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Hoffen auf Ecclestone-Machtwort

Minardi wird beim 322. Formel-1-Auftritt in Melbourne wohl mit einem chancenlosen Auto an den Start gehen. Wenn überhaupt. Neben Ferrari verweigert nun nämlich auch das Red-Bull-Team die Zusage für den Einsatz des alten Autos.

Die letzte Hoffnung auf einen Start von Patrick Friesacher ruhte auf einem Machtwort von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Der Österreicher selbst hielt sich aus dem Hickhack heraus. „Ich gehe davon aus, dass wir starten. Und nur darauf konzentriere ich mich“, war das Motto des Kärntners.

Der australische Minardi-Teamchef Paul Stoddart versucht in Melbourne seit Tagen, in der Öffentlichkeit Sympathie für sein Team und den Wunsch, vorerst mit dem vorjährigen und damit nicht dem neuen Reglement entsprechenden Auto antreten zu dürfen, zu sammeln. Dadurch erhofft sich Stoddart klare Vorteile, denn punkto Aerodynamik ist das alte dem neuen Auto weit überlegen.

Am Donnerstag präsentierte Stoddart jenes aus dem September stammende Papier, auf dem acht Teamchefs mit ihrer Unterschrift ihr ihre Zustimmung dokumentiert hatten und auf der nur die Signatur von Ferrari-Generaldirektor Jean Todt fehlte.

Allerdings haben darauf mit Tony Purnell (Jaguar) und Eddie Jordan zwei längst ausgemusterte Teamchefs unterzeichnet und Purnell-Nachfolger Christian Horner machte für Red Bull Racing klar: „Ich sympathisiere zwar mit dem Team. Aber Regeln sind Regeln, wir alle müssen sie befolgen. Nichts wäre frustrierender, als wenn Minardi startet und uns dann womöglich einen WM-Punkt wegnimmt.“ Red-Bull Sportdirektor Helmut Marko stimmte dem zu: „Als Jurist muss ich sagen: Wenn das durchgeht, braucht man kein Reglement mehr.

Stoddart ärgerte sich vor allem über Ferrari-Teamchef Todt. „Ein reines Politikum. Ich habe mich für die Reduzierung der Testfahrten eingesetzt, das ging Ferrari gegen den Strich und das ist eben jetzt die Revanche dafür. Es gibt keine sportlichen Gründe, das hat mir Todt persönlich gesagt“, machte er den französischen Ferrari-Chef zum Buhmann. „Mit einem Krieg in den Boxengassen gegen Minardi kann Ferrari doch nichts gewinnen, der Wettbewerb sollte ausschließlich auf der Straße erfolgen.“

Zur „Regel ist Regel-Fraktion“ gehört auch Ferrari-Pilot Michael Schumacher. Er benutzte einen Vergleich aus seinem zweitliebsten Sport, um seinen Standpunkt darzulegen. „Wenn man beschließt, Fußball künftig nur noch mit zehn Mann zu spielen, kann dann eine Mannschaft weiter mit elf Kickern antreten, nur weil sie die schlechteste ist?“

Minardi hat schon im vergangenen Herbst moniert, dass die kurzfristigen aber umfangreichen Regeländerungen für 2005 an sich irregulär seien und man bei Minardi in so kurzer Zeit kein neues Auto bauen könne. Zwar sind in Melbourne die neuen Aerodynamik-Teile verfügbar, „damit wären wir aber nicht vier oder fünf, sondern gleich zehn Sekunden langsamer“, fürchtet Pressechef Graham Jones. „Damit würden wir wirklich schlecht aussehen“, weiß auch Friesacher.

Ob Minardi nun unter Protest antritt, war vorerst offen. Stoddart: „Wenn man uns zum Umbau zwingt, müssen wir mit der Kettensäge ans Auto. Es wäre auch gefährlich und ich verstehe nicht, warum man zwei jungen Piloten bei ihrem Debüt so einem unnötigen Stress aussetzt. Es wäre jedenfalls ein trauriger Tag für die Formel 1.“

Es blieb zuletzt nur die Hoffnung auf ein Ecclestone-Machtwort in letzter Minute, der Brite muss für das Fernsehen bekanntlich 20 Autos am Start garantieren. Stoddart: „Wir sind das Team, dass am viertlängsten in der Formel-1 ist. Und wir tun weiterhin alles, um die Ehre der privaten Teams aufrecht zu halten.“

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