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Hurts holten im Gasometer das Maximum heraus

Sänger Theo Hutchcraft von der Band "Hurts".
Sänger Theo Hutchcraft von der Band "Hurts". ©APA
Bereits im März spielten Hurts ihre Debüt-Show auf österreichischem Boden in der Wiener Arena. Am Montag legten die beiden Pathos-Popper nach und lieferten ein "Maximales"-Konzert im Gasometer.
Hurts im Vienna.at-Interview
Hurts in der Arena Wien

Nachdem das Duo aus Manchester ohne neues Material anreiste, war das erste Album “Happiness” (Sony) erneut der einzige Quell der Melancholie im 80er-Gewand. Doch Frontmann Theo Hutchcraft und Kompagnon Adam Anderson konnten dabei im zweiten Anlauf die Schwächen ihres ersten Gigs zum größten Teil vergessen lassen.

An den Start gingen Hurts mit “Silver Lining” und ließ, bevor man selbst erschien, erst einmal zwei mit schwarzen Flaggen ausgestatteten “Mönchinnen” den Vortritt. Stylish wie erwartet kamen dann die beiden Herren mit schwarzem Sakko und weißem Hemd um den Pathos zu predigen – eine weiße Harfe und ein gleichfarbiges Blumengesteck auf Andersons Piano warteten bereits. Ein feminines Streicherquartett, Drummer, Keyboarder und ein Mann an der Gitarre komplettierten dann das Ensemble. Nicht nur die optischen Reize waren der Unterschied, man bot im Vergleich zur Arena druckvollere Beats, und auch die langsameren Songs wirkten gestern zwingender. Jedenfalls ging man gleich in die Vollen, ließ als zweiten Song den großen Hit “Wonderful Life” und “Happiness” erklingen.

Hurts danken Wien

Die negativen Aspekte waren zwar immer noch in Form von einigen doch schwachbrüstigen Balladen vorhanden, die – nicht zuletzt auch wegen Hutchcrafts ähnlich schmachtendem Gesangsstil – an George Michael in Atemnöten erinnerten. Doch der mehr als halbvolle Saal war trotzdem in erbauter Stimmung. Besonders als es Adam Anderson nicht mehr am Stuhle hielt und er beherzt die Gitarre ergriff, was Hutchcraft mit ganz schön beunruhigenden Verrenkungen am Mikroständer kommentierte. Jubel zur Bühne und ein “Danke schön, Wien” von Hurts waren das Resultat.

Hurts holten das Maximum heraus

Ein wenig Ausdruckstanz des Damen-Duos war nach sechs Songs dann keine schlechte Idee, war doch erst eine halbe Stunde um. Eine halbe Stunde, die die Hälfte der gut verkauften Sitzplatz-Besucher inzwischen stehen ließ. Die zweite Halbzeit ließ dann endlich die vorher eher lautlosen Streicherinnen in den Mittelpunkt rücken, die minutenlange Wehmut erstrichen, ehe die Drums wieder ertönten. Zur Halbzeit konnte man bereits resümieren, dass Hurts aus dem vorhandenen Material doch das Maximum herausholen konnten. Eines müssen die beiden Briten aber doch noch lernen, wollen sie die Meisterschaft in Sachen Pop-Pathos erreichen, nämlich ihr künstliches Leiden noch glaubwürdiger darzustellen.

Staaaayyyyy, Hurts!

Einen großem Vorteil hatte die Sache mit dem einem Album, das übrigens erst Ende September nach 46 Wertungswochen aus den österreichischen Charts verschwand – man kannte jeden Song und nach etwas mehr als einer Stunde war das Ende nah. Fazit: Noch ein halbwegs gutes Album und viel Übung in der Theatralik beim Live-Auftreten wären mögliche Mittel, den Erfolg zu prolongieren. “Stay”, der Hit aus dem Soundtrack von “Kokowääh”, ließ dann um 22:20 Uhr noch Platz für zwei Zugaben. Der Jubel darauf – er war fanatisch! – sollte doch Motivation genug sein. Im “NME” äußerten Hurts bereits, dass ein neues Album anstehen würde – man wäre nur noch auf der Suche nach der nächsten Depression.

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