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Iceberg: Die Popkultur der 80er Jahre in der Arena Wien

Beim Iceberg verwandelt sich die Arena monatlich in eine Zeitmaschiene
Beim Iceberg verwandelt sich die Arena monatlich in eine Zeitmaschiene ©Iceberg
New Wave der 80er und ein bunt gemischtes Publikum. Seit fast 20 Jahren zählt der Iceberg in der Arena zu den kultigsten Parties in Wien. VIENNA.AT traf Inhaber und Gründer der ersten Stunde Gerald Prudil zum Gespräch und sprach mit ihm über das einzigartige Konzept, die Entwicklung in den letzten Jahren und wie lange es den Iceberg in Zukunft noch geben wird.
Bilder vom Iceberg
party.vienna.at

Vor etwa 19 Jahren fand das erste Iceberg in der Arena statt. Wie kam es dazu und was war die Idee bei der Entstehung der Veranstaltung?

Anfang der 90er haben wir eigentlich zur etwas härteren Gitarrenmusik Feste veranstaltet. Später haben wir uns dann gedacht, dass irgendwas „poppiges“ auch noch nett wäre. Also so ein Spaßprojekt nebenbei. Ja und aus diesem Spaßprojekt ist eben der Iceberg geworden. Wir haben uns gedacht das könnte vielleicht ein paar Jahre gut gehen aber dann wird es keinem mehr interessieren. Dass es dann solange funktioniert, das war eigentlich unbeabsichtigt.

Hat man je darüber nachgedacht am Konzept etwas zu verändern oder sich weiter anzupassen? Hat man seit damals etwas verändert?

Das Konzept hat sich insofern geändert da wir größer geworden sind. Bei der ersten Veranstaltung hatten wir um die 500 Personen in einer Halle. Mittlerweile haben wir bis zu 2000 Leute in drei Hallen. Aber natürlich hat sich somit auch die Musik geändert, denn man kann bei 500 Leuten ein wesentlich spezielleres Programm fahren als bei 2000. In der großen Halle spielt es aber immer noch die 80er Jahre, vor allem New Wave und die neue deutsche Welle. Wir konzentrieren uns dabei auf alles was so aus dem europäischen Raum der 80er Jahre gekommen ist. Schon im ersten Jahr ist dann der Rockfloor Full Tilt dazugekommen und nach etwa 7 Jahren auch der Elektronik Floor, der jetzt Beat Boutique heißt.

Die originellen und stets themenbezogenen Flyer sind schon zu einem Markenzeichen geworden. Wann und warum hat man sich für diese Variante entschieden?

Zu Beginn war das noch nicht so. Da hatten wir das Geld auch gar nicht und konnten uns nur einfarbige Flyer leisten. Das waren damals reine Veranstaltungsankündigungen. Erst später, nachdem wir uns auch mehrfarbige Flyer leisten konnten, haben wir mit den jetzt bekannten Klapp-Flyern begonnen. Es war uns auch einfach viel zu fad nur zu schreiben welcher DJ auflegt und wo die Arena ist. Wir haben dann vermehrt für uns lustige oder auch politische Themen in die Gestaltung einfließen lassen.

Wird es Iceberg oder andere Ableger auch mal außerhalb der Arena geben? Vielleicht auch außerhalb von Wien?

Sag niemals nie, möglich ist natürlich alles aber wir fühlen uns hier in der Arena recht wohl und auch die Arena fühlt sich mit uns recht wohl, das klappt eigentlich ganz gut. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre es vielleicht einfacher gewesen zu sagen wir probieren das jetzt noch woanders. Mittlerweile ist der Iceberg in drei Hallen und daher müsste man das Raumkonzept vermutlich deutlich einschränken. Dann wäre es einfach nicht mehr DER Iceberg sondern vielleicht ein „Iceberg Light“ und auf das haben wir nicht besonders Lust.

Wer fühlt sich von Iceberg angesprochen? Wer soll angesprochen werden?

Naja, auch das hat sich in den letzten 20 Jahren geändert. Wir haben am Anfang Leute angesprochen die so alt waren wie wir und jetzt sind wir alte Säcke. Aber auch diese Leute kommen immer noch. Interessanter Weise fallen die aber überhaupt nicht auf und fühlen sich auch überhaupt nicht unwohl. Es gibt genug andere Parties bei denen du mit über 30 der älteste bist und alle schauen dich irgendwie blöd an. Das ist beim Iceberg überhaupt nicht der Fall. Wir haben Gäste die sind so um die 20-40,also bunt gemischt. Dadurch dass die 80er Jahre in letzter Zeit sehr populär geworden sind ist das Publikum vielleicht auch ein bisserl „mainstreamiger“ geworden als am Anfang.

