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Horizonterweiternde Hängematte: Tabita Rezaire im Weltmuseum

Tabita Rezaire lädt zur Horizonterweiterung in der Hängematte
Tabita Rezaire lädt zur Horizonterweiterung in der Hängematte ©APA/Weltmuseum/Roberto Ruiz
In der Hängematte liegen und zu den Sternen aufblicken, auf einer Wassertrommel für die Gottheit Yemoja spielen oder ihr in einem tropfenförmigen Textiltempel Opfergaben darbringen: Das Weltmuseum Wien lädt ab Mittwoch zur Ausstellung "Calabash Nebula: Cosmological Tales of Connection" der in Französisch-Guayana lebenden Künstlerin Tabita Rezaire. "Ich weiß, das ist ein Museum, aber es ist erlaubt, alles anzugreifen", strahlte sie bei der Präsentation am Dienstag.

Start einer neuen Ausstellungsreihe

Mit der drei raumgreifende Installationen umfassenden Schau startet das Weltmuseum ein neues Format - "WMW Contemporary" -, das Direktorin Claudia Banz als "klares Bekenntnis unseres Hauses für zeitgenössische Diskurse" sieht. Damit solle verdeutlicht werden, dass ethnologische Sammlungen eine große Relevanz im Hier und Jetzt hätten. Man wolle verstärkt mit zeitgenössischen Akteurinnen und Akteuren aus dem Globalen Süden zusammenarbeiten, die sich etwa mit Neokolonialismus, Traumata oder ökologischen Themen befassen.

Los geht es also mit Rezaire, die mit ihren Arbeiten "einen Resonanzraum zwischen historischen Objekten und aktueller Kunst" entstehen lasse, so Banz. Die Künstlerin verwebt indigene Weisheit, westliche Wissenschaft und spirituelle Rituale mit digitalen Technologien, um so etwa den Blick dafür zu öffnen, dass der Weltraum nicht nur Ort der Forschung und Eroberung ist.

Horizonterweiterung in der Hängematte

In der Installation "Des/astres" kann man sich dessen in traditionell gefertigten Hängematten liegend gewahr werden. Der Blick schweift zur Decke einer mit Palmblättern abgedeckten kreisrunden Hütte. Dort lässt Rezaire mit einem einstündigen Video astronomische Traditionen des Amazonasgebiets auf wissenschaftliche Perspektiven treffen. Ist Französisch-Guayana doch Stützpunkt des europäischen Weltraumprogramms, wartet aber auch mit Hüterinnen und Hütern spirituellen Wissens auf.

Im nächsten Raum steht die Installation "Omo Elu", die sieben mit Indigo gefärbte, von der Decke hängende Textilien umfasst. Sie zeigen Orisha Yemoja - eine Gottheit der Flüsse und Ozeane des westafrikanischen Volkes Yoruba - als Mutter, Heilerin, Schöpferin, oder auch Herrscherin. In der Mitte der kreisrund angeordneten Fahnen steht eine Wassertrommel bereit, um für Yemoja zu spielen, erklärte Rezaire.

Opfergaben im Wassertempel

Wer ihr eine Opfergabe in Form von Kokosnüssen, Honig oder Indigo darbringen möchte, muss sich in den dritten Raum bewegen, wo ein in Form eines begehbaren Tropfens gestalteter Wassertempel ("OMI: Yemoja Temple") wartet. Darin finden sich Altäre, die durch einen Schöpfungszyklus führen: von der Geburt über das Wachstum bis zum Tod. Hölzerne Schöpflöffel stehen bereit, um aus den Gefäßen zu schöpfen und den Inhalt in einen Tontopf des zentralen Altars zu gießen.

Begleitend zur Ausstellung ist der Band "Calabash Nebula: Tabita Rezaire and Her Cosmological Tales of Connection" erhältlich. Damit startet das Weltmuseum die Publikationsreihe "WMW NOW", die aktuelle Ausstellungs- und Forschungsprojekte des Hauses in den Mittelpunkt stellt, um "bestehende Narrative zu hinterfragen und zu erweitern", wie es in den Presseunterlagen heißt. Als Begleitprogramm zur Ausstellung wird etwa ein "Walk & Talk" mit der Rezaire (17. September, 16 Uhr), ein afro-karibischer Tanzworkshop mit Karine LaBel (20. September, 11.30 Uhr) und eine Soundperformance mit DJ Alai K (20. September 16.30 Uhr) geboten.

(S E R V I C E - "Tabita Rezaire - Calabash Nebula: Cosmological Tales of Connection" von 17. September 2025 bis 11. Jänner 2026 im Weltmuseum Wien, Neue Hofburg, Heldenplatz, 1010 Wien. )

(APA)

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