Hermann Gmeiner: Gründer der SOS-Kinderdörfer und Ehrenbürger von Alberschwende
Kindheit und Prägung
Geboren am 23. Juni 1919 im Weiler Tannen in Alberschwende, wuchs Gmeiner als fünftes von neun Kindern auf. Nach dem frühen Tod der Mutter übernahm seine Schwester Elsa die Verantwortung für die Geschwister – ein Erlebnis, das sein Denken und sein späteres Lebenswerk prägte.
Schon als Schüler zeigte Gmeiner außergewöhnliche Begabung. Ein Stipendium ermöglichte ihm den Besuch des Gymnasiums in Feldkirch.
Vom Krieg zur Vision
Im Zweiten Weltkrieg diente Gmeiner an der Ostfront, wurde mehrfach verwundet und kehrte 1945 heim. In Innsbruck begann er, Medizin zu studieren und engagierte sich in der katholischen Jugend. Dort begegnete er zahlreichen Kriegswaisen, die in Heimen aufwuchsen – ein Erlebnis, das ihn zu seiner Lebensidee führte: Kinder sollten in kleinen Familien aufwachsen, mit einer Mutter, Geschwistern und Geborgenheit.
Das erste SOS-Kinderdorf
1949 gründete Gmeiner mit Mitstreitern den Verein "Societas Socialis" (SOS). Im selben Jahr begann in Imst (Tirol) der Bau des ersten SOS-Kinderdorfs. Weihnachten 1950 zogen die ersten fünf Kinder in das "Haus Frieden" ein.
Das Prinzip war einfach und revolutionär zugleich: Mutter – Geschwister – Haus – Dorf.
Von Beginn an arbeiteten zahlreiche Frauen entscheidend am Aufbau mit.
Unter ihnen waren Helene Diddl, die erste Kinderdorfmutter, Maria Hofer, Herta Troger und Hedwig Weingartner, die Gmeiner in Organisation, Spendenarbeit und Betreuung unterstützten.
Ihre Rolle war prägend – viele von ihnen waren Pionierinnen der modernen Sozialarbeit und verkörperten den fürsorglichen, alltagsnahen Ansatz, den Gmeiner als Kern seiner Idee verstand.
Weltweite Bewegung
In den 1950er- und 1960er-Jahren wuchs die Idee weit über Tirol hinaus. Mit der sogenannten Reiskornaktion konnte 1963 das erste Kinderdorf außerhalb Europas in Daegu/Korea entstehen.
Gmeiner gründete 1965 den Dachverband SOS-Kinderdorf International mit Sitz in Wien. Bis zu seinem Tod entstanden mehr als 200 Kinderdörfer in 85 Ländern.
Internationale Anerkennung und Kontakte
Gmeiner war international hervorragend vernetzt.
Er pflegte persönliche Kontakte zu Mutter Teresa, dem Dalai Lama, Queen Elizabeth und Papst Johannes Paul II., die seine Arbeit für Kinder in Not öffentlich würdigten.
Diese Begegnungen unterstrichen den weltweiten Respekt, den Gmeiner als humanitärer Visionär genoss, und festigten den Ruf der SOS-Kinderdörfer als globales Symbol für Mitmenschlichkeit und Frieden.
Ehrungen und Vermächtnis
Gmeiner erhielt zahlreiche Auszeichnungen – vom Goldenen Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg bis zum Bundesverdienstkreuz Deutschlands – und wurde Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Alberschwende.
Er starb am 26. April 1986 in Innsbruck und wurde im SOS-Kinderdorf Imst beigesetzt. Heute existieren weltweit über 570 Kinderdörfer und mehr als 2000 soziale Einrichtungen auf Grundlage seiner Idee.
Späte Aufarbeitung
Im Jahr 2025 wurde bekannt, dass im Rahmen interner Opferschutzverfahren acht Missbrauchsfälle dokumentiert wurden, in denen Gmeiner im Verdacht steht, minderjährige Burschen misshandelt zu haben. Die Organisation SOS-Kinderdorf sprach von plausiblen Schilderungen und entschädigte die Betroffenen.
Mehr dazu lesen Sie im Artikel Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen SOS-Kinderdorf-Gründer Gmeiner
Offizielle Aufarbeitung:
Das SOS-Kinderdorf hat angekündigt, das Leben und Wirken seines Gründers kritisch zu beleuchten und neu einzuordnen.
Maßstab sei heute der Kinderschutz, nicht die Legende.
Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf der offiziellen Website: sos-kinderdorf.at/reform
Weiterführende Informationen:
Wikipedia: Hermann Gmeiner
SOS-Kinderdorf Österreich – Hermann Gmeiners Biografie
(red.)
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