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„Ich halte nichts von Kirchturmdenken“

Bestmögliche Einrichtungen im Bildungsbereich bereit zu stellen ist Bürgermeister Gerhard Beer ein besonderes Anliegen.
Bestmögliche Einrichtungen im Bildungsbereich bereit zu stellen ist Bürgermeister Gerhard Beer ein besonderes Anliegen. ©Laurence Feider
Hittisaus Bürgermeister Gerhard Beer im Heimat-Interview über geplante Projekte, zukünftige Herausforderungen und regionale Zusammenarbeit.
Interview Bürgermeister Gerhard Beer

Mit welchen Themen bzw. Projekten beschäftigen sich die Gemeindeverantwortlichen derzeit in Hittisau?

Beer: Die Themen Zentrumsentwicklung, Schulsanierung und Gedenkstätte sind momentan vorrangig.

Was ist im Bereich der Schulen geplant?

Beer: Hier steht ein riesiges Sanierungsprojekt an, das den gesamten Schulcampus mit Volksschule, Mittelschule und Polytechnischer Schule umfasst. Das Projekt wird im Schulsprengel Hittisau, Riefensberg und Sibratsgfäll gemeinsam umgesetzt. Derzeit läuft ein Architekturwettbewerb, der auf große Resonanz stößt. Die größte Herausforderung besteht darin, die bestehende Bausubstanz der zwischen 20 bis 40 Jahre alten Gebäude mit den neuen räumlichen und pädagogischen Anforderungen in Einklang zu bringen. Für die Sanierung und Neugestaltung des Schulcampus rechnen wir mit einem Investitionsvolumen von bis zu 24 Millionen Euro. Aktuell gehen wir von einem Baubeginn im Sommer oder Herbst 2020 aus.

Wie soll sich der Dorfkern von Hittisau entwickeln?

Beer: Bereits 2015 haben wir einen Wettbewerb zur Zentrumsgestaltung durchgeführt, jetzt gehen wir in die Umsetzungsphase. Als erster Schritt wird das jetzige Kriegerdenkmal abgetragen und durch eine neue Gedenkstätte ersetzt. In einer Arbeitsgruppe mit Pfarre und Kameradschaftsbund wurde eine tolle Lösung gefunden, die bereits im Herbst umgesetzt wird. Die Gedenkstätte wird als Mauer mit Namenstafeln gestaltet. Darauf wollen wir nicht nur der Soldaten gedenken, die im Krieg gefallen sind, sondern auch den zivilen Opfern wie jenen, die durch die NS-Euthanasie zu Tode gekommen sind.

Welche Bedeutung hat ein Kriegerdenkmal in der heutigen Zeit?

Beer: Es wird eine moderne Gedenkstätte, kein Heldendenkmal. Ich denke, dass wir die Verpflichtung haben, die nachfolgenden Generationen zu sensibilisieren für das, was Krieg alles anrichten kann und die Opfer nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Welche Schritte sind im Zentrum als nächste geplant?

Beer. Der Dorfplatz rund um den Brunnen soll ein Ort der Begegnung werden – für einen Parkplatz ist er viel zu schade. Doch jetzt sind die Projekte im Bereich Bildung und Soziales vorrangig. Auch der Kindergarten muss aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen über den Sommer erweitert werden. Im Bereich der Pflege steht auch Einiges an – sie muss aufgrund der Begebenheiten neu ausgerichtet werden. Hier gehen die Überlegungen in alle Richtungen. Wir sind sehr glücklich mit Benevit als Partner, aber das Gebäude des Pflegeheims ist in die Jahre gekommen und wir denken über eine Sanierung und Erweiterung nach. Die Alternative der Pflege daheim sollte gleichzeitig forciert werden.

Wie kann die Gemeinde all diese Projekte finanziell stemmen?

Beer: Hittisau steht dank einer umsichtigen Gemeindepolitik in der Vergangenheit auf finanziell gesunden Beinen. Der Umbau des Kindergartens wird rund zwei Millionen Euro kosten, diese können wir aus dem laufenden Gemeindebudget ohne Fremdmittel abdecken. Die anderen Projekte stellen schon eine finanzielle Herausforderung dar – sie sind allerdings nur begrenzt aufschiebbar. Wir werden klare Prioritäten setzen und alle Fördertöpfe ausschöpfen.

Welche Rolle spielt Hittisau in der Region bzw. die Region für Hittisau?

Beer: Ich halte nichts von Kirchturmdenken. Im Gegenteil – regionales Denken ist für mich fortschrittliches Denken. Wegweisend für die regionale Zusammenarbeit ist ein gemeinsames Betriebsgebiet der Vorderwälder Gemeinden, das in Krumbach geplant ist. Auch der grenzüberschreitende Naturpark Nagelfluhkette ist für mich ein Vorzeigeprojekt. Den Erhalt unserer Kulturlandschaft halte ich für enorm wichtig und für die Basis unserer Lebensqualität.

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