Tausend Kilo, die einen Luftsprung machen: Das mit eigenen Augen zu sehen, ist schon ein Erlebnis. Deutlich zeigt der Ochse Malisch seine Freude über den Freigang im Schnee. Das friedfertige Tier hat seine Herberge gefunden. Zwar nicht im Stall von Bethlehem, sondern im Gnadenhof bei Rudi Längle in Doren. Ein Weihnachtsmärchen für den bulligen Kerl und seine weiteren 75 Mitbewohner. Aber auch für den 51-Jährigen, der sein Lebenswerk jetzt an einem guten Platz weiß. Der Umzug ist jetzt nämlich vollzogen.
Weihnachtsfrieden in Doren
Die letzten Tiere wurden im November von Riefensberg nach Doren gebracht. Sie haben ihren Bestimmungsort gefunden. So wie auch der Jurist, der seinem Lebenswerk mit der Fertigstellung der Stallungen den letzten Schliff verpasst. Viel wurde der gebürtige Götzner kritisiert. Jetzt kehrt hoffentlich Ruhe ein. Weihnachtsfrieden. Und das nicht nur heute, am Heiligen Abend, wo Ochs und Esel untrennbar mit der Geburt des Jesukind verbunden sind. Rudi Längle ist seinen Tieren 365 Tage im Jahr verbunden. Er kennt ihre Bedürfnisse, ihre Vorlieben, aber auch ihre Schicksale. Und die menschlichen, die dahinter stehen. Malischs Mutter Burgl beispielsweise gehörte einer jungen Landwirtin, die wegen ihrer Krebserkrankung das Tier nicht mehr versorgen konnte. „Selbst während der Chemotherapie machte sie noch Spaziergänge mit der Kuh“, erzählt der engagierte Tierliebhaber. Als ein Platz auf dem Gnadenhof frei wurde, übergab sie ihr Lieblingstier an Längle.
Tiere sind wie Manager
Burgl, die vor drei Jahren für tonnenschweren Nachwuchs sorgte, teilt sich nun ihre Box mit Sohn Malisch. Der Ochse ist am Hof beim ehemaligen Dorener Bahnhof so etwas wie ein Wachhund geworden. Er merkt sofort, wenn etwas nicht stimmt und brüllt dann los wie eine Sirene. Wie neulich, als es einen Wasserrohrbruch im Stall gab. Überhaupt zeigt sich Längle fasziniert, wie die Tiere untereinander kommunizieren oder gar soziale Verbände bilden. „Gerade zwischen Pferden bilden sich oft richtige Freundschaften“, sagt er. Und dann gibt es wiederum Tiere, die wie ein Manager Führungsrollen übernehmen. Noriker-Stute Linda beispielsweise ist die Chefin im Stall. „Sie ist ein außergewöhnlich gutes Leittier.“ Ganz spezielle Fähigkeiten weist Bruni auf. Das hat ihr auch den Spitznamen „Integrationssau“ eingebracht. „Sie ist immer die erste, die sich mit Neuzugängen anfreundet und so ein neues Schwein in die Gruppe einführt“, erzählt Längle und tätschelt es.
Engagierte Helfer
Doch man muss nicht Schwein sein, um Schwein zu haben. Stute Honey etwa kam halb verhungert zum Gnadenhof. Ihre Mutter hatte zu wenig Milch, um das Fohlen aufzuziehen. Und ihre Besitzerin zu wenig Wissen, um das zu erkennen. Längle löste das ausgemergelte Tier ab. Heute steht eine Edelstute im Stall, die selbst die ehemalige Besitzerin staunen ließ. Honey soll jetzt zum Reitpferd ausgebildet werden. „Meine Helferinnen werden das Tier dann reiten.“ Apropos Helfer: „Ich möchte mich bei allen, die mich unterstützen bedanken“, so der Gnadenhof-Betreiber. „Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen.“ Doch dass das so ist, ist für Rudi Längle das größte Weihnachtsgeschenk.
Spendenkonto
Tieren ein Zuhause zu geben, wo sie in Würde alt werden dürfen, dafür setzen sich Rudi Längel und sein Team uns mit aller Kraft ein. Sie sind jedoch auf Hilfe angwiesen. Durch Spenden oder durch eine Tierpatenschaft. Damit ist nämlich der die „Versorgung“ des Tieres gesichert. Der Erhalt des Gnadenhofs kostet monatlich 6000 Euro.
Raiffeisenbank Hittisau
BLZ 37435
Konto 47670 oder 300 62525
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