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Hutwelker will sich in Altach beweisen

Karsten Hutwelker will sich in Altach nicht nur sich selbst beweisen. Der Deutsche sprach im "VN"-Interview über Krebs, Karriere und Zukunft. Karsten Hutwelker

VN: 14 Klubs in 17 Profijahren brachten Ihnen den Beinamen eines Wandervogels. Wie kam es dazu?
Hutwelker: “So viel? Ich zähl sie eigentlich nicht. Aber so war früher die Transferpolitik der Klubs. Ich war nicht ganz 18 Jahre, als ich in Düsseldorf einen Profivertrag unterschrieb, als der Klub aus der Bundesliga abstieg. Der Verein hatte fünf Jahre meine Transferrechte und wollte mich nicht verkaufen. Also wurde ich vier Mal verliehen. Erst als Bochum bereit war, 350.000 Mark zu zahlen, kam ich weg. So kommen schnell ein paar Klubs zusammen.”

VN: Wie kamen Sie zum Fußball?
Hutwelker: “Meine Mutter steckte mich mit fünf Jahren in den Turnverein. Als wir da zum Aufwärmen einmal Fußball spielten, wusste ich: Das ist es. Meiner Mutter hat es gefallen, sie war auf Anhieb euphorisch.”

VN: Welche Station hat den Fußballer Hutwelker am meisten geprägt?
Hutwelker:
“Ich habe von überall etwas mitgenommen. Ob in Düsseldorf das erste Spiel, das erste Tor, ob in Bochum der UEFA-Cup, in Italien oder England die gänzlich andere Spielphilosophie. Ich hatte überall meinen Spaß. Und der ist wichig, wenn man seinen Beruf ausüben will.”

VN: Im Vorjahr dürfte Ihnen der Spaß mit dem Ausbruch der Krebserkrankung vergangen sein?
Hutwelker: “Kurzfristig bin ich in ein tiefes Loch gestürzt. Aber ich bin ein Kämpfer und immer gegen den Strom geschwommen. Es war aber mit Sicherheit mein größter Kampf.”

VN: Sie sind mit dem Thema von Beginn an offen umgegangen. Wie wurde die Krankheit entdeckt?
Hutwelker: “Eines Morgens bin ich mit einer Schwellung im Backenzahn aufgewacht, es hat nicht weiter gestört. Im Vorjahr dann vor dem Spiel in Paderborn ist die Schwellung Richtung Zunge gewandert und die Schmerzen kamen. Ich bin zum Zahnarzt, dann zum Kieferspezialisten, der eine Gewebeprobe nahm. Drei Tage später, zwei Tage vor meinem 35. Geburtstag, erhielt ich die Nachricht.”

VN: Muss schrecklich gewesen sein?
Hutwelker: “Der Arzt fragte mich, ob ich es schonend oder mit der Kelle erfahren möchte. Ich sagte, mit der Kelle. Er meinte nur, der Tumor ist heilbar, kann aber auch zum Tod führen.”

VN: Nur ein halbes Jahr später feierten Sie aber schon Ihr Comeback?
Hutwelker:
“Mein Glück war, dass der Krebs im Kiefer eingeschlossen war. Sieben Zentimeter meines Kieferknochens wurde entfernt und durch einen Teil meines Beckenknochens ersetzt. Derzeit habe ich alle drei Monate eine Untersuchung, dann zwei Mal jährlich, erst nach fünf Jahren gelte ich als geheilt. Aber ich bin der Typ: Es geht weiter. Deshalb habe ich beschlossen: Meine Karriere soll nicht so zu Ende gehen. Ich will nicht ein Abschiedsspiel als Almosen. Wenn es nicht mehr geht, dann merk ich es selbst.”

VN: Wie kam der Kontakt mit Altach zustande?
Hutwelker: “Ich wollte weiterspielen, hatte aus Deutschland ein paar Anfragen, bis mir mein Manager vom Interesse von Altach erzählte. Mit dem Trainer habe ich ja viele Schlachten auf dem Spielfeld geschlagen, ich rechts und er links. In Saarbrücken kreuzten sich dann unsere Wege, spielten wir zwei Jahre zusammen. Wir haben telefoniert und ich sagte ihm: ‘Gib mir die Chance und du wirst es nicht bereuen.’ Jetzt bin ich da und ich denke, ich kann ihm etwas zurückgeben und dem Verein helfen.”

VN: Aber Ihr Einjahresvertrag ist extrem leistungsbezogen?
Hutwelker: “Wenn ich kein Spiel mache, bekomme ich zu Hause Probleme. Denn dann geht nur Geld vom Konto runter, aber keines geht rauf. Mir war es egal, ob leistungsbezogen oder nicht, ich will Fußball spielen und es einigen noch beweisen.”

VN: In Augsburg konnten Sie das nicht mehr?
Hutwelker: “Unter Trainer Rainer Hörgl hatte ich keine faire Chance mehr.”

VN: Sie spielten mit Patrick Pircher und Axel Lawarée?
Hutwelker: “Der Patrick ist ein lustiger Kerl, er hat sich etabliert. Axel kam mit viel Vorschusslorbeeren, ich habe ihn als ganz feinen Typ kennengelernt.”

VN: Ihr Bezug zum österreichischen Fußball?
Hutwelker: “Heribert Weber und Andi Heraf holten mich zurück nach Saarbrücken. Unter Heraf wäre ich dann fast in Lustenau gelandet. Ich war mit Herrn Nagel schon fast einig, dann bin ich aber doch in Augsburg gelandet.”

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