Hittisau. Über mangelndes Besucherinteresse konnten die Veranstalter nicht klagen. Im Gegenteil, die Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Rund 400 Interessierte waren der Einladung zu dem Vortrag der renommierten Klimaexpertin Dr. Helga Kromp-Kolb in den Ritter-von-Bergmann-Saal in Hittisau gefolgt. Die österreichweit bekannte Klimaforscherin und Leiterin des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der BOKU Wien lieferte konkrete Hinweise zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung in der Region und erläuterte, wie menschliches Verhalten auch 5 vor 12 noch entscheidend ist.
Ernste Lage
In einem eindrucksvollen Vortrag führte Dr. Kromp-Kolb den Besuchern drastisch vor Augen, wie ernst die Lage eigentlich ist. Der Klimawandel ist in den vergangenen Jahrzehnten regelrecht explodiert. Das bestätigen viele unabhängige Studien von Forschungseinrichtungen weltweit. An Hand der Ergebnisse haben Wissenschaftler ein erschreckendes Bild für die Zukunft gezeichnet. Der rasant steigende Energieverbrauch, der noch immer vorwiegend mit fossilen Brennstoffen gedeckt wird, erzeugt einen Treibhauseffekt, der in den nächsten 30 Jahren zu einem Temperaturanstieg von 5 – 6° führen wird. „Wenn nicht sofort dagegen gesteuert wird, ist mit dramatischen Folgen zu rechnen wie Austrocknen der Böden, Wirbelstürme, Überschwemmungen, Waldbrände, Abschmelzen der Gletscher und Pole sowie mit einem drastischen Anstieg des Meeresspiegels um weit über einen Meter in 60 Jahren“, wirft die Klimaforscherin einen Blick auf die Konsequenzen. Nach Schätzungen von Fachleuten wird die Zahl der Klimaflüchtlinge bis 2050 rund 150 Millionen Menschen betragen.
Heiße Sommer in Vorarlberg
2018 wird als drittheißester Sommer in die Messgeschichte eingehen. Diesen Platz dürfte er aber bald wieder abgeben. Gegenwärtig zählen die Klimaforscher in Vorarlberg jährlich sieben Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad. Eine Langfristprognose bis 2100 unter der Annahme geringer Anstrengungen beim Klimaschutz sieht im Flachland eine Steigerung auf jährlich 35 Hitzetage und mehr vor. Auch die Zahl der Tropennächte wird im selben Zeitraum von derzeit zehn auf 30 ansteigen, so die Zukunftsszenarien. Vorarlberg wird als Sommerdestination für den Tourismus attraktiver. „Es gibt positive Aspekte, allerdings werden die negativen überwiegen“, analysiert die Klimaexpertin.
Was können wir tun?
„Grundsätzlich müssen wir unsere Werte neu überdenken und bei allem, was wir tun, auf Nachhaltigkeit prüfen. Das heißt weg vom Lebensstandard durch Verzicht auf materielle Güter, die Ressourcen und Energie fressen. Fortbewegung zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln statt mit dem Auto oder Verzicht auf Urlaubsreisen mit dem Flugzeug. Ein Fernseher pro Familie müsste genügen“, so Kromp-Kolb. Stattdessen empfiehlt sie Lebensqualität, die mit Zufriedenheit und Glück gemessen wird. Trotz der ernsten Situation macht die Klimaexpertin Mut und rät: „Mit Genügsamkeit lässt sich am schnellsten was erreichen. Es gibt viele Bereiche, wo jeder Einzelne einen wichtigen Beitrag leisten kann. Aber längerfristiges Denken ist notwendig und führt zum notwendigen Kulturwandel.“ Und als Zeichen der Hoffnung nennt sie den Vormarsch der erneuerbaren Energie.
Großes Lob
Christian Natter bedankte sich im Namen der Veranstalter e5 Team Hittisau, Weltläden Egg und Hittisau und KLAR! Vorderwald-Egg bei der Referentin für den aufschlussreichen Vortrag. Die Vorbildwirkung der Region Bregenzerwald in Bezug auf Klimaschutz hob Landesrat Johannes Rauch in seinem Statement besonders lobend hervor. ME
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.