Hitze in Spitälern: "Ein alter kranker Mann ist keine Grillwurst"
In Vorarlberg kommt man derzeit bei Temperaturen um die 30 Grad ins Schwitzen. In den meisten Büros und Autos laufen daher Klimaanlagen, jede Abkühlung ist recht.
Hitze macht allen zu schaffen
Die Hitzewelle ist auch in den Landeskrankenhäusern für Patienten, Ärzte- und Pflegepersonal sowie die Besucher ein Thema. Spürbar sind die hohen Temperaturen vorwiegend in den Obergeschossen, so zum Bespiel im 4. Stock des LKH Feldkirch.


Patienten kämpfen mit Hitze
"Hier im LKH Feldkirch kämpft mein 71-jähriger Bettnachbar mit der Hitze im Zimmer", schildert ein Patient gegenüber VOL.AT. "Man hört auch vom Pflegepersonal, dass die Situation keine einfach ist und viele damit kämpfen, weil es nur im Stationszimmer eine Klimaanlage gibt", erklärt der Vorarlberger. Ganz offensichtlich gibt es in den Patientenzimmern keine Klimaanlagen. Nachts seien die Fenster offen – zum Teil auch in den Gängen, damit die Luft wenigstens etwas zirkuliert. Die Patienten öffnen in der Hoffnung auf etwas Kühlung auch die Balkontüren, was natürlich auch den gegenteiligen Effekt haben kann, wenn die Beschattung fehlt. Hier hofft man dann aber wiederum auf etwas Durchzug, sofern sich das vereinbaren lässt und den Genesungsverlauf nicht gefährdet. Das Pflegepersonal ist sehr bemüht: Es werden zum Teil leichte Leinentücher als Bettdecke verteilt, aber die Pflegerinnen kämpfen selbst mit den teils sehr hohen Temperaturen. Besonders schwierig ist diese Situation natürlich auch, wenn Patienten Fieber haben oder gerade operiert wurden - keine leichte Situation für alle Beteiligten.




"Es ist eine Folter für mich"
Die Hitze sei besonders im vierten Stock des LKH Feldkirch ein Problem. Auch für Fieberpatienten und Personal sei sie besonders schwer. "Ein alter kranker Mann ist keine Grillwurst", so sein Bettnachbar Hans* (71). Er habe schon Kopfschmerzen, berichtet er, was er seit Jahrzehnten nicht mehr hatte. "Es ist eine Folter für mich", meint der Vorarlberger, der dem Personal aber keinen Vorwurf macht und mit den tropischen Temperaturen im Zimmer hadert.

Er sei schon zweimal im Mund operiert worden. Nun befürchtet er, bei der Hitze womöglich einen Herzinfarkt zu bekommen. "Zum Durchdrehen" sei es mit der Hitze im Spital, gibt er zu verstehen. Ein klein wenig Abhilfe schafft sich der Vorarlberger, dass er nur in kurzen Hosen bzw. Unterwäsche im Zimmer sitzt, auch einen kleinen Handventilator konnte er auftreiben.

So reagiert die Krankenhaus-Betriebsgesellschaft
"In allen neu-gebauten bzw. umgebauten Bereichen des LKH Feldkirch wie z.B. Dialyse, Augenabteilung, Entbindung und auch in den Intensivstationen gibt es eine Vollklimatisierung der Räumlichkeiten", hieß es auf VOL.AT-Anfrage vonseiten der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft. "In den restlichen Gebäude-Teilen des LKH Feldkirch ist in den Patientinnen-Zimmern keine Vollklimatisierung vorhanden, innenliegende Bereiche sind belüftet", verdeutlicht die Leiterin der Unternehmenskommunikation, Andrea Marosi-Kuster. "Außenjalousien, Lüftungsmöglichkeiten und Klimaanlagen sind in der laufenden Bau- und Renovierungsplanung immer berücksichtigt."
Für die Mitarbeiter gebe es entsprechende Sommer-Kleidung mit kurzen Ärmeln, erklärt Marosi-Kuster gegenüber VOL.AT. Auch die Bettwäsche sei auf den Sommer angepasst und es seien überall Wasserspender aufgestellt. Die Mitarbeiter seien zudem immer bemüht, mit dem Lüften zu helfen und so etwas Abhilfe zu schaffen. Es gebe immer wieder mal Beschwerden über die fehlende Klimaanlage in den Zimmern, im Großen und Ganzen sei die Hitze in den Spitälern aber bewältigbar, so die Pressesprecherin.

Klimaanlagen als Seltenheit
Wie eine Recherche von VOL.AT ergibt, sind Klimaanlagen im Patientenbereich in Österreichs Spitälern eine Seltenheit. Wie Berichte aus den unterschiedlichen Bundesländern zeigen, kommen Patienten im Sommer ordentlich ins Schwitzen. Um punktuell die Temperatur zu senken, wird teils zu mobilen Klimageräten gegriffen. Ein Kühl-Klassiker ist auch – wie im Fall des LKH Feldkirch – gezieltes Lüften. Voll klimatisiert sind nur einzelne Einrichtungen, etwa Privatkliniken. Auch bei Neubauten und Sanierungen wird eher zu alternativen Lösungen gegriffen, etwa Beschattungsanlagen oder Deckenkühlung mit Fern- und Wasserkälte.
Doch wieso gibt es keine richtigen Lösungen für die Kühlung der Patienten-Zimmer? Während manche Spitäler mit den Kosten einer flächendeckenden Klimatisierung argumentieren, haben andere Hygienebedenken. Zudem wird erklärt, dass Klimaanlagen eine schlechte Energieeffizienz hätten und eine hohe Umweltbelastung entstünde.
*Name v.d. Redaktion geändert
(VOL.AT)
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