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Hannah Krause berichtet aus London

Schwarzach, London - ANTENNE-Moderatorin Hannah Krause ist beim Spektakel rund um die Hochzeit von William und Kate in London mit dabei und berichtet aus London!
Hannah Krause vor Ort

Donnerstagmittag:

Nach einer ziemlich unsanften Landung in London Heathrow haben wir erstmal die Chance verpasst, Kate und Prinz William persönlich zu gratulieren. Bzw. fast persönlich. Ankommende Fluggäste können sich nämlich noch im Terminal in ein Glückwunsch-Buch eintragen, das Kate und William ganz bestimmt mal durchlesen werden. Allerdings, die Schlange war uns zu lang.

Für uns ging es gleich mit einem typisch englischen Taxi Richtung Hotel. Der Fahrer natürlich traditionell ein Inder. Auch im Taxi kam man um das Hochzeitsfieber nicht herum – eine Dauerschleife über die Hochzeit lief sowohl akkustisch, als auch visuell auf einem Bildschirm. Nach dem zehnten Mal, haben wir dann doch lieber nach draußen geschaut und kamen auch prompt am Buckingham Palace vorbei – die Berichterstattung aus den letzten Tagen war wirklich nicht gelogen. Die komplette Straße, die Kate und Prinz William morgen mit der Kutsche entlang fahren werden, ist gesäumt von Campern. Die meisten davon sind Amerikaner, ansonsten aber auch viele Engländer. Alle ausgestattet wie in einem Camping-Urlaub und natürlich mit England-Fahnen und Transparenten mit persönlichen Grüßen ohne Ende. Hat irgendwie was von Tour de France. Nicht zu vergessen auch die endlose Reihe an Dixi-Klos. Allerdings bezweifle ich, dass diese Ultra-Fans überhaupt irgendwann auch nur für das nötigste Geschäft ihren Platz verlassen werden. Aber, absolut faszinierend: Obwohl die da schon ewig sitzen, die waren alle super gut gelaunt – haben den vorbei fahrenden Autos und Taxen zugewunken, als wenn wir schon das Brautpaar wären. Dass die meisten von denen aber auch schon ziemlich durchgefroren waren, ist egal. Hauptsache, sie stehen morgen in der ersten Reihe. Außer den Royal-Fans wollen aber auch die weltweiten Fernsehstationen in der ersten Reihe stehen: Darum wurde kurzerhand vis à vis des Buckingham Palace ein u-förmiges Gebäude aufgestellt, in dem jeder Fernsehsender eine kleine Kabine mit Fenster hat. Nicht zu empfehlen ist in Richtung dieses Gebäudes zu schauen, jedes Team hat nämlich zig Scheinwerfer aufgestellt, die einen doch etwas sehr blenden. Und auch noch etwas weiter oben auf Kränen und in jeder noch so kleinsten Straße rund um den Buckingham Palace- überall stehen Kameras.”

Donnerstagnachmittag:

Nach gefühlten 50 Grad im Taxi, 30 zurück gelegten Kilometern, einer Stunde Fahrt, bzw. mehr Stand als Fahrt, waren wir dann im Hotel – in der New Bridge Street. Nach dem Einchecken ging es gleich ins Getümmel. Hier versucht wirklich jeder der kann, von dieser Hochzeit zu profitieren. Zu kaufen gibt es an jeder Ecke alles, auf was man ein Bild vom Brautpaar drucken kann. Haben uns selbstverständlich auch eingedeckt, mit Fähnchen, Schals, etc. Jeder, der das nicht tut, fällt nämlich auf. Außerdem wollten wir ja auch ein paar Pfund zu den erwarteten 15 Millionen Umsatz beitragen. Sowohl in den U-Bahnen, als auch auf der Straße merkt man: da ist was im Busch- 600.000 Menschen mehr als normal in der Innenstadt müssen sich schließlich irgendwo aufhalten. Geduld und Schlange stehen sind also angesagt.

Donnerstagabend:

Das Hochzeitfieber ist natürlich nicht nur auf den Straßen, sondern auch in den Häusern zu spüren. Wir besuchten ein Pub, in dem größere Menschen nicht mehr aufrecht stehen können, vor lauter Luftballons, Fahnen und Tüchern – natürlich bedruckt mit Kate und Prinz William. Treffe eine in London lebende Deutsche, die morgen trotz ausgerufenem Feiertag nicht frei bekommt. Jetzt hat sie sich ihre Mittagspause eben so gelegt, dass sie zumindest den Hochzeitskuss sehen kann. Ihre Nägel sind schon in den England-Farben lackiert- Shirt, Schal und Hut mit Kate und Prinz William drauf kommen morgen dann noch dazu. Während ich mich langsam in mein King Size-Bett zurück ziehe, verbringt Kate jetzt ihre letzte Nacht als Nicht-Prinzessin. Angeblich hat ihre Familie das komplette Fünfsterne-Hotel “The Goring” gemietet- kein Wunder, dass wir da kein Zimmer mehr bekommen haben.

