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H.C. Strache polarisiert mit Facebook-Rechnung zur Asylwerber-Debatte

FPÖ-Chef H.C. Strache rechnet auf Facebook angebliche Missstände vor
FPÖ-Chef H.C. Strache rechnet auf Facebook angebliche Missstände vor ©DAPD / Screenshot
Die erhitzte Asylwerber-Debatte wurde auf Facebook in den letzten Tagen wieder hochgekocht. Auslöser war eine veraltete "Milchmädchenrechnung" zu den Geldern, die ein Asylwerber mit Familie angeblich erhalte - gepostet von FPÖ-Chef H. C. Strache. SOS Mitmensch lief daraufhin Sturm.
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Am Donnerstag veröffentlichte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf seinem Facebook-Profil eine Gegenüberstellung mit polarisierenden Zahlen, die bereits seit September 2011 auf Facebook kursieren.

Das umstrittene Strache-Posting

Das inzwischen gelöschte Posting beinhaltete eine Tabelle mit der Überschrift “Österreicher in Not”, bei der das Einkommen einer Kärntner Asylwerberfamilie mit fünf Kindern mit jener einer österreichischen Familie mit drei Kindern verglichen wird. Wer hier scheinbar deutlich besser abschneidet, sind die Asylwerber – mit rund  3.500 Euro gegenüber rund 1.500 Euro bei den gebürtigen Österreichern.

Für Strache Grund genug, wütend gegen Asylmissbrauch zu wettern und Österreich als “rot-schwarzes Schlaraffenland” anzuprangern, welches sich ausnützen lasse. Zahlreiche Likes und noch mehr Kommentare hagelte es daraufhin für “Aufdecker” Strache. Das Problem an der Sache: Laut SOS Mitmensch sind die Zahlen falsch – was auch Strache selbst später einräumen musste.

“Dreiste Verdrehung der Wahrheit”

Auf ihrer Homepage kontert die Menschenrechtsorganisation: “Redliche Menschen haben alle Hände voll zu tun, die Facebook-Community darauf aufmerksam zu machen, dass es sich bei dem „Österreicher in Not“-Bild um eine dreiste Verdrehung der Wahrheit handelt.” Auch die Gegendarstellung seitens SOS Mitmensch mit wesentlich niedrigeren Geldern für die Asylwerber ließ nicht lange auf sich warten. Je nach Unterbringungsart der Asyl suchenden Familie stünde diesen nämlich weit weniger an Beihilfen zu, als in der ursprünglichen Rechnung angegeben und von Strache weiterverbreitet.

Strache zog noch am Freitagabend in zwei Facebook-Postings mit “aktualisierten” Zahlen nach, die angeblich eine Richtigstellung erwirken sollten. Er habe den Sachverhalt noch einmal nachrechnen lassen und präsentierte das Ergebnis, erweitert um das Kinderbetreuungsgeld. Hier waren die Vergleichszahlen schon deutlich angenähert: mit 2.564,60 Euro bei der Asylwerber-Familie gegenüber 1.760,50 bei den gebürtigen Österreichern. Rasch zog Strache noch mit einem zweiten Posting nach, wo die Zahl der Kinder angeglichen wurde. Nun stünden in dem hypothetischen Beispiel 2.564,60 bei der Asylwerber-Familie 2.056,00 Euro bei der österreichischen Facharbeiter-Familie gegenüber.

Zahlen, so weit das Auge reicht

Die Annäherung zwischen den verglichenen Familien ist deutlich zu merken, das letzte Wort beim gegenseitigen Zahlen-Jonglieren dürfte jedoch noch nicht gesprochen sein. Denn als Reaktion auf Straches Posting wiesen empörte User auch in der dritten Version seiner Vergleichsrechnung auf Missstände und Ungereimtheiten hin – beispielsweise darauf, dass die österreichische  Facharbeiterfamilie bei dieser Konstellation ebenfalls Anspruch auf erhebliche Mietbeihilfe hätte und Ähnliches.

Es darf davon ausgegangen werden, dass dies nicht die letzten nicht gänzlich durchsichtigen Zahlen waren, die Strache in diesem Zusammenhang veröffentlichte. Ob diese tatsächlich der Realität entsprechen, wird für Herr und Frau Österreicher ohne tiefer gehendes Fachwissen um Förderungen und Rechtslage kaum jemals vollständig nachvollziehbar sein- und Recht und Unrecht in polarisierenden Diskussionen wie diesen nie gänzlich geklärt werden können.

Einschlägige Herkunft des Rechenbeispiels

Hier bleibt es jedem und jeder einzelnen selbst überlassen, sich eine eigene Meinung zu bilden – und sich weder von Strache noch seinen erbitterten Gegnern Sand in die Augen streuen zu lassen. Fakt ist, dass die Tageszeitung “Der Standard” im Zuge der Berichterstattung zu der Causa bekanntgab, dass sich Strache mit den von ihm veröffentlichten Zahlen direkt aus einer mehr als fragwürdigen Quelle aus der Neonazi-Szene bedient hatte – diese entstammen nämlich laut Standard direkt einem Flugblatt der rechtsextremen Organisation “Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP).”

(red)

 

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