Hypo-U-Ausschuss: "Kulterer blieb nichts als das nackte Leben"

Diese ortet Kulterer eher bei der vorübergehenden Mehrheitseignerin BayernLB, die er “vorm Gasgeben gewarnt” habe und bei der “kurzfristigen Verstaatlichung”.
“Ernüchterung meines Lebens”
Die Verstaatlichung sei überhaupt “die Ernüchterung meines Lebens”, sagte Kulterer, der nie willfähriger Umsetzer von Jörg-Haider-Wunschprojekten gewesen sein will. Die Hypo habe vom Land vorgeschlagene Projekte immer genau geprüft und gegebenenfalls abgelehnt. “Ja, die Politik war da, man hat sich arrangieren müssen, wie jeder der eine Bank leitet, die im Mehrheitseigentum eines Landes steht. Das bedeutet aber nicht, dass man sich deswegen von der Politik vergewaltigen lassen muss”, sagte Kulterer.
Kulterer: Swap-Verluste ursprünglicher Grund für Desaster
Zu den Landeshaftungen sagte Kulterer, man habe sich dafür eingesetzt, dass im Zuge der Hypo-Spaltung 2004 die Haftungen auch auf die Hypo-International ausgeweitet werden, was auch geschah. Dass die Hypo noch vor dem Bayern-Einstieg “jene Zeit, als es noch Haftungen gab, exzessiv genutzt hat, um billige Liquidität ins Unternehmen zu bringen, sieht man in den Bilanzen. Das Kreditwachstum ist erst später gekommen”.
Ursprünglicher Grund für das Desaster seien zwar die Swap-Verluste von schlussendlich 328 Mio. Euro gewesen, so Kulterer. Eingesetzt worden sei für die Währungswette “fast nix”, einige Millionen vielleicht. Hier schob er die Verantwortung auch darauf, dass der damals verantwortliche Treasurer sich “von den Investmentbanken über den Tisch ziehen lassen” habe und er, Kulterer, ursprünglich nicht informiert gewesen sei. Selbst würde Kulterer die Verluste wieder so bilanzieren, wie er es vorgehabt hatte. Auf zehn Jahre hätte man “zehn bis 15 Prozent” beim Ergebnis eingebüßt, was verkraftbar gewesen wäre, so der ehemalige Manager.
“Brutalste Schädigung der Bank”
Nur kamen hier die Wirtschaftsprüfer dazwischen, die die Bilanztestate für 2004 und 2005 im März 2006 zurückzogen. Dies sei seitens der FMA noch dazu exklusiv an eine Zeitung weitergegeben worden, ohne dass der Hypo-Vorstand informiert worden sei, so Kulterer. Er sah und sieht eine “unverantwortliche Vorgehensweise der FMA und einen Widerspruch zum gesetzlichen Auftrag” der Behörde. “Die Motive dahinter verstehe ich bis heute nicht. Das war eine brutalste Schädigung der Bank, das ist klar.” Der FMA-Mediensprecher bestritt heute gegenüber der APA, dass er damals die Information weitergegeben habe; gegen jeden, der das behaupte, werde er rechtliche Schritte unternehmen.
Warnung an Bayern ignoriert?
Die Bayern habe er vor deren Einstieg noch vor den Risiken in der Hypo gewarnt und gesagt, es müsse konsolidiert werden, bevor man weiter Gas gebe. Nur die Warnung hätten die Bayern nicht befolgt – obwohl alle relevanten Unterlagen in einem Datenraum zur Verfügung gestanden seien. Die Bayern hätten auch zugesichert, sie würden ihre Risikosysteme in der Hypo implementieren, so Kulterer. Aber: “Das ist nicht gelungen, nicht gemacht worden.” Auch die 4 Mrd. Euro – zu denen jetzt ein Vergleich zwischen Wien und München angestrebt wird – hätten die Bayern für Wachstum verwendet, so Kulterer, der neuerlich in den U-Ausschuss geladen werden soll.
“Mir blieb nur das nackte Leben”
“Mir ist nur das nackte Leben geblieben”, ist Kulterer jedenfalls nach seinen Verurteilungen – er sitzt in Haft wegen Hypo-Causen – überzeugt. Angetan könne ihm nichts mehr werden. “Mir ist klar, dass ich für viele den Kopf hinhalte, auch für Haider”, sagte Kulterer ziemlich gezeichnet in seinem Eingangsstatement am Donnerstag vor Abgeordneten und Medienvertretern im parlamentarischen Hypo-U-Ausschuss.
Nach Kulterer sollte noch dessen ehemaliger Hypo-Vorstandskollege Günter Striedinger befragt werden.
(APA)
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