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"Ich brauche Geschwindigkeit, sonst fehlt mir etwas"

©BYD
Dort, wo andere bremsen, gibt sie Gas. Elena Egger (21) liebt Geschwindigkeit, Technik und Herausforderungen.

Geboren in Como (ITA), aufgewachsen in Bregenz und heute unterwegs auf den Rennstrecken dieser Welt, gehört sie zu den jungen Frauen, die mit Mut, Neugier und Ausdauer ihren eigenen Weg gefunden haben.

Lebt für den Motorsport: Elena Egger. ©Girls Only by WS Racing

Wenn ein Traum nicht lockerlässt

Es war keine typische Kinderfantasie. Als Elena mit 13 das erste Mal sagt, sie wolle Rennfahrerin werden, fällt die Reaktion zu Hause eher vorsichtig aus. "Ich glaube, sie dachten, das sei nur so eine Phase“, sagt sie und lacht. Doch sie bleibt dran und lässt sich nicht entmutigen. Mit 17 startet sie im Kartsport und feiert 2024 mit dem zweiten Gesamtrang in der chinesischen Karting Meisterschaft ihren größten Erfolg.

Mit dem Kartsport hat alles angefangen. ©Privat

Was sie antreibt, ist schwer in Worte zu fassen: "Wenn ich auf der Strecke bin, gibt es keine Probleme. Nur das Auto und mich.“ Dieses Gefühl lässt sie bis heute nicht los und bringt sie dahin, wo sie heute steht: Als Fahrzeugentwicklerin und Testfahrerin beim chinesischen E-Auto-Riesen BYD.

Kein geradliniger Weg

In der Schule läuft es anfangs nicht rund. In der Unterstufe des BG Bregenz Blumenstraße bleibt sie zweimal sitzen, ein Englisch und Mathematik. Doch sie verliert nie das Vertrauen in sich. Nach dem Wechsel an die internationale QSI-School in Shenzhen findet sie ihren Rhythmus. "Dort durfte ich meinen eigenen Weg gehen und selbständig alles einteilen, das hat mir extrem geholfen.“

Heute ist die 21-Jährige unter anderem auf dem Nürburgring unterwegs. ©Girls Only by WS Racing

Heute studiert sie Motorsport Engineering, wie schon ihren Abschluss auf Englisch. Für sie ist klar: "Wenn man weiß, wofür man etwas tut, fällt es leichter, dranzubleiben.“

Rückschläge und Rekorde

Unfälle, Verletzungen, Rückschläge, sie gehören dazu. "Ich habe mir einmal den Fuß gebrochen und bin trotzdem weitergefahren. Bremsen ging ja noch“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Im Dezember 2024 dann der größte Einschnitt: Ein Kart fällt auf ihren Rücken, die Folge ist eine Wirbelsäulenverletzung, ein Jahr Rennpause.

Ihre Helme designt die Bregenzerin selbst. ©Privat

Statt stehen zu bleiben, nutzt sie die Zeit. Sie beginnt bei BYD zu arbeiten, nicht im Büro, sondern direkt am Fahrzeug. Testtage, Abstimmungen, Prototypenentwicklung. "Es war, als hätte mir das Leben gesagt: Jetzt lernst du mich von einer anderen Seite kennen.“

Der Lohn: Mit dem Team entwickelt sie das Hypercar Yangwang U9X, das mit 496,22 km/h Ende September einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Serienfahrzeuge aufstellt. Neben ihrer Arbeit bei BYD ist sie aktuell auch in der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) aktiv.

Auch in der Formel 4 war sie schon als Testfahrerin unterwegs. ©Privat

Sie wirkt ruhig, fast zurückhaltend, aber sobald sie über Technik spricht, beginnen ihre Augen zu leuchten. "Am schönsten ist das Gefühl, wenn ich weiß: Irgendwo im Fahrzeug ist meine Gravur versteckt.“

"Man darf sich nicht vom Leben zerreißen lassen“

Wer die 21-Jährige allerdings nur als Technikerin sieht, täuscht sich. In ihrer Freizeit backt sie leidenschaftlich gern, "weil ich auch viel Süßes esse“, sagt sie. Außerdem designt sie ihre eigenen Helme Und wenn gar nichts mehr geht? "Dann baue ich Lego. Das ist wie Meditation für mich.“

Was sie jungen Menschen mitgeben will? "Ich glaube, alles hat irgendwann einen Sinn, auch die schwierigen Phasen. Man darf sich nicht davon zerreißen lassen. Man muss sie nutzen.“

(VOL.AT)

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