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Harry Potter als Pokémon Go: „Wizards Unite“ im Test

Die wunderbare "Harry Potter"-Welt für Muggle auf dem Smartphone.
Die wunderbare "Harry Potter"-Welt für Muggle auf dem Smartphone. ©Niantic
Das neue Augmented-Reality-Game bringt per Smartphone gratis die Magie in unsere Muggelwelt!
So seht das Spiel am Handy aus
NEU

Von: Ländle Gamer

(Android & iOS) Die Realität zu verbiegen hat das kalifornische Entwicklerstudio Niantic bereits mit „Pokémon Go“ überraschend erfolgreich geschafft. Nun soll der Zaubertrick nochmal gelingen, diesmal aber im Harry Potter-Gewand. In „Wizards Unite“ (kostenlos erhältlich) wurde dafür das bewährte Sammel-Gameplay angepasst und mit einigen neuen Ideen, kleineren Rollenspiel-Elementen sowie viel Fachwissen aus der Feder von J.K. Rowling ergänzt. Wenn das Spiel doch nur nicht so anstrengend kompliziert wäre! Und lesen muss man auch noch!?

Es braucht keinen „Aparecium“, um zu erkennen, dass Niantic hier das AR-Rad nicht neu erfunden, sondern nur eine Harry Potter-Felge aufgezogen hat. Als Spieler muss man ganz „Pokémon Go“-like in der echten Welt herumlaufen, um sich per GPS auf der stilisierten Weltkarte von „Wizards Unite“ zu bewegen.

Hintergrund ist ein Katastrophenalarm in der Zauberwelt: Allerlei Objekte – magische Artefakte, Geschöpfe, Menschen und mehr – tauchen plötzlich in der Muggelwelt (also bei den normalen Sterblichen) auf. Spieler sollen nun als frisch rekrutierte Mitglieder der Eingreiftruppe zur Wahrung des Geheimhaltungsstatuts 1) Magie vor den Muggeln geheim halten (heißt: Verlorenes finden) und 2) das Rätsel des Desasters lösen. Die ganze Story dazu ist allerdings seicht und dafür aufgebläht. Zu bald überspringt man die vielen Text-Einblendungen, die übrigens mit Bildern der Film-Darsteller illustriert werden.

Heißt: Weniger lesen, mehr laufen! Im Sinne der Verkehrssicherheit lassen wir den Flug-Besen daheim und machen uns zu Fuß auf die Suche: Via AR stoßen wir auf magische Spuren und machen bunte Begegnungen mit teils feindseliger Potter-Belegschaft. Der AR-Effekt ist gut (so zaubern wir sogar vor der Festspielbühne) nutzt sich aber rasch ab. Im Spiel halten wir außerdem in Gast- oder Gewächshäusern und erobern – auch mit anderen Mitzauberern – Festungen. Leider gibt es fast zu viel zu entdecken. Man fühlt sich angesichts der unüberschaubaren Menge an Icons und Kategorien schnell überfordert. Das verhindert eine Pokémonsche Sammelwut und sabotiert letztlich den Spielspaß.

Das Kern-Gameplay an sich ist dafür recht einfach gestaltet: Die Begegnungen und Fights finden (optional) in 360-Grad-Augmented-Reality statt: Das Spielgeschehen wird auf vom Handy gefilmte reale Hintergründe übertragen. Gezaubert wird, indem man möglichst schnell eine Glyphe auf dem Bildschirm nachzeichnen. Das erweist sich als durchaus brauchbarer Ersatz für die Wurf-Mechanik aus „Pokémon Go“. Überhaupt finden sich einige nette Einlagen, die alte Niantic-Fans noch nicht kannten. Ein Beispiel: Mittels Portschatullen öffnen sich AR-Portale, durch die man gehen und in komplett virtuelle Räume gehen kann.

Darüber hinaus hat „Wizards Unite“ deutlich mehr Rollenspiel-Flair: Man kann Charakterwerte verbessern, einen rudimentären Skill-Tree ausbauen und Berufs-Spezialisierungen (Auror, Magizoologe und Professor) wählen. Außerdem craften die Hobby-Zauberer fleißig, um im Magie-Duell zu bestehen: Dazu sammelt man Zutaten, beispielsweise via Mini-Games in verstreuten Gewächshäusern, daraus werden dann Tränke gebraut, die die Spieler-Stats verbessern.

Ein kleiner Schwachpunkt ist das Free2Play-Model: Zwar sind die Shops unaufdringlich, wer aber in ländlichen Gegenden lebt, wird dadurch auf weniger Gasthäuser stoßen, in denen man Energie tanken kann. Die muss man dann kaufen oder eben auf die Regeneration warten.

Fazit

„Wizards Unite“ richtet sich klar an echte „Potterheads“. Leider schließt das die einfachen Interessierten aus. Wer nicht über ausreichend Vorwissen verfügt, wirft schnell das Zauberhandtuch – angesichts der Masse an buntem und unnötig kompliziertem Zauber-Kram, der einem hier entgegengeschleudert wird. Da stellt sich leider nie die wohlige Sammelleidenschaft ein, die man beispielsweise von „Pokémon Go“ gewohnt ist. Schade, das Game hätte grundsätzlich gutes Potenzial für einen Sommer-Hit geboten.

(Ländle Gamer)

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