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identities-Festival startet seine elfte Ausgabe

Elfte Ausgabe des Queer Film Festivals von 11. bis 21. Juni im Wiener Filmcasino und Top Kino
Elfte Ausgabe des Queer Film Festivals von 11. bis 21. Juni im Wiener Filmcasino und Top Kino ©identities 2015
Gleichgeschlechtliche Ampelpärchen, Regenbogenfahnen und Conchita: Mehr als ein "medial forciertes, temporäres Frühlingslüfterl" hat der Song Contest in punkto Toleranz in Wien nicht hinterlassen, sagt identities-Leiterin Barbara Reumüller. Konstant die gelebte Vielfalt auf die große Leinwand bannt das biennal veranstaltete Queer Film Festival, das am 11. Juni in seine elfte Ausgabe geht.

Mit rund 90 Lang- und Kurzfilmen im Gartenbaukino, Filmcasino und Top Kino macht es sich das internationale Festival zur Aufgabe, die Lücke im Hinblick auf Gender- und LGBTI-Themen in der heimischen Kinolandschaft zu füllen. Hierzulande übergangene Festival-Juwele aus Sundance, Tribeca oder Toronto stehen an zehn Tagen neben Hollywoodproduktionen, Genrekino, Dokus, essayistischen Kurzfilmen sowie Wiederentdeckungen. Sie alle zeigen Identitätsvielfalt auf, stellen historisch wie aktuell relevante Fragen, und sollen vor allem eines: den Horizont ihrer Seher erweitern.

identities-Festival im Top Kino und Filmcasino

Zahlreiche Schwerpunkte werden gelegt, darunter erneut auf Jugend, auf außergewöhnliche Stimmen aus den Bereichen Literatur und Musik, auf “Black Queer Identities”, auf die Schauspielikone Vanessa Regrave und die Tänzerin Yvonne Rainer sowie auf Schweizer und lateinamerikanische Produktionen. Die Schwerpunkte greifen mitunter ineinander über, stellen Verbindungen her: So erzählt die bildgewaltige argentinische Produktion “Atlantida” (19.6.) von jugendlichen Sehnsüchten, und schildert der Schweizer Stefan Haupt im preisgekrönten Dokudrama “Der Kreis” (16.6.) den Kampf zweier Männer um ihre Liebe im Zürich der 50er-Jahre.

Lesbische Liebesbeziehungen im Leistungssport

Der “Focus On: Sport” indes nimmt sich eines Bereichs an, in dem Homosexualität bis heute ein besonders tief greifendes Tabu ist: Mit dem Drama “Personal Best”, das Mariel Hemingway 1982 zur Lesbenikone machte, und dem Coming-of-Age-Film “Sarah prefers to run” (2013) widmen sich gleich zwei Filme am Samstag (13.6.) im Filmcasino lesbischen Liebesbeziehungen im Leistungssport.

Kompromisslos und authentisch

Eine aufregende, feministisch-queere Stimme eröffnet dann auch das Festival im Gartenbaukino: Kompromisslos, authentisch und mit fantastischen Einzeilern inszeniert Desiree Akhavan ihr Regiedebüt “Appropriate Behavior”, für das sie auch das Drehbuch schrieb und sich selbst als Hauptdarstellerin besetzte. Liebenswert hangelt sie sich als Shirin – sture, kluge und bisexuelle Tochter einer iranisch-amerikanischen Familie – von einem Fettnäpfchen ins nächste, ihrer großen, vor ihren Eltern geheimen Liebe Maxine nachweinend.

“Jenseits binärer Geschlechtskonstruktionen”

Einen Schritt weiter geht die Langzeitstudie “FtWTF” von Curdula Thym und Katharina Lampert. Über mehrere Jahre haben sie der Trans-Community zugehörige Protagonisten begleitet und ihren Versuch eines Lebens “jenseits binärer Geschlechtskonstruktionen” festgehalten. Die Weltpremiere am 18. Juni in Anwesenheit der Protagonisten und des Filmteams im Filmcasino ist bereits ausverkauft – eine Zusatzvorstellung im Rahmen des 2013 etablierten “Best of Day” ist bereits angesetzt.

“Kill Your Darlings” mit Daniel Radcliffe

Als eine Art “Best Of” der vergangenen zwei Jahre sind dann auch hochkarätig besetzte Spielfilme mit schwul-lesbischem Inhalt im Festivalrahmen nachzuholen: “Love is Strange” und “Tom at the farm” der etablierten queeren Autorenfilmer Ira Sachs und Xavier Dolan etwa, das Aids-Drama “Dallas Buyers Club” mit Matthew McConaughey und Jared Leto, das Biopic “Behind the Candelabra” mit Michael Douglas und Matt Damon, Abdellatif Kechiches Cannes-Aufreger “Blau ist eine warme Farbe” oder auch die Österreich-Premiere von “Kill Your Darlings” mit Daniel Radcliffe als junger Allen Ginsberg.

Starker Film gegen das Vergessen

Eine einmalige Gelegenheit, die herausragende TV-Produktion “The Normal Heart” auf der großen Leinwand zu sehen, ermöglichen HBO und Sky am 13. Juni bei freiem Eintritt im Filmcasino: Erzählt wird vom Ausbruch jener Epidemie, die Anfang der 80er-Jahre noch als “Schwulen-Krebs” grassiert, ehe der Begriff Aids geprägt wird. Die ausgelassene Stimmung davor, die unaufhaltsame Katastrophe, das herzzerreißende Dahinraffen vieler Freunde und die Anfänge des Aids-Aktivismus werden durch die Augen des Schriftstellers Ned (brillant: Mark Ruffalo) dargestellt. Ein starker Film gegen das Vergessen.

(APA/Red.)

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