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Handlungfähigkeit: Patrizier IV

Offenbarung für Wirtschaftsstrategen? Patrizier IV.
Offenbarung für Wirtschaftsstrategen? Patrizier IV. ©Waibel
Patrizier hat seinen Ruf weg: Die Fangemeinde für die coole Handels-Simulation ist über die Jahre und mehrere Teile der Serie gewachsen. So liegt es als Entwickler auf der Hand, auf seine Fanbasis zu hören. Patrizier IV ist demnach auch ein runderneuertes tolles Patrizier II – man wollte offenbar auf Nummer sicher gehen.
Patrizier 4

In Patrizier IV startet der Spieler wieder in der Person eines einfachen Krämers, der es durch geschickten Handel an die Spitze der Kaufmannschaft der Hanse schaffen möchte. Im Lübeck des Mittelalters startet der Spieler mit einem kleinen Handelsschiff, um sein künftiges Handelsimperium aufzubauen. Die ersten Barbestände tröpfeln auch bald herein, nachdem eine kleine Handelsroute aufgebaut ist. Ziel ist es, herauszufinden, welche Stadt zu welcher Zeit welche Waren benötigt. Leider werden hier Anfänger etwas im Regen stehen gelassen. Offenbar richtet sich das Spiel wohl eher an Fans der Reihe, die wissen wo sie die entsprechenden Funktionen und Informationen zu suchen haben.

Auch durch das eigentliche Spielmenü müssen sich Neueinsteiger erst mühsam durchbeißen – das nervt. Wer sich allerdings mit der Bedienung durchgefuchst hat, sieht sein Vermögen rasch anwachsen. Von den verdienten Talerchen werden neue Schiffe gekauft, und das Netz der Handelsrouten weiter ausgebaut. Auch das Anfertigen von Waren aus eigenen Rohstoffen steht im Mittelpunkt. Nach und nach steigt so auch der Beliebtheitsgrad des Spielers bei den Partnerstädten. Mit der Zeit sitzt man auf einem recht ordentlichen Geldbetrag. Die Lernkurve ist, einmal abgesehen von den Einstiegsschwierigkeiten für Neuanfänger, angenehm flach. Erst nach gut zehn Stunden Gameplay und zunehmender Komplexität der Handelsverbindungen steigt die Lernkurve etwas steiler an.

Durch dieses Prinzip steht sich Patrizier IV selbst im Weg: Während Neulinge mit den Wirren der Bedienung zu kämpfen haben, kommt bei alten Hasen durch die Unterforderung möglicherweise Langeweile auf. Das ist schade, denn im Großen und Ganzen ist Patrizier IV eine schöne Neuauflage des zweiten Teils der Reihe. Ob Pro oder Noob – wer sich durch die Stolpersteine beißt, erlebt wieder eine tolle Handelssimulation mit großer Spieltiefe.  

Dabei fehlt es dem Titel aber über eine spannende Hintergrundgeschichte, die über die Mühen des Anfangs hinwegtrösten könnte. Zwar stimmt ein tolles Einstiegsvideo auf die Geschehnisse ein, aber außer dem Prinzip des Geldvermehrens bietet das Gameplay keinerlei Überraschungen und auch kein „Warum“. Die Frage ist, ob eine Wirtschaftssimulation auch mehr als das bieten soll.

Technisch hat sich der Titel nicht sonderlich weiterentwickelt, zuweilen drängt sich auch der Eindruck auf, man habe das Spiel verschlimmbessert und frühere Patrizier hätten besser ausgesehen. Die Sounduntermalung geht in Ordnung, allerdings sind die Ladezeiten nicht nachvollziehbar lang.  

Fazit:

Die Entwickler begeben sich mit dem Setting von Patrizier IV auf ein gefährliches Terrain. Zwar ist ein Bemühen um eine Auffrischung des Spielprinzip auch entlang von Fan-Input erkennbar, doch wurde bei wesentlichen Punkten geschlampt. Das Menü überfordert Einsteiger hoffnungslos, diese werden einfach im Regen stehen gelassen. Der offenbar für Einsteiger gedachte gemilderte Schwierigkeitsgrad mit sehr flacher Lernkurve in den ersten zehn Spielstunden droht alte Hasen rasch zu langweilen. Zudem ist kaum ein technischer Fortschritt erkennbar, Patrizier IV ist wirklich ein Patrizier reloaded. Summa summarum gilt: Ob Patrizier Pro oder Neuling – beide haben sich durch die Anfangshürden zu kämpfen – Beide erwartet in der Folge mit Patrizier IV nach wie vor eines der genialsten Wi-Sim Games auf dem Markt. Neulingen sei übrigens Patrizier II ans Herz gelegt, das schon zum Budgetpreis zu haben ist.

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