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Horst Pirker übernimmt Mehrheit von Gruner+Jahr

VGN-Geschäftsführer Horst Pirker
VGN-Geschäftsführer Horst Pirker
Die Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr steigt bei der Verlagsgruppe News (VGN) aus. Der deutsche Medienkonzern hielt durchgerechnet 56 Prozent am News-Verlag und damit die Mehrheit an Österreichs größter Magazingruppe. Die Gruner+Jahr-Anteile übernimmt nun News-Geschäftsführer Horst Pirker mit seiner I-MAG BeteiligungsgmbH. Der Vertrag zur Übernahme der Beteiligung wurde am Montag unterzeichnet.


Danach wurden die anderen Gesellschafter der Verlagsgruppe, nämlich die “Kurier”-Mediengruppe, die 25,3 Prozent an der VGN hält, und die Fellner-Brüder, die über eine reine Finanzbeteiligung 18,7 Prozent der Anteile besitzen, sowie Führungskräfte und Mitarbeiter der News-Gruppe informiert. Konkret übernimmt Pirker den 75-Prozent-Anteil von Gruner+Jahr in der Beteiligungsgesellschaft. Diese hält wiederum 74,7 Prozent an der Verlagsgruppe News, was durchgerechnet etwa 56 Prozent entspricht. Über Kaufpreis und Finanzierung der Übernahme wurden keine Details bekannt.

Der Umsatz der News-Gruppe betrug zuletzt um die 90 Millionen Euro. Das Eigenkapital war nach dem Verlust von 5,4 Millionen Euro im Jahr 2014 in den roten Bereich gerutscht. 2015 dürfte sich der Verlust in einer ähnlichen Größenordnung bewegen, dazu kommen vier bis fünf Millionen Euro an Rückstellungen und Wertberichtigungen. Zuletzt wurde deshalb von den Eigentümern unter der Federführung von Gruner+Jahr Eigenkapital in einer zweistelligen Millionenhöhe zugeschossen. Zugleich liefen die vergangenen acht Monate unter dem Projektnamen “G-H-W” die Verhandlungen über den Verkauf der Gruner+Jahr-Anteile an Pirker. Hinter der Abkürzung stehen die Standorte von Bertelsmann, Gruner+Jahr und der News-Gruppe: Gütersloh-Hamburg-Wien.

Für Gruner+Jahr ist der Ausstieg aus Österreich der nächste logische Schritt im Transformationsprozess. Aus unrentablen Ländern wie Polen, Russland, Rumänien, Ungarn oder den USA hat man sich in den vergangenen Jahren bereits zurückgezogen. Bertelsmann und seine Zeitschriften-Tochter konzentrierten sich auf den digitalen Umbau und mit Titeln wie “Barbara” oder “Stern Crime” auf den Ausbau des Magazin-Angebots im Kernmarkt Deutschland.

Jetzt folgt der Abgang aus Österreich. Von einer “Kindesweglegung” will man im Zusammenhang mit dem Verkauf aber nicht reden. Vielmehr handle es sich um einen geordneten Rückzug auf freundschaftlicher Basis. Mit der jüngsten Kapitalspritze und dem Verkauf an Pirker sei die Verlagsgruppe für die nächsten Jahre auch finanziell abgesichert, und man werde sogar mehr als bisher kooperieren, hieß es aus Gesellschafterkreisen.

Das Sorgenkind “News”, das zuletzt einen Verlust von vier bis fünf Millionen zum Ergebnis des Verlags beisteuerte, will Pirker trotz Bedenken anderer Gesellschafter weiterführen. Anzeigen, Umsätze, Auflagen und Leserzahlen des Titels hatten sich zuletzt stabilisiert. Und das operative Ergebnis des Verlags dreht seit März dieses Jahres erstmals. 2016 ist zwar noch ein geringer Verlust möglich, spätestens 2017 soll es nach Jahren der Durststrecke aber wieder schwarze Zahlen geben. Dafür muss die Magazingruppe noch Ergebnisse aus einem sogenannten “Health Check” des Beratungsunternehmens Czipin umsetzen. Von Sparen, effizienterem Ressourceneinsatz, intelligenten Lösungen und einer möglichen Neuordnung des Anzeigengeschäfts ist dabei verlagsintern die Rede.

Nach dem “Czipin-Eingriff” sollte das Unternehmen deutlich profitabel sein, danach seien Expansionsschritte angedacht, heißt es. Denkmöglich sei in der Folge auch eine Verbreiterung des Gesellschafterkreises oder eine Mitarbeiterbeteiligung auf Titelebene.

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