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Heute vor 1 Jahr - Notre Dame brennt

Am Abend des 15. April 2019 bekämpften die Feuerwehren von Paris noch den Brand in der Kathedrale Notre Dame.
Am Abend des 15. April 2019 bekämpften die Feuerwehren von Paris noch den Brand in der Kathedrale Notre Dame. ©AP
Der Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame jährt sich am Mittwoch zum ersten Mal. Zwei mögliche Brandursachen sind identifiziert.
Notre Dame brennt: 1 Jahr später
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Paris - Der Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame jährt sich am Mittwoch zum ersten Mal. Die Arbeiten an der gotischen Kirche ruhen derzeit wegen der in Frankreich geltenden Ausgangssperre. Auf der Baustelle kam es immer wieder zu Verzögerungen, seit der Coronavirus-Krise ist sie stillgelegt. Eigentlich sollten Bauarbeiter in diesen Tagen ein tonnenschweres Eisengerüst demontieren, das bei dem Brand teilweise einschmolz und das auf dem Gewölbe lastet. Während der Corona-Krise konnte das Einsturzrisiko nicht wie geplant gebannt werden.

15. April 2019 (oben) im Vergleich mit 15. April 2020 (unten) ©GEOFFROY VAN DER HASSELT / AFP

Durch den Brand am 15. April 2019 stürzten große Teile des Dachs von Notre-Dame ein sowie der Spitzturm. Notre-Dame war vor einem Jahr in Flammen aufgegangen, weite Teile der Kathedrale wurden schwer beschädigt, der Vierungsturm auf dem Dach stürzte ein. Das Feuer ist nach ersten Erkenntnissen wohl entweder durch einen Fehler im elektrischen System oder eine nicht ausgedrückte Zigarette ausgelöst worden.

15. April 2019 (oben) im Vergleich mit 15. April 2020 (unten) ©GEOFFROY VAN DER HASSELT / AFP

Keine Gedenkfeier zum Jahrestag der Feuerkatastrophe

Der Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale Notre-Dame wird ein Jahr später im Stillen gedacht - ohne offizielle Gedenkfeier. Solange das Gerüst um das Gebäude stehe, gebe es ein 50-prozentiges Risiko, dass zusätzliche Schäden an der Kathedrale entstehen, sagte der Kaplan von Notre-Dame, Brice de Malherbe. Bei dem verheerenden Feuer am 15. April 2019 wurde seine Wohnung nebenan evakuiert. Sein schlimmster Moment damals sei gewesen, "als man den Eindruck hatte, das Feuer würde nachlassen, und es dann plötzlich wieder in einem der Türme aufgetaucht ist".

Von offizieller Seite hofft man, das 250 Tonnen schwere Metallgerüst bis zum Herbst entfernen zu können. Dann sollen die Steine des Gebäudes auf ihre Schäden und einen etwaigen Austausch geprüft werden. Laut Kaplan Malherbe müssen zudem Trümmer, Schutt und die Überreste von antiken Holzbalken aus dem Gewölbe entfernt werden. Schließlich soll eine Schirmkonstruktion über Notre-Dame errichtet werden, um die Kathedrale während des Wiederaufbaus zu schützen. Aktuell ist das Gebäude von hohen Barrikaden umgeben.

Macron hält trotz Corona an Fünf-Jahres-Plan für Notre-Dame fest

Am ersten Jahrestag des Brands von Notre-Dame hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seinen ehrgeizigen Fünf-Jahres-Plan für den Wiederaufbau der Kathedrale bekräftigt. "Wir werden alles tun, was wir können, um diese Frist einzuhalten", sagte er am Mittwochmorgen in einer Videobotschaft. Er hatte kurz nach dem Brand versprochen, das weltberühmte Wahrzeichen im Zentrum von Paris innerhalb von fünf Jahren wiederaufzubauen. In seiner Botschaft bezeichnete der Präsident die Kathedrale als "Symbol für die Widerstandsfähigkeit unseres Volkes".

Die Restaurierungsarbeiten haben aber schon einige Rückschläge hinnehmen müssen - und seit der Corona-Krise und den am 17. März verhängten Ausgangsbeschränkungen sind die Bauarbeiten ganz gestoppt.

Experten hatten in der Vergangenheit einen vollständigen Wiederaufbau innerhalb von fünf Jahren angezweifelt, noch immer sind die Sicherungsarbeiten des sakralen Baus nicht abgeschlossen.

"Wir vergessen nichts"

Macron betonte, dass die Arbeiten auf der Baustelle natürlich im Moment wegen der Gesundheitskrise auf Eis gelegt seien, aber sie würden so bald wie möglich wieder in Gang kommen. Die heutige Zeit verlange Tapferkeit und keine abwartende Haltung. "Es gab eine Zeit der Prüfung und der Emotionen, dann eine Zeit des Nachdenkens. Aber jetzt hat die Zeit für den Wiederaufbau begonnen." Er bedankte sich auch bei allen, die Notre-Dame gerettet haben und die Jahrhunderte alte Kathedrale nun wieder aufbauen. "Wir vergessen nichts. Weder die heroische Welle des Mutes, die die Kathedrale aus den Flammen rettete, noch die ungeheure Welle der Großzügigkeit, die in den folgenden Stunden und Tagen aufkam."

"Mir kamen die Tränen"

Helgard Zahlen bewundert die Kathedrale seit vielen Jahren. Am Freitag vor dem Brand hatte sie ihre letzte Führung gegeben. Die heute 78-Jährige führt deutsche Touristen seit 2006 ehrenamtlich für den Verein Casa durch Notre-Dame. Die gelernte Übersetzerin lebt seit Jahrzehnten in Frankreich - am Abend des Brandes hatte sie vor dem Fernseher bis tief in die Nacht um Notre-Dame gebangt. "Es hat mich total erschüttert, dass mir die Tränen gekommen sind."

(APA)

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