Und auch wenn es nie das erste Anliegen war, die Gesellschaft zu verändern, sei man “immer mehr zu Kriegerinnen geworden”.Wien. “Uns geht es in erster Linie um Musik”, sagte Sängerin und Gitarristin Ana Garcia Perrote am Montag vor dem ersten Auftritt von Hinds in Wien.
Die Show im B72 war ausverkauft, die Luft im verrauchten Club zum Schneiden, die Stimmung großartig, das Konzert ein riesen Spaß. “Aber wir präsentieren uns so, wie wir wollen, nicht wie es das ‘Business’ vorschreibt. Wir müssen ein paar Regeln in diesem Geschäft brechen, wenn wir keine Kompromisse wollen. Da ist uns klar. Aber das war nie unser Hauptanliegen. Das war immer die Musik.”
“Girl-Riot” ohne Klischees
Mit Klischees habe man nichts am Hut, daher könne man auch mit der Bezeichnung “Girl-Riot”, die im Zusammenhang mit Hinds gerne strapaziert wird, eigentlich wenig anfangen. Carlotta Cosials, ebenfalls Gitarre und Gesang, betonte allerdings: “Wenn ‘riot’ dafür steht, Regeln zu verändern, dann sind wir riot. Es ist doch so im Showbusiness: Die Mädchen haben das Image, den Burschen gehört das Wort. Lächerlich!” Perrote ergänzte: “Wir müssen keine Slogans transportieren oder Reden halten, um etwas zu verändern. Wir müssen bloß so weitermachen wie bisher, konsequent unser Ding durchziehen. Der Rest ergibt sich.”
Nach mehreren Singles haben Hinds vor kurzem ihr erstes Album “Leave Me Alone” veröffentlicht. Dass man zuvor ein Jahr permanent auf Tournee war, habe bei den Aufnahmen geholfen. “Für uns war es wichtig, Rhythmusgitarren, die Riffs, den Bass und die Drums zeitgleich in vielleicht drei Takes aufzunehmen. Dabei kam uns sicherlich die Live-Erfahrung zugute”, erzählte Perrote. Die Texte von Hinds verglich Cosials mit einem “Gespräch mit einer Freundin”.
Hinds und der Rock ‘n’ Roll
Wobei der geschlechtsspezifische Aspekt auch hier nicht unter den Tisch gekehrt werden kann. Cosials: “Eine Frau drückt ihre Gefühle anders aus, auch im Rock ‘n’ Roll. Wir singen nicht: ‘Hey Baby, ich hab was du brauchst, hol es dir.’ Solche Texte schreiben Männer.”
Perrote ergänzte: “Aber wir sprechen nicht nur Frauen an, unser Publikum besteht zur Hälfte aus Männern. Es ist immer wieder ein Freude, wenn große, kräftige Burschen vor der Bühne stehen und mitsingen: ‘Ich möchte, dass du mich beim Namen nennst, wenn ich auf deinem Bett liege.’ Das ist so ein typisches Frauengefühl, so was würde kein Mann denken. Aber trotzdem spricht der Text offenbar Männer an – das ist cool.”
(Wolfgang Hauptmann/APA)
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