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Ideenschmiede für Osterhasen: Deutsches Museum erzählt Eier-Storys

©Bilderbox
Der Osterhase würde vermutlich ganz blass vor Neid: 7.000 kunstvoll gestaltete Eier liegen im Ostereiermuseum in Sonnenbühl in Baden-Württemberg - und alle wären der Hit in jedem Osternest.

Gerade in diesen Wochen zieht das kleine Museum mit seiner Mischung aus Brauchtum und internationaler Kunst tausende Menschen in den abgelegenen Ortsteil Erpfingen auf der Alb.

“Das Ei ist ein Stück Kultur und ein Stück Kunst”, sagt Museumsleiterin Anna Barkefeld. Künstler aus aller Welt haben sich von der dreidimensionalen Oberfläche zu außergewöhnlichen Bildern inspirieren lassen. Sie haben massive Straußeneier genauso bemalt wie Finkeneier, die gerade so groß wie ein Daumennagel sind. Sie haben die Schalen mit feinen Werkzeugen durchbrochen, Muster hineingefräst oder Scherenschnitte aufgeklebt. “Platz für künstlerische Fantasie ist auf der kleinsten Schale”, sagt Barkefeld.

Rund 900 Eier hat die Kunsthistorikerin für die aktuelle Dauerausstellung aus dem großen Archiv ausgewählt. Manche sind schrill und bunt, andere nostalgisch und verträumt. In Ungarn beispielsweise arbeiten Künstler gern mit starken Farben. In der Bukowina, einer Region in der Ukraine und in Rumänien, kleben die Menschen mit Bienenwachs winzige Perlen auf die Eierschalen. “Jedes Ei hat seine eigene Geschichte, und die möchte ich erzählen”, sagt die Museumsleiterin. Und so hat sie in den Glasvitrinen mit viel Liebe zum Detail ganze Stillleben rund um die Eier geschaffen.

Aber es gibt nicht nur Ostereier, denn in anderen Kulturen haben sie auch in anderen Jahreszeiten eine besondere Bedeutung. So zeigen Weihnachts-Eier das Christkind oder die Heilige Familie als kleine Figuren in einem ausgeblasenen Hühnerei. “Das Ei ist das Symbol neuen Lebens. Deshalb gehörte es früher zu Weihnachten ganz selbstverständlich dazu.”

Als das kleine Museum in Luftkurort Sonnenbühl 1993 als Touristenattraktion gegründet wurde, mussten erstmal Eier im großen Stil angekauft werden. Inzwischen hat die Ausstellung im alten Schulhaus einen internationalen Ruf. Künstler aus ganz Europa bieten dem Museum besonders wertvolle Eier an oder fertigen ihre kleinen Kunstwerke im Auftrag des Museums. Konkurrenz gibt es in Deutschland fast keine. Zwar gibt es viele Ostereier-Märkte, aber nur in Sonnenbühl hat die Eier-Schau das ganze Jahr geöffnet.

In einer Sonderausstellung widmet sich das Museum im Moment dem Eierbecher. Die Stuttgarter Sammlerin Christa Klebor hat aus ihrer Sammlung knapp 200 oft völlig skurrile Stücke ausgewählt und in Sonnenbühl aufgebaut: Ein edler Eierbecher, der schon auf der Tafel von Napoleon Bonaparte III. stand, ist ebenso zu sehen wie ein Becher aus rotem Nerz. “Die ersten Eierbecher gab es bei Hofe”, erzählt die Sammlerin. Das erklärt die prunkvolle Ausstattung der alten Stücke. Ein richtiger Thron für das Ei seien die Becher früher gewesen, sagt Klebor.

Ein weiches Polster haben die Ausstellungsstücke auch dringend nötig. Unzählige Stunden Arbeit stecken in den meisten Eiern. Eine Alarmanlage sichert sie gegen Diebe. Pech für den Osterhasen – er muss seine Eier also auch in diesem Jahr selbst bemalen.

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