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Humanitäre Lage in ukrainischen Städten spitzt sich zu

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Angesichts anhaltender russischer Angriffe in der Ukraine wird dort die Lage in etlichen Städten für die Zivilbevölkerung immer schwieriger.

Die Verwaltung der umzingelten Stadt Mariupol teilte am Dienstag mit, dass weiteres russisches Bombardement diese "in die Asche eines toten Landes" verwandle. Ukrainische Behörden berichteten von einer sich anbahnenden Hungersnot in der von Russland eingenommenen Stadt Cherson.

Für die 300.000 Einwohner dort wurden dem Außenministerium in Kiew zufolge Lebensmittel und Medizin knapp. "Dennoch verweigert Russland einen Fluchtkorridor, um Zivilisten aus der Stadt zu lassen."

Kiew wirft Moskau Entführungen vor

Kiew warf Moskau zudem vor, vor dem Krieg flüchtende Zivilisten nach Russland zu entführen. "Frauen und Kinder werden massenhaft aus den Gebieten der Regionen Donezk und Luhansk abgeschoben", schrieb die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, am Dienstag auf Facebook. Moskau betont immer wieder, dass viele Ukrainer darauf warteten, etwa aus der belagerten Hafenstadt Mariupol über Fluchtkorridore nach Russland evakuiert zu werden. Kiew bestreitet das.

Denissowa erhob weitere schwere Vorwürfe gegen Russland: "Frauen, Kinder, alte Leute werden durchsucht, ihnen werden die ukrainischen Dokumente und Telefone abgenommen und sie werden in grenznahe russische Gebiete geschickt. Dort werden sie in Konzentrationslagern untergebracht mit anschließender Umsiedelung in die depressiven Regionen Russlands." Für diese Anschuldigungen legte sie allerdings keine Beweise vor.

Aufruf zur Flucht

In Erwartung schwerer Kämpfe in der Nähe der Hauptstadt Kiew forderten ukrainische Behörden die Zivilbevölkerung in Boryspil nahe des gleichnamigen internationalen Flughafens auf, die Stadt zu verlassen. Russischen Truppen ist es seit ihrem Einmarsch in das Nachbarland am 24. Februar nicht gelungen, eine größere Stadt einzunehmen. Auch der Vormarsch auf Kiew stockt. Dagegen konnten russische Truppen im Süden offenbar Geländegewinne erzielen.

UNO: "Absurden Krieg" beenden

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres forderte die Regierung in Moskau auf, den "absurden Krieg" zu beenden, der den Ukrainern nur eine "lebende Hölle" bereite und zu nichts führe. Russland könne den Krieg nicht gewinnen. "Die Ukraine kann nicht Stadt für Stadt, Straße für Straße, Haus für Haus erobert werden. Früher oder später wird man vom Schlachtfeld zum Friedenstisch wechseln müssen." Der Portugiese forderte einen sofortigen Waffenstillstand. Die Fortsetzung des Kriegs sei moralisch inakzeptabel, politisch nicht vertretbar und militärisch unsinnig.

Die ukrainische Regierung gehe davon aus, dass die Kämpfe mit Russland innerhalb von zwei bis drei Wochen enden könnten, sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Olexij Arestowytsch, in einem Interview. Das Hauptziel der russischen Truppen sei, Kiew unter ihre Kontrolle zu bringen. Es sei jedoch "Selbstmord", dies zu versuchen. Westliche Sicherheitsexperten warnen seit Tagen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin aus Frustration über fehlende militärische Erfolge andere Waffen einsetzen könnte.

Biologische und chemische Waffen?

Die USA warnten, dass Russland auch biologische oder chemische Kampfstoffe einsetzen könnte. Präsident Joe Biden warf Putin vor, mit unwahren Behauptungen den Boden für den Einsatz dieser international geächteten Waffen zu bereiten. Putin stehe mit dem Rücken zur Wand und mache Aussagen, die nicht stimmten. Aus US-Verteidigungskreisen verlautete, es gebe gegenwärtig keine konkreten Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Einsatz von biologischen oder chemischen Waffen.

Diplomatische Bemühungen

Die Ukraine und westliche Länder sprechen von einem Angriffskrieg. Russland bezeichnet sein Vorgehen in der Ukraine dagegen als Spezialoperation zur Zerstörung militärischer Stützpunkte sowie zur Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine. In dem Krieg sollen nach Angaben der Ukraine und aus westlichen Sicherheitskreisen mehrere zehntausende Menschen gestorben sein. Eine unabhängige Überprüfung ist nicht möglich. Die UNO spricht mittlerweile von 3,5 Millionen Geflüchteten.

Unterdessen laufen weiterhin diplomatische Bemühungen, um den Konflikt zu beenden. Am Mittwoch reist Biden für eine Reihe von Gipfeltreffen mit westlichen Partnern nach Europa. Russlands Vize-Außenminister Sergej Rjabkow sieht die Beziehungen zu den USA wegen des Kriegs aber am "Rand des Abbruchs. Als Bedingungen für weitere Gespräche mit Washington nannte er ein Ende der Eskalation vonseiten der USA. "Sie müssen aufhören, Drohungen gegen Russland auszusprechen."

(APA/Reuters/dpa)

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