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Hölle, Fegefeuer und der Papst

Kirchenfrauen als fidele Bischöfe zum Jahrestag des Papstbesuches in Österreich.
Kirchenfrauen als fidele Bischöfe zum Jahrestag des Papstbesuches in Österreich. ©A. J. Kopf

Gegen sie wurden im konservativen Wallfahrtsort Wigratzbad schon 351 Unterschriften gesammelt, die Kirchenfrauen aber scheuen weder das Fegefeuer noch Sprüche von wahrhaftigen oder knapp verhinderten Bischöfen. Mit ihrem Kabarett waren sie im Pfarrsaal in Höchst zu Gast.

Sie müssen es wohl ab und zu betonen: Ihr Text ist nicht erfunden, die Zitate sind echt. Ob Behauptungen über angebliche Gottesstrafen durch Erdbeben, ob in Dornbirn vom katholischen K-TV ausgestrahlter Unsinn über Fegefeuer und Hölle – das alles ist kirchliche Wirklichkeit.

Natürlich gibt es auch die unsäglich abwertenden Aussagen von Heiligen und Kirchenlehrern zum Thema Frau, es gibt bedenkliche Sprüche der stockkonservativen Pius-Bruderschaft. Und es lassen sich erfrischend fortschrittliche Zitate von Papst Benedikt XVI. finden – allerdings etliche Jahrzehnte alt, als Joseph Ratzinger noch als Professor wirkte. So singen die Frauen denn auch: “Der Mann in Rom, der hat es schwer, denn man versteht ihn heut nicht mehr . . .”

Aber immerhin hat der Papst die Cappa Magna wieder zugelassen, einen Kardinälen vorbehaltenen Umhang mit 6 m langer Schleppe. Was wie ein Witz klingt, belegen die Frauen vom Kirchenfrauenkabarett mit einem Foto. Darauf ist Antonio Kardinal Canizares Llovera samt diesem Faschingskostüm zu bewundern. Der Mann ist seit Dezember 2008 immerhin Kardinalpräfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.

Deshalb bilden sie halt auch eine geheime Kongregation, die Kirchenfrauen Eva Fitz, Elisabeth Hämmerle, Gisela Meier, Maria Schimpfössl und Annemarie Spirk, die sich damit befasst, Bibelworte umzudeuten. In denen ist zu lesen, dass ein Bischof verheiratet zu sein habe und etwas von der Schwiegermutter des Petrus. Das passt halt nicht zum Zölibat, also wird aus der Schwiegermutter die Großmutter usw.

Nicht immer ist es lustig, das Kabarett. Etwa wenn Untaten von Päpsten gegenüber den Juden aufgelistet werden, wo doch manche behaupten, die Päpste hätten die Juden immer geschützt.

Aber über den goldenen Gartenzwerg mit zum Gebet gefalteten Händen, erworben bei der Kirchenmesse Gloria in Dornbirn, da darf lauthals gelacht werden. Der soll mit nach Rom, zur Segnung durch den Papst, weil der auch deutschen Schrebergärtnern den 1,10 m großen Gartenzwerg aus Hannover gesegnet hat. Na, also.

Gelacht wird auch über die einfältigen Weisheiten, die der geistliche Leiter der Dornbirner Privat-Fernsehanstalt K-TV am Bildschirm oft ausplaudert.

Da ist es beinahe schön, dass auch das Dornbirner Gemeindeblatt zitiert werden kann, in dem detaillierte Anleitungen zu finden waren, wie man einen gültigen Ablass gewinnt. Dazu weiß Anna Hämmerle am Klavier gewiss die passende Melodie zu spielen.

Zwar hatte Pfarrer Willi Schwärzler zur Begrüßung im Pfarrsaal gemeint, man solle sich weder amüsieren noch auf einen gemütlichen Abend freuen. Das hielt aber nach anfänglicher Zurückhaltung die Besucherinnen und Besucher des Kirchenfrauen-Kabaretts dennoch nicht davon ab, zu schmunzeln und zu lachen und schlussendlich fleißig Applaus zu spenden.

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