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Hans Theessink auf dem "Slow Train"

Bild: Milica Theessink / www.theessink.com
Bild: Milica Theessink / www.theessink.com
Mit seiner Gitarre in der Hand, dem Blues im Gemüt und befreundeten Musikern als Begleitung reist Hans Theessink mit dem Slow Train": So heißt sein eben bei Blue Groove erschienenes neues Album.

“Mmindestens mein zwanzigstes, ganz genau weiß ich es nicht”, sagte Theessink im Gespräch mit der APA. Aufgenommen hat der 1948 in den Niederlanden geborene und seit Jahren zur österreichischen und internationalen Bluesszene gehörende Gitarrist das Album im Süden – aber nicht der USA, sondern Österreichs. In einem Haus eines Freundes an der steirischen Weinstraße hat sich der Musiker mit Kollegen (und 20 Gitarren) zurückgezogen. Dort war es nicht nur „sagenhaft schön“, sondern das Haus diente gleich als musikalische „Kulisse“: Auf den Aufnahmen hört man u. a. den Nachhall des Swimmingpools, künstliche Raumeffekte wurden keine verwendet.

Als reiner Blues-Gitarrist will sich Theessink nicht verstanden wissen: „Ich habe das, was heute als ’World Music’ en vogue ist, schon in den 60ern gemacht. Ich habe aus damals ganz abstrusen Ländern wie Haiti, Laos und Burundi Platten gesammelt.“ Theessink schätzt „Lieder, die sich durch lange Zeit bewährt haben“, die wie ein Rohdiamant „immer wieder geschliffen“ und so zum wertvollen Edelstein geworden seien.

Dass sich für Blues, Jazz und Weltmusik eher die ältere Generation begeistert, ficht Theessink nicht an: „Zu meinen Konzerten kommen auch 14- bis 18-Jährige. Gute Musik kann man immer wieder entdecken.“ Jedoch kritisierte Theessink die Formatradio-Programmierung. Die musikalischen Entdeckungsreisen, die früher bei verschiedenen Radiostationen möglich waren, haben sich nun ins Internet verlagert. „Das World Wide Web ist der optimale Hippie-Dream, durchs All zu reisen und Zugang zu allem zu haben“, sagt Theessink. „Ich mache immer wieder Entdeckungen dort. Davon hat man in den 60er Jahren geträumt.“

Nun geht der „musikalische Zigeuner“ (Eigendefinition) wieder auf Tour, zuerst in Europa, im November zieht es ihn in die USA, wo er auch erstmals nach „Katrina“ New Orleans besuchen wird. Ein Song der neuen CD behandelt die Folgen des Sturms. „Ich habe diese Stadt geliebt. Aber Freunde sagen mir, der musikalische Schmelztiegel, der die Stadt war, ist Geschichte.“

Theessink hat auch andere politische Texte auf die Platte gepackt – über die Folgen der Terroranschläge, zum Beispiel. „Ich bin Humanist. Ich glaube, dass es möglich ist, mit Musik Brücken zu bauen.“ Theessink spricht sich gegen Nationalismus aus („die Bezeichnung ’Europäer’ gefällt mir für mich sehr gut“) und gegen die besonders in Österreich verbreitete EU-Skepsis. „Für mich war das eine wunderbare Sache vom ersten Tag an. Ich und meine Musiker sind vorher oft an Grenzen schikaniert worden. Das ist jetzt vorbei.“ www.theessink.com

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