Sie haben nichts erfunden, wenig Individuelles von sich selbst dazugemischt, nicht versucht, besonders kreativ zu sein. Sie haben einfach gespielt, ganz normal, aber schön – nicht große Kunst, sondern gutes, gelegentlich sogar himmlisches Kunsthandwerk im Dienste der Musik. Das ist manchmal das Beste, was einem Oratorium passieren kann. Joseph Haydns “Die Schöpfung” jedenfalls schien sich am Montag, Abend bei den Salzburger Osterfestspielen in den Händen der Berliner Philharmoniker ausnehmend wohl gefühlt zu haben.
Auch Simon Rattle, bei dem die Fäden zusammenliefen zwischen Chor, Orchester und Solisten, tat, was zu tun ist: Ordnen, gute und unauffällige Tempi deutlich machen, auf die Dynamik achten und Haydn reden lassen. Darüber hinaus schienen sich die Berliner Philharmoniker, der ebenso gut disponierte Rundfunkchor Berlin und Sir Simon selbst nicht allzu wichtig zu nehmen. Vielleicht weil Haydns “Schöpfung” dem Schöpfer gewidmet ist, vielleicht auch weil Sir Simon weiß, was die Musik braucht. Und etwas davon haben die Musiker gestern Abend weiter gegeben und damit ihr Publikum unspektakulär begeistert.
Entscheidend dazu beigetragen haben die drei Solisten, die an dieser Stelle als absolutes Weltklasse-Ensemble bezeichnet werden sollen. Nicht dass sich bei Thomas Quasthoff, Michael Schade und Genia Kühmeier nicht auch da und dort ein paar Intonationsfehlerchen eingeschlichen hätten. Aber die unaffektierte und einfühlsame Sanglichkeit, mit der diese drei Musiker Haydns Meisterwerk nachgezeichnet haben, wird im Moment ihresgleichen wohl suchen müssen.
Quasthoff und sein unvergleichlich klarer Bass machten jede Kleinigkeit der Partitur verständlich. Schlank und dennoch kraftvoll, satt und voluminös von oben bis unten, klingt dieser große kleine Mann, und doch ist es vor allem sein Herz, mit dem er mitreißt. Schade mag es in tiefen Lagen in wenig an Durchsetzungskraft gefehlt haben, aber die leisen, innigen Passagen dieses “Großmeisters des Pianos” sind zum Hinknien. Ein Klang, den auch der Rundfunkchor ungemein schön kultiviert hat.
Nicht wirklich erwartet werden konnte, dass Kühmeier in dieser Sängerliga mithalten wird. Zwar hatte die junge Salzburgerin eingangs noch ein paar Wackler nicht vermeiden können, aber bald stabilisierte sie ihren gläsernen Sopran zu wunderbarer Strahlkraft. Professionell, in allen Lagen ausgewogen und verlässlich hat Kühmeier schon bei den beiden Salzburger Zauberflöten-Produktionen der Jahre 2005 und 2006 agiert. Aber seit gestern weiß Salzburg, dass sich auch Innigkeit, federleichte Beweglichkeit und Seele in ihren Gesang gemischt haben. Seele und himmlisches Handwerk – Schöpfung, was willst du mehr.
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