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Holzspielzeug für die Enkel

"Hansosef" und Jana
"Hansosef" und Jana ©'VMH/Uher
Hier blieb die Zeit einfach stehen. Hat all die Bohrer und Messer in der alten Andelsbucher Wagnerei behutsam mit Spinnweben zugedeckt. Auch die Drehbank schläft seit Jahrzehnten. In seiner uralten Werkstatt bastelt Hans Josef Metzler Holzspielzeug, wie es früher war.

…Seit „der Götte“ eben keine Räder mehr wechselt. Eine andere Zeit war das damals, die ihr Maß noch nicht in Hundertstelsekunden nahm. Die Pferdestärke trat vereinzelt auf, wieherte dienstbeflissen und hatte ihre Übersetzung in Kilowattstunden noch vor sich. Heute verwaltet Hans Josef Metzler die stehengebliebene Zeit in der alten Wagnerei vom Götte zu treuen Handen. Er ist selber schon 75 Jahre alt. Hier lebt er. Und schnitzt. Zum Zeitvertreib, und um sich nützlich zu machen. Schneidet und schleift und malt mit Bedacht. Und am Ende eines Tages steht dann ein prächtiges Schaukelpferd oder ein kleines hölzernes „Zügle“.

„Enkele“ zu Besuch

Oder die Ente, die an einer Schnur gezogen, tollpatschig über den Gehsteig watschelt. Jana könnt’ sich schier krumm lachen. Sie ist Metzlers „Enkele“, sechs Jahre alt und geht schon zur Schule. Liest und schreibt brav nach eigenem Bekunden und trägt dabei das spitzbübischste Lachen im Gesicht, das man sich denken kann. „Dia kann eba i d’Lüft usse klattara“, fasst der Opa ihren Humor stolz in Worte. Ihn besucht sie häufig. Dann sitzt die Kleine auf der Werkbank der Schreinerwerkstatt und schaut ihm zu. Wie er vorsichtig Kerben ins Zirbenholz gräbt und dem groben Klotz Schnitt um Schnitt eine zarte Rosenblüte abtrotzt.

Holzabfall

Das Holz ist übrigens samt und sonders Abfall aus den Schreinereien seiner drei Schwiegersöhne. Zum Verbrennen gerade recht. Aber Metzler haucht ihm neues Leben ein. Gelernt hat er das in der Landwirtschaftsschule der Steiermark. Melkstühle, Bottiche, Kübel – alles haben sie damals selber hergestellt. Ein Schmuckkästchen wurde sein Meisterstück. Er hat es noch. Es prangt im Fenster des Schauraums, den er sich im Schopf eingerichtet hat. Aber verkaufen würd’ er es nie. Erinnerungen verkauft man nicht. Er erzählt höchstens davon. Von den guten wie den Dienstjahren in der Posteinlaufkanzlei des Landesschulrats. Und von den schlechten Erinnerungen, deren bitterste ihm der rasche Tod seiner Frau Anna bescherte. Seither leben Hans Josef Metzler und sein Sohn Alois eben „a richtige Männerwirtschaft“. In der Küche haben sie den Menuplan ausgehängt: Gebackener Leberkäs und Bratwürste. Metzler kocht selber. Und genehmigt sich als Belohnung für besonders gelungene Kost eine Prise Schnupftabak.

Thomas Matt

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