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Hurrikan Milton: Wie schlimm ist die Katastrophe wirklich?

©APA/AFP
Florida, Tampa: Bürgermeisterin Jane Castor warnt Bewohner der Hauptbedrohungszonen: „Wenn ihr die nicht evakuiert, werdet ihr sterben.“

Nur knapp zwei Wochen nach Hurrikan Helene trifft Florida eine weitere Naturkatastrophe: Hurrikan Milton, der laut den momentanen Daten Sturm-Rekorde bricht. Inmitten der Aufräumarbeiten nach Helene müssen große Teile der Westseite von Florida evakuiert werden. Doch wie schlimm ist die Katastrophe wirklich?

„Milton hat das Potenzial, einer der zerstörerischsten Hurrikane in der Geschichte von West-Zentral-Florida zu werden“, sagte John Cangialosi, ein Spezialist des National Hurricane Center, noch am Dienstag (Ortszeit).

Hurrikan Milton Verlaufsprognose ©APA

Hurrikan Milton im Vergleich zu Hurrikan Katrina

Der Hurrikan Katrina - vielleicht der bekannteste Sturm, über den je weltweit berichtet wurde - war ein tropischer Zyklon, der im August 2005 die US-Golfküste traf. Er wird als eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA in Erinnerung behalten.

Hurrikan Katrina (2005): Bewohner von New Orleans bitten um Rettung vor der Flut. ©Reuters

Katrina breitete sich im August 2005 über den Bahamas und verstärkte sich im Golf von Mexiko zu einem Hurrikan der Kategorie 5 mit anhaltenden Winden von 281 km/h. Als er am 29. August in der Nähe von New Orleans landete, hatte er sich leicht abgeschwächt und war ein Hurrikan der Kategorie 3 mit Winden von etwa 201 km/h.

80 Prozent einer US-Großstadt unter Wasser

Die Sturmflut von Katrina ist in einigen Bereichen bis zu 8.5 Meter hoch gewesen und führte zu weitreichenden Überschwemmungen, insbesondere in New Orleans. Das dortige Deichsystem, das die Stadt schützen sollte, versagte und ließ 80 Prozent von New Orleans unter Wasser stehen.

Die Überschwemmungen, die Katrina mit sich brachte, vertrieben Hunderttausende Menschen und führten zu über 1.300 Todesfällen. Viele waren in ihren Häusern oder Notunterkünften gefangen und konnten den steigenden Wassermassen nicht entkommen.

"Milton" zieht Spur der Verwüstung

Hurrikan "Milton" ist am Donnerstag mit einer Spur der Verwüstung über das Zentrum Floridas gezogen, hat aber an Heftigkeit deutlich verloren. Stunden zuvor hatte er als Hurrikan der Kategorie drei von insgesamt fünf Stufen die Westküste des US-Bundesstaates erreicht, Tornados niedergehen lassen, Häuser zerstört und die Stromversorgung von mehr als zwei Millionen Haushalten und Unternehmen lahmgelegt. Tornados im Vorfeld töteten zwei Menschen.

Die Windgeschwindigkeiten erreichten bis zu 195 Kilometer pro Stunde, teilte das nationale Hurrikan-Zentrum mit. "Milton" zog Richtung Atlantik weiter und wurde wegen nachlassender Windstärke in die Kategorie eins heruntergestuft, sorgte aber immer noch für starke Regenfälle und Sturmfluten. Der Hurrikan befand sich Donnerstagvormittag (MESZ) etwa 75 Kilometer südwestlich von Cape Canaveral, dem Raketenstartzentrum der US-Weltraumbehörde NASA. Für das Gebiet der Tampa Bay einschließlich der Städte Tampa, St. Petersburg und Clearwater wurde eine Sturmflut-Warnung ausgerufen, wie das Hurrikan-Zentrum mitteilte.

