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Herzog hofft auf Beschränkung

In seinen Glanzzeiten als Legionär hat Andreas Herzog Werder Bremen zum deutschen Meistertitel geführt. Als Assistent von Teamchef Hickersberger sprach er über die Bedeutung der "Fremdarbeiter" für die ÖFB-Auswahl.

APA: Im ÖFB-Kader stehen nur acht Legionäre. Ist das ein Mitgrund dafür, dass es derzeit im Nationalteam nicht optimal läuft?
Herzog: “Wir waren nie ein Land mit extrem vielen Legionären. Wichtig ist, dass die Legionäre erfolgreich spielen, mit Selbstvertrauen zum Nationalteam kommen und für junge Spieler Vorbildwirkung haben.”

APA: Trauen Sie einigen Teamspielern demnächst einen Wechsel in eine andere Liga zu?
Herzog: “Der eine oder andere wäre schon im Sommer reif für das Ausland, aber man darf sich nicht von Vereinen wie AC Milan verrückt machen lassen. Perfekt wäre ein deutscher Mittelständler, wo man sich durchsetzen kann, trotzdem in einer starken Liga tätig ist und von dort zu einem größeren Verein wechseln kann, wenn man gut spielt.”

APA: Verzichten manche heimische Spieler auf einen Auslands-Transfer, weil es ihnen in Österreich ohnehin gut geht?
Herzog: “Ich glaube schon, dass es von jedem Spieler das Ziel ist, ins Ausland zu wechseln, aber man muss den richtigen Zeitpunkt erwischen. Entscheidend ist, dass nicht der Manager den Transfer macht, sondern dass der Spieler vom jeweiligen Trainer geholt wird, so wie es bei mir mit Rehhagel war. Wenn der Trainer nicht von dir überzeugt ist, dann würde ich davon abraten.”

APA: Wäre es vielleicht am sinnvollsten, schon im Alter von 14, 15 Jahren ins Ausland zu gehen?
Herzog: “Bis jetzt hat es genau drei gegeben, die es so geschafft haben: Stranzl, Cerny und Prager. Ich möchte nicht wissen, wenn man gegenrechnet, wie viele so früh ins Ausland gegangen sind und es nicht geschafft haben. Würde in Österreich mehr auf junge Spieler gesetzt werden, dann wäre der Weg der bessere, dass man sich zuerst in der österreichischen Liga einen guten Namen macht.”

APA: Bei genauerer Betrachtung der jüngsten Transferpolitik: Handelt es sich bei den Beteuerungen der Vereine, das Nationalteam unterstützen zu wollen, nur um Lippenbekenntnisse?
Herzog: “Wenn man sieht, dass drei Österreicher in der höchsten Liga als Spitzen agieren, dann ist das für einen Teamchef alles andere als einfach. Es kommen immer wieder Junge mit Potenzial, nur müssen sie in den nächsten eineinhalb Jahren von 50 Mal 40 Mal spielen und nicht immer 15 Minuten, und dann ist wieder Schonung angesagt. Teilweise werden Talente in Österreich zu Tode geschont. International ist das Tempo sowieso viel höher. Die Jungen dürfen nicht glauben, dass das Tempo in Österreich oberstes Limit im internationalen Fußball ist. Davon sind wir meilenweit entfernt.”

APA: Würden Sie sich eine Beschränkung von ausländischen Spielern in Österreich wünschen?
Herzog: “Man muss irgendwie dorthin kommen, dass die Legionärs-Zahl auf maximal fünf limitiert wird. Aber ich will nicht immer gegen die Legionäre schießen, denn es gibt viele wie Zickler, Blanchard, Leonardo oder Ledezma, die eine Bereicherung sind. Umso schöner wäre es, wenn viele Österreicher mit solchen Kickern spielen könnten und nicht nur Billiglösungen.”

APA: Ist nicht gerade das ein Mitgrund für mangelnde Einsätze von Österreichern, dass die heimischen Fußballer teurer sind als Legionäre?
Herzog: “Ja. Den Vereinen sind teilweise die Hände gebunden. Bevor sie einen jungen Österreicher holen, der eine Lawine kostet, verpflichten sie eben einen billigen Ausländer. Es kann nicht sein, dass ein Legionär billiger als ein junger Österreicher ist. Es kann nicht sein, dass einer glaubt, nur weil er im U19-Nationalteam gespielt hat, kann er das dreifache als ein normaler Arbeitnehmer verdienen. Am Anfang muss man sportlich etwas leisten.”

APA: Was wünschen Sie sich für den österreichischen Fußball?
Herzog: “Dass der ÖFB die EURO nutzen kann, damit der Fußball so populär wird, dass die Leute vor jedem Liga-Heimspiel in jeder Stadt sagen: ’Da müssen wir alle zwei Wochen hin.’ Die EM-Stadien würde ich nicht zurückbauen, sondern zumindest zwei, drei Jahre so belassen. Vielleicht gelingt der Liga ja ein Boom, so wie es in Deutschland nach der WM geschehen ist. Außerdem hoffe ich, dass Platini und Beckenbauer es schaffen, dass 60 bis 70 Prozent der Spieler bei einem Klub Einheimische sein müssen. Und noch ein Wunsch: Manager, Eltern und junge Spieler sollen nicht größenwahnsinnig werden, sondern wissen, was der betreffende Junge für einen Wert hat und bisher erreicht hat.”

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