Freitagmorgen:

Während ich gegen 7.30 Uhr Ortszeit in meinem großen, weichen Bett im Hotel aufwache und denke: “Uff, ist das früh”, ist ein paar Straßen weiter schon die Hölle los. Zu den eh schon vorhandenen Campern vor dem Buckingham Palace sind mittlerweile Tausende weitere Royal-Fans dazu gekommen. Im Gegensatz zu mir scheinen die ausgeschlafen zu sein, singen zu diesen frühen Morgenstunden schon lauthals die England-Hymne und sobald einer der unzähligen Kameras auf sie gerichtet ist, fangen sie an zu kreischen und schwingen ihr Fähnchen. Zum Wachwerden läuft bei mir der Fernsehr, kein Sender hat ein  anderes Thema als die Hochzeit. Ganz London scheint heute Könglich sein. Selbst Londons Hunde tragen heute eine Papp- Krone. Während gegen 9 Uhr Ortszeit die ersten geladenen Gäste in der Westminster Abbey Platz nehmen und noch geschlagene zwei Stunde dort sitzen werden, bis die Trauung beginnt, nehme ich erstmal eine Dusche. Den nachgemachten 10 Pfund-Verlobungsring von Kate hab ich ja schon, wenn ich mich jetzt noch ein bißchen aufhübsche, vielleicht verwechselt mich ja dann William nachher mit Kate?!

Freitagvormittag:

Nach einem ausgiebigen englischen Frühstück sind wir Richtung Buckingham Palace aufgebrochen. Die Straßen vor und um das Hotel waren wie leer gefegt- auch in der U-Bahn, keine Menschenseele. Wo sind die nur alle hin? Ein paar U-Bahnstationen später wusste ich es! Rund um den Buckingham Palace, die Westminster Abbey und den Hyde Park ging gar nichts mehr! Ganz London und bestimmt nochmal genauso viele Touristen hatten sich hier versammelt. Wir ließen uns einfach mit der Menschenmasse mittreiben Richtung Hyde Park, denn dort fand köngliches Public Viewing statt. Allerdings nicht zu vergleichen mit Public Viewing beim Fußball- pah, lächerlich! Der feine Engländer geht zum Hochzeit-Schauen im Kleid, mit Krönchen und Wein- bzw. Sektgläsern aus Plastik. Dann wird die Decke ausgebreitet, das Picknick raus geholt und nicht zu vergessen natürlich die England-Fähnlein und Kate & William-Souvenirs. Wenn ich von Kleid, Krönchen etc. spreche, dann meine ich damit übrigens nicht nur die Mädchen- nein, auch die Männer, Omas, Opas, Hunde…jeder wollte sich heute einmal wie eine Prinzessin fühlen. Hätte es hier Einlasskontrollen gegeben, dann wären Menschen ohne diese Verkleidung vermutlich nicht rein gekommen. Wir haben dann erst mal unsere Ellbogen ausgefahren und uns zu einer der drei großen Leinwände durchgekämpft. Und dann ging es auch schon los: im Prinzip musste man gar nichts sehen, man wusste an den Reaktionen der Engländer sofort, was gerade auf der Leinwand passiert. War Kate oder William zu sehen: unbändiger Jubel. War Harry zu sehen: Gekreische und Heiratsanträge noch und nöcher. War die Queen zu sehen: hochachtungsvoller Jubel. War Camilla zu sehen: Stille.

Freitagmittag:

