Die Zeit bis zum Prozessende läuft, und die Anklage gerät immer mehr unter Druck. Spannend wie einen Gerichtsthriller und beklemmend wie ein Nachkriegsdrama hat Schmid seine höchst politische Story inszeniert, angesiedelt inmitten des undurchsichtigen und bürokratischen EU- und Völkerrechts-Dschungels. Zur Gänze mit Handkamera gefilmt, entwickelt der Filmemacher wie schon in “Requiem” oder “Lichter” den für ihn typischen realistischen Look ganz nahe an seinen Schauspielern. Und er schafft es mit neugieriger Präzision und scharfer Beobachtungsgabe, das komplexe Themenfeld und die mühselige, kleinteilige Arbeit der Ankläger in einen packenden und berührenden Film zu verwandeln.
Hannah ist eine von 16 Anklägerinnen des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, das kurz vor seiner Schließung steht. Viele Fälle sind jedoch noch nicht erledigt, bräuchten mehr Zeit – aber “Jugoslawien ist ein alter Hut”, wie es im Film einmal heißt, UNO-Gelder für das Tribunal müssen hart erkämpft werden. Umso schlimmer trifft es Hannah, als sich im Prozess gegen (den fiktiven) Goran Duric (Drazen Kuhn) die Aussagen eines Zeugen als teilweise gelogen erweisen. Dass vieles eigentlich stimmt, spielt nun keine Rolle mehr, der Zeuge nimmt sich das Leben.
Die Arbeit von Hannah und ihrem jungen deutschen Assistenten (Alexander Fehling) beginnt wieder von vorne – und mit der Schwester des toten Zeugen tauchen neue Hintergründe und neue Details in dem Fall auf. Mira (Anamaria Marinca) hat sich seit dem Jugoslawien-Krieg ein neues Leben mit Mann und Kind in Deutschland aufgebaut – die Entscheidung nach Den Haag zu gehen, fällt ihr nicht leicht. Doch die Zeit drängt, die Bedrohung wächst – und Duric hat bereits beschlossen, sich nach seiner Freilassung für ein politisches Amt zu bewerben.
“Wir haben uns sehr, sehr ausführlich mit der Thematik und dem Hintergrund beschäftigt”, erklärte Schmid bei der Berlinale-Pressekonferenz 2009 in Berlin. Er sieht seinen Film als Plädoyer für die Arbeit des Tribunals, steht den übergeordneten Institutionen und deren Druck jedoch kritisch gegenüber: “Niemand möchte unter Zeitdruck ein Verfahren zu Ende bringen.” Schmid hat diesmal übrigens nicht nur mit Autor Bernd Lange, sondern auch mit Regisseurin Jasmila Zbanic zusammen gearbeitet, der 2006 mit “Grbavica” und ebenfalls dem Thema Jugoslawien-Krieg den Goldenen Bären in Berlin gewann.
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