Nicht nur da. Auch in diesem Fall steht H.I.O.B. für etwas Positives, nämlich für Hilfe, Information, Orientierung und Beratung. Die Klientel, die dieses Angebot in Anspruch nimmt, ist allerdings weniger vom Glück begünstigt. Es sind Drogenabhängige, die aussichtslos gegen ihre Sucht kämpfen. Auch nicht mehr wollen, weil das Leben nüchtern betrachtet für sie oft noch auswegloser ist, wie Hartmann weiß. Und so absurd die Feststellung im ersten Moment klingen mag: Aber die Sucht gibt ihnen Halt, sagt der Leiter des H.I.O.B.
Seit zwei Jahren führt Jürgen Hartmann diese niederschwellige Drogenberatungsstelle der Caritas in Feldkirch. Vorher war er lange Zeit in der stationären Therapie mit Suchtkranken beschäftigt. Seine jetzige Arbeit bezeichnet der vierfache Vater als schöne Tätigkeit. Weil sie den Menschen Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Akzeptanz entgegenbringt. Eher gespalten ist Hartmann, was den Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch anlangt. Besonders ob dessen Wirksamkeit. Aber letztlich kommt auch er zum Schluss: Besser als gar nicht. Immerhin biete sich damit die Chance, wenigstens einmal im Jahr in der Öffentlichkeit um Verständnis für eine Personengruppe zu werben, die keine Lobby hat.
Alltägliche Hilfen
Und oft auch sonst niemanden mehr. Wir müssen unseren Klienten vieles sein, erzählt der Bludescher. Dankbarkeit ist dafür keine zu erwarten. Jürgen Hartmann sagt es ohne Bitterkeit. Menschen, die unzählige gescheiterte Versuche hinter sich haben, der Sucht zu entkommen, die zwischen Abgrund und Hoffnung pendeln, denen Arbeitslosigkeit, Infektionskrankheiten, Schulden und soziale Isolation zusetzen, brauchen Hilfe. Ganz alltägliche Dinge: Billige Getränke, eine warme Mahlzeit, die Möglichkeit zu duschen. Einen geschützten Raum, wo sie reden können. Vielen fehlt es am Glauben, ihre Abhängigkeit zu bewältigen, sagt der Drogenexperte. Das macht den Kampf gegen die Sucht beschwerlich. Vor allem für die Betroffenen, aber auch für die Suchtberater.
Frühzeitig aufrütteln
Für die älteren Klienten, die heute 40 und 45 sind, ist das Leben als Normalbürger meist nicht mehr vorstellbar. Bei jungen Leuten lässt sich noch etwas machen. Es ist für uns ganz wichtig, den Menschen zu zeigen, wie zerstörerisch Drogen sein können. Das müssen wir ihnen erklären, bevor wir sie eines Tages als abhängige Klienten bei uns haben , betont Jürgen Hartmann. Dieser Appell kommt nicht von ungefähr. Die Entwicklungen zeigen vermehrt einen riskanten Umgang mit Suchtmitteln. Viele glauben, Drogen genießen zu können, diese im Griff zu haben. Doch meist kehrt sich die Situation schnell um und die Drogen kontrollieren die Menschen , warnt Hartmann.
Ihm selbst hilft ein stabiles privates Umfeld und die Liebe zum Sport, die tägliche Tristesse im Beruf auszuhalten. Er weiß: Nur wer gesund ist, kann mit kranken Menschen arbeiten.
ZUR PERSON
Jürgen Hartmann
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