Tampa Bay könnte großteils verschont bleiben

Das Auge des Sturms traf auf Siesta Key, eine Inselstadt mit etwa 5.400 Einwohnern vor Sarasota, etwa 100 Kilometer südlich des Großraums Tampa Bay. Dort leben mehr als drei Millionen Menschen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis äußerte die Hoffnung, dass die Tampa Bay, die einst als potenzielles Ziel des Sturms galt, von größeren Schäden verschont bleiben könnte. Laut Prognosen könnten die Pegel an der Küste dort aber immer noch um bis zu vier Meter steigen.

Evakuierung nicht mehr möglich

Der Hurrikan habe mindestens 19 Tornados ausgelöst und etwa 125 Häuser zerstört, die meisten davon die in den USA häufigen Mobilheime, sagte DeSantis. Nach dem Evakuierungsaufruf für Millionen Menschen der vergangenen Tage sei es nun zu spät dafür. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu gefährlich, um sicher zu evakuieren, also muss man sich an Ort und Stelle verschanzen", sagte DeSantis. Vor Eintreffen des Hurrikans hatten sehr viele Menschen ihre Häuser vorsorglich verlassen.

Bei einem der mutmaßlich durch den Hurrikan ausgelösten Tornados in Fort Pierce an der Ostküste Floridas soll es zu mindestens zwei Todesfällen in einer Seniorenwohnanlage gekommen sein, wie der TV-Sender NBC News unter Berufung auf die lokalen Sicherheitsbehörden berichtete. In dem Gebiet soll es etwa 17 Tornados gegeben haben, 100 Häuser seien zerstört worden. Nach Angaben der Plattform PowerOutage.us waren mehr als zwei Millionen Haushalte und Unternehmen in Florida ohne Strom.

Nur Tage nach Hurrikan "Helene"

Die Evakuierungen sorgten dafür, dass viele Autobahnen in dem Gebiet verstopft waren und an einem Viertel der Tankstellen in Florida kein Treibstoff mehr vorhanden war. Die Zivilschutzbehörde hatte große Mengen Trinkwasser, Millionen Mahlzeiten und andere Hilfsgüter sowie Personal in das Gebiet gebracht. Die Hilfen würden die Bemühungen um den Wiederaufbau nach dem vorangehenden Hurrikan Helene nicht beeinträchtigen, betonte Behördenchefin Deanne Criswell. Im Zoo von Tampa überstanden Tiere wie afrikanische Elefanten, karibische Flamingos und Zwergflusspferde den schweren Wirbelsturm.

Große Teile des Südens der USA erlebten erst vor kurzem die tödliche Kraft des Hurrikans "Helene", der eine Schneise der Zerstörung durch Florida und mehrere andere Bundesstaaten zog, mehr als 200 Menschen kamen dabei ums Leben. Es wird erwartet, dass beide Stürme Schäden in Höhe mehrerer Milliarden Dollar verursachen werden.

Biden sagt Deutschland-Besuch ab

US-Präsident Joe Biden wurde laut einer Erklärung des Weißen Hauses von den Notfallbehörden über die ersten Auswirkungen des Hurrikans unterrichtet. Biden hatte mit Hinweis auf Hurrikan "Milton" seinen Deutschland-Besuch und ein multilaterales Ukraine-Treffen auf dem US-Stützpunkt Ramstein abgesagt. Dies wurde auch im Zusammenhang mit den US-Präsidentschaftswahlen Anfang November gesehen, bei denen Bidens Stellvertreterin Kamala Harris gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump antritt. Trump hatte das Krisenmanagement von Biden und Harris scharf kritisiert.

Taylor Swift spendet

Pop-Superstar Taylor Swift (34) hat für die Hurrikan-Opfer fünf Millionen US-Dollar (rund 4,5 Millionen Euro) gespendet. Sie seien der Sängerin für ihre großzügige Spende für die Versorgung der Opfer der Hurrikans "Helene" und "Milton" unglaublich dankbar, teilte die Hilfsorganisation "Feeding America" in ihren sozialen Medien mit. Das Geld würde in die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern und in den Wiederaufbau von Gemeinden fließen.

(APA/VOL.AT)

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