Im Hyde Park hatte man den Eindruck, direkt vor Ort bei Kate und William zu sein. Wenn in der Kirche gesungen wurde, sangen wir mit. Es wurden sogar extra die Liedtexte verteilt. Wenn Kate und William bei der Kutschfahrt eigentlich den Menschen auf der Straße zujubelten, jubelten wir zurück. Schließlich galt das im eigentlichen Sinne bestimmt uns! Passend zur letztendlichen Eheschließung katapulltierten Maschinen, ähnlich Konfetti-Bomben, tausende bunte Schnipsel in England-Farben in den Hyde-Park. Petrus hatte es mit milden Temperaturen und Sonne gut gemeint mit uns und dem Brautpaar, jetzt regnete es aber England-Schnipsel. Um die Zeit zwischen Trauung und Hochzeitkuss zu überbrücken, wurden wir dann etwas bespaßt. Eine Band trat auf und sang Schmuse-Lieder. Natürlich schmuste gleich der ganze Hyde-Park mit. Außerdem wurden wir animiert zu jubeln und unsere Fähnlein zu schwingen, um ein Panoramafoto machen zu können. Das kommt angeblich in das offizielle Hochzeitsalbum für Kate und William. Sollten sie sich dafür nicht persönlich bedanken, bin ich beleidigt. Nebenher zeigten Bilder auf der Leinwand von vor dem Buckingham Palace uns, dass es tatsächlich noch voller sein kann, als bei uns. Nur mussten die sich ihren Platz jetzt erst noch erkämpfen…wir hatten uns da schon mit unseren Nachbarn angefreundet und fühlten uns very british. Und dann betrat das Brautpaar den Balkon! Darauf hatten alle so lange gewartet!! Wie lange werden sie sich küssen? Wie innig? Wie romantisch?? Die Antwort: very british! Wir bekamen einen Hochzeitkuss zu sehen, der sogar noch kürzer und kühler war, als der von Lady Di und Prinz Charles. Das konnte auch der zweite, hinterhergeworfene Kuss nicht wieder wett machen. Die Stimmung war am Boden. So schnell, wie das ging, konnte man nicht mal seinen Fotoapparat zücken. Aber, zum Glück gab es da diese Flugzeug-Parade! Die Maschinen aus dem zweiten Weltkrieg flogen genau über unsere Köpfe im Hype-Park hinweg! Die Stimmung war zurück! Den Piloten wurde zugejubelt, als wenn sie das Brautpaar wären- und vor allem: als wenn sie wissen würden, wie man sich anständig küsst! Der Jubel war also zurück und es konnte weitergehen. Nachdem Kate und William das mit der Romantik demnach noch üben müssen, wurde es eben bei uns romantisch. Die Band aus der Pause trat wieder auf und spielte “I don`t want to miss a thing” von Aerosmith. 100.000-300.000 Menschen im Hyde Park sangen mit, zeigten Kate und William wie man wirklich küsst und man wollte in diesem Moment an keinem anderen Ort auf dieser Welt sein, als an diesem.

Freitagnachmittag:

Da alle umliegenden U-Bahnstationen während der Trauung aus Sicherheitsgründen gesperrt worden waren, hatten wir es mit dem Aufbrechen nicht eilig. Außerdem spielte die Band auch noch weiter, damit nicht alle auf einem den Park wieder verlassen. Ich vermute, auch den Hochzeitstanz haben wir dort im Hyde Park besser hin bekommen, als Kate und William. Zumindest hatten wir Spaß dabei! Nach und nach bildete sich eine rießige Polonaise, die zu “Forget you” von Cee-Lo Green durch den Hydpe-Park tanzte. Irgendwann verließen wir dann aber die Feier, denn die königlichen Dixie-Klos luden dann doch nicht zum Verweilen ein. Vermutlich feiern jetzt immer noch ein paar tausend Menschen dort und ich bin mir auch sicher, dass diese Party die Bessere ist, im Vergleich mit der im Buckingham Palace.

Freitagabend:

Nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotel besuche ich am Abend mit einer Freundin, die in London lebt, Windsor- das Zuhause der Queen. Langsam kommt das normale Leben in die Straßen von London zurück. Nicht nur rund um den Buckingham Palace sind Menschen zu sehen, auch in den restlichen Teilen Londons. Die ersten England-Flaggen werden abmontiert oder rein geholt- irgendwie kommt das normale Leben ziemlich schnell zurück. Die verkleideten Prinzessinnen auf den Straßen werden seltener, Kate & William- Schals und Fahnen werden in die Tasche gesteckt und plötzlich fühl auch ich mich nicht mehr als Engländerin- immerhin hab ich erst vor ein paar Stunden noch der königlichen Familie zugejubelt, als wäre es meine eigene. Und auch die Queen scheint genug vom Feiern zu haben. Als wir in Windsor ankommen, ist die England-Flagge am Castle gehisst, was so viel heißt: die Queen ist zu Hause. Vielleicht hatte sie sich doch auf unsere Feier im Hyde Park geschlichen, dann darf man nämlich mit Fug und Recht müde sein. 

Jetzt nochmal eine Nacht in diesem herrlichen Bett, morgen noch eine kleine Runde Sightseeing und Shopping und dann geht es wieder zurück nach Hause. Mein Fazit: London weiss, wie man stilvoll Public Viewing macht. Wie man total unbeteiligte Menschen in den Bann zieht. Und wie trotz dieser Menschenmassen kein Chaos ausbrechen muss. Wenn das bei euch immer so läuft, dann darf Prinz Harry gerne bald heiraten- ich bin wieder mit dabei! (Hannah Krause)

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