Zeugen berichten, in seinen letzten Minuten sei der 69-Jährige gefasst gewesen. Saddam Hussein sei ruhig zum Galgen geschritten, ohne ein Wort, entschlossen und mutig, beschrieb der irakische Sicherheitsberater Muaffak al-Rubaie die Hinrichtung in einem der früheren Folterzentren des Despoten in Bagdad. Saddam Hussein sei gestorben, ohne sich zu wehren. Wie eine letzte Herausforderung klangen seine Worte vor dem Tod: Ich habe vor niemandem Angst.
Zwischen 05.30 Uhr und 06.30 Uhr Ortszeit wurde der in ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug gekleidete frühere Präsident zum Galgen geführt. Das irakische Fernsehen übertrug den letzten Gang Saddam Husseins am Vormittag zeitversetzt. Anwesend waren Sami al-Askari, ein Mitarbeiter des irakischen Regierungschefs Nouri al-Maliki, und Rubaie sowie einige wenige Augenzeugen, darunter Abgeordnete, Minister und ein Arzt. Es sei zu hundert Prozent ein irakischer Vorgang gewesen, betonte Rubaie. Nur Iraker waren da, keine Ausländer. Die Amerikaner sind der Hinrichtung fern geblieben, kein Amerikaner war präsent.
Ein Richter verlas in den frühen Morgenstunden nochmals das Todesurteil gegen Saddam Hussein, dann fragte ein anderer Richter den Verurteilten, ob er noch etwas sagen wolle. Dieser habe einen Koran in der Hand gehabt, den er jemandem habe übersenden wollen, sagte Rubaie. Der Name des Empfängers sei notiert worden, und jemand habe Saddam Hussein versprochen, das heilige Buch weiterzuleiten. Dann habe der Ex-Präsident den Kopf zu ihm gedreht, als ob er mir sagen wolle: Hab keine Angst, berichtete der Sicherheitsberater weiter. Es sei seltsam gewesen.
Im irakischen Fernsehen, das einen rund 20-sekündigen Ausschnitt von der Hinrichtung zeigte, war zu sehen, wie mehrere schwarz maskierte Männer den an den Händen gefesselten Saddam Hussein zum Galgen führten. Zwei der in Zivil gekleideten Henker legten ihm eine Schlinge um den Hals. Der Ex-Präsident zeigte keinerlei Nervosität oder Panik. Saddam Hussein habe sich geweigert, sich eine Kapuze über den Kopf stülpen zu lassen, sagte Rubaie. Einen kurzen Moment lang entspann sich ein Streit, bis die Henker nachgaben. Dann sei der frühere Staatschef aufgefordert worden, ein letztes Mal das Glaubensbekenntnis abzulegen.
Seine letzten Worte richtete Saddam Hussein laut dem Richter Munir Haddad an das irakische Volk: Ich hoffe, dass Ihr geeint bleiben werdet und ich warne Euch, vertraut der iranischen Koalition (der schiitischen Regierung) nicht, diese Leute sind gefährlich, habe der Todeskandidat gesagt. Und dann: Ich habe vor niemandem Angst. Danach öffnet sich die Falltür und sein Körper fiel in die Tiefe – diese Bilder zeigte das irakische Fernsehen nicht. Ein privater schiitischer Sender strahlte aber später Bilder vom Leichnam Saddam Husseins aus, der in ein weißes Leichentuch gehüllt war. Zu sehen war lediglich der Kopf, der nach dem Genickbruch durch den Strang nach rechts geneigt war.
Was mit den sterblichen Überresten geschieht, war zunächst unklar. Die Leiche Saddam Husseins könnte seiner Familie übergeben werden, damit diese ihn bestatten könne, sagte Rubaie. Von den Angehörigen gab es vorerst keine direkte Reaktion. Die älteste Tochter Saddam Husseins, Raghdad, habe die Nachricht vom Tode ihres Vaters trotz ihres gewaltigen Schmerzes stoisch aufgenommen, sagte einer der Verteidiger des Ex-Präsidenten in der jordanischen Hauptstadt Amman. Von der in Katar lebenden Witwe Sajida da war nichts zu hören.
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