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hdgö-Schau "Eingestickt" erinnert an in Hartheim Ermordete

"Eingestickt": Bestickte Fotos im hdgö-Foyer
"Eingestickt": Bestickte Fotos im hdgö-Foyer ©APA/hdgö/David Tiefenthaler
Seit Donnerstag erinnert die Installation "Eingestickt" der Künstlerin und Fotografin Ulrike Wieser und der Historikerin Melanie Dejnega im Foyer des Hauses der Geschichte Österreich (hdgö) an 67 Menschen, die 1940 in Hartheim ermordet wurden. Mittels der Stickkunst sollen Opfer von NS-Medizinverbrechen und deren Lebens- und Familiengeschichten in den Fokus gerückt werden.

Als Wieser in alten Familienfotos stöberte, "stieß sie auf das Porträt eines Mädchens, von dem sie zuvor kaum etwas wusste: ihre Großcousine Elfriede 'Elfi' Schlager", heißt es zur Vorgeschichte der Installation. "Elfi wurde am 12. Oktober 1930 in Salzburg geboren, vermutlich mit Trisomie 21, und lebte später in der "Heil- und Pflegeanstalt" St. Josef-Institut in Mils (Tirol). Von dort wurde sie am 10. Dezember 1940 gemeinsam mit 66 weiteren Bewohner*innen in die NS-Tötungsanstalt Hartheim deportiert und mit Giftgas ermordet."

"Generationenübergreifendes Schweigen" beenden

67 Fotografien - Porträts oder Aufnahmen der Geburtsorte - sind mit den Namen der Ermordeten und mit Blumenmotiven bestickt. Bei den Recherchen sei klar geworden, dass viele der Ermordeten als Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen bereits lange vor ihrem Tod aus ihrem familiären Umfeld verdrängt und später verschwiegen worden waren. Die bis 10. Mai 2026 laufende Ausstellung "macht das generationenübergreifende Schweigen sichtbar und versucht es gleichzeitig zu beenden", hält hdgö-Direktorin Monika Sommer fest.

"Die Fotos sind unscharf gehalten, als Ausdruck unseres Unwissens über das Leben der Menschen", erklärt Wieser. "Sticken ist ein meditativer Prozess, es lässt viel Zeit für Gedanken an die getöteten Personen, Erinnerung an Unbekannte. Sticken kann schmerzhaft sein, das Durchstechen des Bildes benötigt Kraft. Mein Sticken ist ein Kontrast zum Schwarz-Weiß-Foto, es ist gedämpft farbenfroh, bunt, wie das Leben der Menschen sein hätte können."

Auf Schloss Hartheim ermordete medizinisches Personal zwischen Mai 1940 und November 1944 rund 30.000 Menschen, die zuvor zumeist aus psychiatrischen Kliniken, Behinderten- oder Fürsorgeheimen dorthin gebracht worden waren.

(S E R V I C E - "Eingestickt. Zur Erinnerung an 67 Menschen, die 1940 in Hartheim ermordet wurden", im Foyer des hdgö, Neue Burg, Heldenplatz, 11. Dezember 2025 bis 10. Mai 2026, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr, )

(APA)

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