023 rund 27.000 Immobilien von Nicht-EU-Ausländer:innen gekauft wurden – oft als reine Kapitalanlage, nicht zur Nutzung.

Premier Sánchez nannte diese Entwicklung "nicht hinnehmbar" angesichts der angespannten Wohnraumsituation. Doch während seine Regierung gegen illegale Vermietungen vorgeht, werfen Kritiker ihr vor, nicht der Tourismus, sondern der mangelnde Neubau sei die eigentliche Ursache für die Krise.

©APA/AFP

(VOL.AT)

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