Wie verortest du die aktuelle Entwicklung Wiener Club und Lokalszene? In welche Richtung entwickelt sich die aktuelle Szene?

Das ist eine gute Frage. Meiner Meinung nach gibt es mehrere Entwicklungen die sich parallel ergeben. Man hat zum einen die kleinen und Kleinstveranstaltungen wo in einem Lokal ein DJ sehr gut auflegt und für wirklich nette Abende sorgt. Auf der anderen Seite gibt es die Tendenz zur Großveranstaltung und mittlerweile sind wir, ohne es zu wollen, auch eine Großveranstaltung geworden. Aber Iceberg funktioniert unter anderem auch genau deshalb. Ich glaube aber wenn man jetzt beginnt mit einer 80er Jahre Veranstaltung sagt man sich: „Ja das war schon, das hatten wir schon und das brauchen wir nicht“. Also so in der Größe würde das glaub ich nicht mehr funktionieren. 

Wie hebt sich Iceberg von anderen Nostalgie Parties in Wien ab? Was macht den Iceberg so erfolgreich?

So viele 80er Jahre Parties gab es in Wien eigentlich nicht. Es hat zwar immer nebenbei so ein paar gegeben die parallel gelaufen sind, aber wir sind eigentlich untereinander recht gut ausgekommen. Es gibt natürlich immer ein paar Unterschiede und auch Missverständnisse aber jeder findet sein Publikum. Es gibt bei uns Leute die kommen in die Arena und sagen: „Was? Ich muss aus einem Becher meine Getränke trinken? Ich möchte ein Glas!“ Also die wären dann vermutlich im u4 oder wo anders besser aufgehoben. Wir waren zwar nicht die ersten, aber wir haben schon sehr früh eine Retropartie veranstaltet bevor die anderen auf diesen Zug aufgesprungen sind. Jetzt gibt es noch Parties die sich vielleicht nicht gerade um die 80er sondern eher um die 90er und jetzt wahrscheinlich bald um die Nuller Jahre kümmern werden. Ich finde das ist auf jeden Fall eine grandiose Idee.

Kann man ungefähr abschätzen wie lange der Iceberg noch erfolgreich sein wird? Wie lange soll die Erfolgsgeschichte noch weitergehen?

Na die 20 Jahre wollen wir schon noch erleben (lacht). Ansonsten muss man einfach schauen, wie lange sich das was wir uns unter einer Veranstaltung vorstellen noch umsetzen lässt. Wenn wir auf extrem viel Widerstand stoßen und sich das ganze vielleicht nicht mehr auszahlen würde hören wir auf. Ob das jetzt 21 Jahre sind oder 34 ist ganz egal. Wir rechnen seit dem 10ten Jubiläum gar nicht mehr sondern schauen einfach von einem Jahr aufs andere. Wir sagen uns aber immer wieder: Wenn wir aufhören, dann hören wir mit einem Geburtstag auf. Derzeit gibt es aber keine Anzeichen aufzuhören und daher machen wir es auch nicht.

Worauf können sich die Wiener in den kommenden Wochen und Monaten freuen?

Auf den Iceberg! Die Kontinuität von uns ist natürlich die große Halle. Da legen zwei recht beliebte DJ’s auf, zum Beispiel der DJ Elk der auch ja auch recht bekannt und ähnlich lang im Geschäft ist. Die machen einen Sound der natürlich relativ ähnlich ist jedesmal. Die 80er Jahre sind ja auch schon vorbei und daher ist der Pool aus dem man schöpft nicht unendlich. Dafür sind die beiden anderen beiden Hallen immer relativ offen. Es gibt in jeder Halle einen Gast DJ der monatlich wechselt und auch seine eigenen Schwerpunkte hat. Mal ist es in der Rockhalle härter und mal etwas poppiger. Einmal legt am Electronic Floor Slack Hippy von fm4 auf und einmal Bionic Kid von den Waxolutionists. Also es tut sich immer was. Jeder Iceberg ist ein bisschen anders.

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