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Hinrichtung von Kim-Onkel in Nordkorea offiziell bestätigt

Im Staatsfernsehen veröffentlichte Bilder zeigten, wie der in Ungnade gefallene Spitzenfunktionär von Polizisten aus einer Gremiensitzung abgeführt wurde.
Im Staatsfernsehen veröffentlichte Bilder zeigten, wie der in Ungnade gefallene Spitzenfunktionär von Polizisten aus einer Gremiensitzung abgeführt wurde. ©EPA
Der Onkel des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un ist nach offiziellen Angaben wegen eines versuchten "Umsturzversuchs" hingerichtet worden.

Der “Verräter” Jang Song Thaek sei am Donnerstag nach einem Militärprozess exekutiert worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag (Ortszeit).

Der 67-jährige Jang Song-thaeks hatte als Förderer seines 30-jährigen Neffen gegolten, ehe er in Ungnade fiel. Die nordkoreanische Staatsführung warf ihm auch Drogenkonsum, Günstlingswirtschaft und Verschwendung vor. Über Jangs Hinrichtung hatte der von nordkoreanischen Exilanten in Seoul betriebene Sender Free North Korea Radio schon vor Tagen berichtet. Demnach starb er gemeinsam mit sechs ranghohen Gefolgsleuten.

Graue Eminenz von Polizei abgeführt

Die nordkoreanische Staatsführung hatte Jangs Entmachtung zuvor bestätigt und ihm Drogenkonsum, Günstlingswirtschaft und Verschwendung vorgeworfen. Im Staatsfernsehen veröffentlichte Bilder zeigten, wie der in Ungnade gefallene Spitzenfunktionär von Polizisten aus einer Gremiensitzung abgeführt wurde.

Jang am medialen Pranger

Die Staatsmedien stellten den 67-Jährigen am Montag an den Pranger: Laut nordkoreanischer Nachrichtenagentur KCNA unterhielt Jang “unangemessene Beziehungen zu mehreren Frauen und ließ sich in den Hinterzimmern von Luxus-Restaurants verwöhnen”. Der langjährige Führungskader sei “dem kapitalistischen Lebensstil verfallen”, “ideologisch verdorben und faul”, und habe “Drogen konsumiert und Devisen in Casinos verzockt, während er auf Kosten der Partei zur medizinischen Behandlung im Ausland war”.

Außerdem wurde Jang vorgeworfen, Industriegüter zu Dumping-Preisen verschleudert und so “das staatliche Finanzsystem ins Chaos gestürzt” zu haben. Des weiteren habe er versucht, eine eigene Splittergruppe innerhalb der KP aufzubauen und Gefolgsleute in Spitzenpositionen zu hieven.

Öffentliche Demütigung als historisches Novum

Ein Vertreter des südkoreanischen Verteidigungsministeriums sprach von einem historischen Novum: Nie zuvor seien persönliche Vorwürfe gegen einen nordkoreanischen Spitzenfunktionär von Pjöngjang veröffentlicht worden. Auch die demütigenden Bilder von Jangs Abführung durch Polizisten sind Experten zufolge einmalig für den streng abgeschotteten Staat.

Jangs tiefer Fall war schon vorige Woche vom südkoreanischen Geheimdienst gemeldet worden, wurde aber erst jetzt offiziell aus Pjöngjang bestätigt. Demnach fällte das Politbüro des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei die Entscheidung am Sonntag.

Der tiefe Fall von Jang Song-thaek

Jang war unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsausschusses und galt nach dem Tod von Kims Vater Kim Jong-il Ende 2011 als starker Mann und “Graue Eminenz” im kommunistischen Staatsapparat. Seine Entmachtung bedeutet die größte Umwälzung in der nordkoreanischen Führung seit dem damaligen Führungswechsel.

(APA/red)

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