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"Haben aus Krise gelernt"

Schwarzach - Willibald Cernko im VN-Interview: Bank-Austria-Chef mit "kritischem Zugang" zu Boni-Zahlungen; Vertrauensverlust in die Institution Bank.

Der Ex-UniCredit-Chef Alessandro Profumo soll kolportierte 40 Mill. Euro Abfertigung erhalten haben. Drücken solche Zahlen das bereits schlechte Banken-Image nicht noch weiter nach unten?

Cernko: Ich kann es nachvollziehen, dass so was schwer erklärbar ist. Ich bitte jedoch um einen differenzierten Zugang. Profumo steht für den Erfolg dieser Gruppe. Er hat die UniCredit von einer oberitalienischen Sparkasse zu einem europäischen Player mit über 160.000 Mitarbeitern gemacht. Das ist ein Weg, der erfordert Respekt – auch, wenn man zum Thema Abfertigung kommt. Sein Vertrag stammt aus einer Zeit weit vor der Krise. Das, was vertraglich geregelt ist, würde ich grundsätzlich respektieren. Wie man dann am Ende mit dem Betrag umgeht, ist eine Sache, die jeder für sich selbst beurteilen muss. Ich habe durchaus einen kritischen Zugang zu diesem Thema.

Inwiefern spielt das Thema Moral und Ethik in diesem Zusammenhang eine Rolle?

Cernko: Das hat sich dramatisch verändert. Das ist auch der Grund, warum ich bei diesem Thema ein Stück weit emotional gefordert bin. Alle, die in der UniCredit-Gruppe in den vergangenen Jahren in die Management-Ebene aufgestiegen sind, haben völlig neue Verträge angenommen. Ich habe einen Vertrag, der sieht eine zwölfmonatige Kündigungsfrist vor. Das wars. Da gibt es keine Extrazahlungen. Ich habe darüber hinaus eine Bonusregelung die an mittel- und langfristige Ziele gebunden ist. 50 Prozent hängen von Ergebnissen und die weiteren 50 Prozent von Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie der Beurteilung der Reputation ab. Und diese Parameter werden gemessen.

Hat sich die Kundenzufriedenheit durch die Krise verändert?

Cernko: Selbstverständlich. Aber in einer völlig unterschiedlichen Richtung. Während das Vertrauen in die Mitarbeiter stabil geblieben ist, ist das Vertrauen in die Institution Bank rückläufig. Ist das morgen wieder anders? Nein, das wird uns einige Jahre beschäftigen. Natürlich ist dann eine Überschrift über 40 Mill. Euro Abfertigung etwas, was nicht unbedingt positiv auf dieses Thema einzahlt. Es wird eher einmal mehr die Frage gestellt: Haben die überhaupt etwas gelernt? Und da sage ich ganz klar: Ja.

Was halten Sie von der Neuregelung der Boni durch die Politik?

Cernko: Wir halten das im Prinzip für vernünftig. Wir haben sehr vieles schon vorweggenommen, müssen teilweise noch nachjustieren. Nicht gut finde ich jedoch, wenn wir in Österreich über das europäische Maß hinaus gehen wollen. Wir sollten es annehmbar machen.

Die Bank Austria ist in der UniCredit-Gruppe für das Osteuropa-Geschäft zuständig. Im Vorfeld der Profumo-Ablöse wurde die Sorge bekundet, dass sich dieser Sonderstatus der Bank Austria ändern könnte.

Cernko: Selbstverständlich tauchen bei einem Führungswechsel in einem so großen Konzern wie der UniCredit Fragen auf, wie: Bleibt alles so wie es ist? Es wurde jedoch sehr rasch klargestellt: Die strategische Ausrichtung bleibt, alle strategischen Projekte laufen weiter wie bisher und auch unsere Position bleibt vollkommen unangetastet.

Wie beurteilen Sie die derzeitige Entwicklung in Osteuropa?

Cernko: Wir sehen in Summe eine positive Entwicklung und Wachstumsraten von drei bis dreieinhalb Prozent. Das ist allerdings eine sehr gesamthafte Betrachtung. Die Geschwindigkeit ist sehr unterschiedlich. Es gibt jene, die auch in der Krise nahezu unbeschadet nach vorne geschritten sind, etwa Polen, Tschechien, Slowakei oder die Türkei. Es gibt aber auch Märkte, die sich deutlich schwerer tun – Bulgarien, Ungarn oder Kroatien zum Beispiel.

Durch Basel III und die Bankenabgabe kommen deutlich höhere Belastungen auf die Banken zu.

Cernko: Ich möchte Basel III nicht isoliert betrachten, sondern im Kontext von Einlagensicherung und Bankensteuer. Das geballte Aufeinandertreffen dieser drei Komponenten ist das eigentliche Problem.

Die Debatte hat aber einen Ursprung: Die Banken wurden im Zuge der Finanzkrise massiv durch öffentliche Gelder subventioniert.

Cernko: Ja. Ich habe immer gesagt: Wir sind nicht die Wall Street, wir sind nicht die City of London, wir sind keine Zockerbude – aber wir sind Teil einer Community, die hat sich über weite Strecken daneben benommen und einen Beitrag zu dieser Krise geleistet. Daher müssen wir auch einen Beitrag zur Konsolidierung leisten. Dass man bei uns als Erstes vorbeikommt, ist nicht überraschend. Aber: Wir haben keine Staatshilfe in Anspruch genommen. Und trotzdem sage ich, wir werden einen Beitrag leisten müssen. Aber mit Augenmaß und zeitlich befristet.

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