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Haft wegen Mordes an exil-kroatischen Regimekritiker

Fast 25 Jahre nach dem Mord an dem jugoslawischen Regimekritiker Stjepan Durekovic in der bayerischen Stadt Wolfratshausen ist ein ehemaliger Agent des jugoslawischen Geheimdienstes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Das Oberlandesgericht München sah es am Mittwoch als erwiesen an, dass Krunoslav P. Mittäter des Mordkomplotts war.

Er hat demnach seine Hinterhofdruckerei als Tatort zur Verfügung gestellt und die Information weitergegeben, wann Durekovic dort sein wird. Dieser wurde dort von drei anderen Agenten des Geheimdienstes erwartet und niedergeschossen.

Durekovic war im Jahr 1982 aus dem damaligen Jugoslawien nach München geflohen und hatte sich dort der exil-kroatischen Bewegung angeschlossen. Er verfasste regimekritische Schriften, die häufig in P.s Druckerei angefertigt wurden. Nach Ansicht des Gerichts war Durekovic vor seiner Ermordung am 28. Juli 1983 dabei, zu einer der bekanntesten Figuren der exil-kroatischen Szene weltweit aufzusteigen.

P. war ebenfalls in der Bewegung aktiv, ließ sich aber als Agent des jugoslawischen Geheimdienstes anwerben. Diese bereits verjährte Agententätigkeit hatte er im Verlauf des Verfahrens zugegeben, von dem Mord an Durekovic habe er aber nichts gewusst, beteuerte er. Das Gericht schenkte dem keinen Glauben.

Vielmehr sahen es die Richter als erwiesen an, dass P. in die Mordpläne eingeweiht gewesen sei. Er habe sogar angeboten, die Tat selbst auszuführen. Dies sei vom Geheimdienst aber verworfen worden, da P. zu leicht selbst in Verdacht geraten wäre. Er nahm das Urteil ohne erkennbare Regung auf.

Das Gericht sah zwei Tatabläufe als möglich an: Demnach hatten die drei Mörder entweder ihrem Opfer in der Druckerei aufgelauert oder seien ihm in den Raum gefolgt. Auf jeden Fall hatten sie nach Ansicht des Gerichts den ahnungslosen Durekovic angetroffen, da dieser sich in P.s Druckerei sicher fühlte. Dort schossen sie zunächst mehrfach auf ihn, bevor sie ihn niederschlugen. Durekovic starb an seinen Kopfverletzungen und inneren Blutungen.

Hintergrund des Mordes sei nicht Durekovics Kritik an dem kommunistischen Regime gewesen, sondern der private Wunsch eines hochrangigen jugoslawischen Politikers, erklärte das Gericht. Dessen Sohn sei in einen Korruptionsskandal verstrickt gewesen, in dem er Durekovics Aussage habe fürchten müssen. Um diese zu verhindern, habe der Politiker den Mord in Auftrag gegeben.

Da dies durch den Geheimdienst nicht möglich war, solange Durekovic in Jugoslawien lebte, trieb ihn der Beauftragte des Politikers, der auch P.s Kontaktmann zum Geheimdienst war, zunächst ins Exil nach Deutschland, wie das Gericht erklärte. Dort versorgte er Durekovic dann sogar mit Informationen für seine regimekritischen Schriften. Dadurch sollte er zum Ärgernis für die politische Führung aufgebaut werden, so dass es einen Vorwand für seine Ermordung gab.

Das Gericht kritisierte in einer Vorbemerkung zu seinem Urteil die kroatische Justiz. Diese sei Ersuchen auf Rechtshilfe nicht nachgekommen, obwohl auf hoher diplomatischer Ebene darum gebeten worden sei. Außerdem habe es in Kroatien Einflussnahme auf Zeugen in dem Verfahren gegeben.

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