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IfS: 131 Frauen in der Frauennotwohnung

Jede vierte Frau, die im vergangenen Jahr vorübergehend Unterschlupf in der IfS-FrauennotWohnung gefunden hat, entscheidet sich nach ihrem Aufenthalt für ein Leben ohne den Gewalttäter.

Um diesen Schritt zu erleichtern, helfen die IfS-Mitarbeiterinnen bei der Arbeitsplatz- und Wohnungssuche.

Genau 41 von 69 Frauen, die 2004 in der IfS-FrauennotWohnung lebten, fassten den Entschluss, ein neues Leben ohne den Misshandler – in rund 80 Prozent der Fälle den eigenen Partner – zu beginnen. Diese Entscheidung bedeutet für die Frauen, dass sie sich mit ihren Kindern eine völlig neue Existenz aufbauen müssen. Nicht selten stehen sie dabei vor deutlichen Schwierigkeiten.

„Bei der Wohnungssuche heißt es immer wieder: „Ja und wo ist der Ma’, woher krieg ich denn mein Geld“, weiß Tanja Breuß, Leiterin der IfS-FrauennotWohnung, aus Erzählungen: „Tatsächlich ist die finanzielle Situation für unsere Frauen oft alles andere als rosig.“ Zwei Drittel der Frauen war 2004 ohne Einkommen oder im Mutterschutz. Erschwerend kommt hinzu, dass Frauen vor der Scheidung keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe haben. Breuß: „Und vom Antrag auf Unterhalt bis zur ersten Zahlung können einige Monate vergehen.“

In der Zeit der Trennung haben von Gewalt betroffene Frauen zusätzlich ein hohes Risiko zu tragen. Häufig müssen sie weiterhin mit massiven Drohungen („Wenn Du mich schon verlässt, dann kann ich ja gleich alle umbringen, dann muss ich wenigstens nicht mehr zahlen,…) leben und umgehen. „Viele wollen schon allein aus diesem Grund nicht mehr zurück in ihre Heimatgemeinde“, erzählt die Sozialarbeiterin.

Über die lange Durststrecke hinweg hilft vielen Frauen die Aussicht auf ein selbst bestimmtes Leben ohne Einschüchterung und Gewalt. „Frauen, die zum Teil über Jahre – die durchschnittliche Gewaltbeziehung dauert 12 Jahre – Gewalt ausgesetzt waren, sind häufig sehr eingeschüchtert. Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, sie dabei zu unterstützen, ihren Selbstwert wieder aufzubauen,“ betont Breuß.

Migranntinnen stehen vor deutlichen Problemen. Die Hälfte der Klientinnen der IfS-FrauennotWohnung waren im vergangenen Jahr Migrantinnen mit ihren Kindern. „In Vorarlberg herrscht noch immer die Tendenz, bei ausländischen Familien nicht so genau hinzusehen nach dem Motto „Da dürfen wir uns nicht einmischen, das ist eine fremde Lebenskultur““, berichtet die IfS-FrauennotWohnungs-Leiterin und stellt klar: „Gewalt betrifft uns alle und wir sind es allen Frauen schuldig, sie zu unterstützen.“

Frauen ausländischer Herkunft haben es nach dem Aufenthalt in der Frauennotwohnung oft deutlich schwerer als ihre österreichischen Mitbewohnerinnen. Meist werden sie nicht nur aus der Schwiegerfamilie, sondern auch aus der eigenen Familie verstoßen. Trennen sie sich von ihrem gewalttätigen Mann, müssen sie in Kauf nehmen, mit dem Stigma „Hure“ zu leben.

„Eine massive Benachteiligung gibt es zudem vor dem Gesetz“, berichtet Tanja Breuß. Kam eine Frau aufgrund einer Familienzusammenführung nach Österreich, fällt im Fall der Trennung der Aufenthaltsgrund weg. Jederzeit muss sie mit der Möglichkeit rechnen, in ihr Heimatland zurückgeschickt zu werden. „Frauen, die von Gewalt betroffen sind, müsste rasch ein Aufenthaltsgrund unabhängig von ihrem Ehemann zugesprochen werden“, fordert die Leiterin der IfS-FrauennotWohnung: „Alles andere ist unmenschlich.“

Fachliche Kinderbetreuung bewährt sich

Seit rund eineinhalb Jahren widmet sich eine Mitarbeiterin der IfS-FrauennotWohnung speziell auch den Anliegen und Problemen der Kinder – mit deutlichen Erfolg. 62 Kinder lebten im vergangenen Jahr zumindest einige Monate lang in der IfS-FrauennotWohnung. Rund die Hälfte dieser Kinder war maximal fünf Jahre alt, ein weiteres Drittel höchstens zehn. Breuß: „Als schwächste Mitglieder der Familie und Gesellschaft sind sie der Gewalt gegen Erwachsene hilflos ausgeliefert, etwa ein Drittel der Kinder wurde selbst Opfer der häuslichen Gewalt.“

Psychische Probleme bis hin zu entwicklungsbedingten Beeinträchtigungen sind oft die Folge. In Kinderhausversammlung und Einzelgesprächen können sie erstmals über ihre Erlebnisse und Ängste sprechen. Breuß: „Mit dieser Form der Präventionsarbeit bieten wir den Kindern Unterstützung auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben.“ (Quelle: IfS)

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