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Hoher emotionaler Wert: Dreister Kuhglocken-Klau in den Emser Alpen ist kein Kavaliersdelikt

Eine Kuhglocke wurde gestohlen. Warum das kein Kavaliersdelikt ist.
Eine Kuhglocke wurde gestohlen. Warum das kein Kavaliersdelikt ist. ©zVg, Dietmar Stiplovsek, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Immer wieder kommt es auf Alpen vor, dass Besucher Kuhglocken entwenden. So auch bei der Alpe Süns in den Emser Alpen. Am Donnerstag war die Glocke plötzlich spurlos verschwunden.

In der Nähe des Sünser Sees wurde eine Kuhglocke direkt vom Hals eines Rindes gestohlen. Der Diebstahl ereignete sich am Donnerstag, dem 15. August.

"Am Donnerstagmorgen war die Glocke beim Rundgang beim Vieh noch ersichtlich", erklärt Thomas Franz von den Emser Alpen gegenüber VOL.AT. Später fiel Hirte Mario Muxel auf, dass die "Schelle" fehlte. "Am Abend beim nächsten Rundgang, der nächsten Betreuung des Viehs war sie weg." Muxel ist schon seit 2021 Hirte auf der Alpe, gemeinsam mit seiner Frau ist er zuständig für die rund 270 Jungrinder im Gebiet rund um den Sünser See.

Die gestohlene Glocke ähnelt der auf dem Bild abgebildeten. ©zVg

"Wir appellieren hier einfach an die Vernunft"

"Unzählige Wanderer waren an diesem Tag unterwegs", gibt Franz zu verstehen. "Es war wunderschönes Wetter, es war Feiertag und wir haben ein Traum-Wandergebiet." Irgendjemand habe sich dann wohl im Laufe des Tages an der Glocke zu schaffen gemacht. Nach dem dreisten Diebstahl Anzeige zu erstatten, sei schwer: "Das wäre quasi eine Anzeige gegen niemanden. Es wäre kaum möglich, hier jemanden ausfindig zu machen. Wir appellieren hier einfach an die Vernunft und hoffen, dass die Glocke wieder irgendwie zurück auf die Alpe kommt", gibt er zu verstehen.

Hirte Mario mit seiner Frau Magdalena. Ihm fiel der Diebstahl am Donnerstagabend auf. ©zVg

"Das ist kein Kavaliersdelikt"

Eine Glocke oder "Schelle" könne ein Rind auch einmal verlieren, meint Alpobmann Mario Amann gegenüber VOL.AT. Das komme vor. "Aber die hat man wirklich runtergenommen", verdeutlicht er. "Es handelte sich um ein Sammlerstück. Das ist kein Kavaliersdelikt." Auf der Glocke ist die Inschrift "Au 2012, Mario Muxel" eingraviert. Eine solche Glocke koste ziemlich viel Geld und sei in dieser Ausführung nicht mehr erhältlich. "Es ist natürlich der emotionale Wert, der daran hängt. Oft sind es Geschenke oder es ist der erste Zahltag, den man investiert hat", meint Thomas Franz dazu. Es komme sonst nicht zu vielen Glockendiebstählen, erklärt Amann. Zum Teil werden die Glocken auch gegen Diebstähle geschützt – etwa bei der Schnalle verdrahtet oder mit Kabelbindern gesichert.

Mario Amann ist Alpobmann und Geschäftsführer von Sicheres Vorarlberg. ©Dietmar Stiplovsek

"Das Vieh hat keinen Klang mehr"

"Das ist ärgerlich, das Ganze. Das Vieh hat keinen Klang mehr", erklärt Amann. "Den brauchen sie, damit sie einander finden oder damit man sie bei schlechtem Wetter findet", so der Alpobmann. Auch bei Wolfsangriffen können Glocken bei einer Kuhherde dazu beitragen, das Raubtier zu verjagen, betont er. So geschehen etwa kürzlich: "Einen Wolfsangriff konnte das Vieh abwehren. Er hat nur zugebissen bei einem Rind", meint er. "Da sind wir uns sicher, dass auch der Lärm, den das Rudel gemacht hat – wenn da über 200 Stück in Bewegung gehen – auch den Wolf aufgeschreckt und verjagt hat." Das sei ein positiver Nebeneffekt.

Auf der Alpe Süns weiden rund 270 Jungrinder. ©zVg
Die Rinder weiden rund um den Sünser See. ©zVg

Die Agrargemeinschaft Emser Alpen appelliert in sozialen Medien an den "ehrlichen Entnehmer" der Glocke: "Bitte bringt die Glocke zurück!" Die Glocke gehört auf die Alpe zum Vieh, man hofft, dass sie den Weg zurück dorthin findet. Der Dieb bekommt die Chance, sich beim Team der Emser Alpen zu melden.

(VOL.AT)

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