Gutes Schulklima, aber mehr Gewalt und oft Mobbing
Geht es nach der OECD-Studie, gibt es in Österreich im Vergleich zu früher mehr Problem-Standorte: Demnach arbeiten neun Prozent der Lehrer an einer Schule, in der laut Direktion regelmäßig Vandalismus oder Diebstahl vorkommt (2018: knapp zwei Prozent). Bei drei Prozent der Lehrer kommt es am Standort laut Direktoren-Befragung regelmäßig zu Gewalt unter den Schülern (2018: ein Prozent), bei zwei Prozent ist am Standort Drogen- oder Alkoholkonsum von Schülern regelmäßig Thema (2018: 0,6). Vier Prozent arbeiten außerdem aktuell an einem Standort, wo regelmäßig Einschüchterung oder Beleidigungen von Schulpersonal vorkommen (kein Vergleichswert für 2018).
Mehr Verhaltensauffälligkeiten an Mittelschulen
Zugenommen hat auch der Anteil an Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten: 18 Prozent der Lehrer an Mittelschulen gaben bei TALIS 2024 an, dass in ihrer Klasse über 30 Prozent der Schüler verhaltensauffällig sind. An den AHS sagten das laut Österreich-Bericht sechs Prozent. Vor sechs Jahren waren es noch 14 bzw. drei Prozent. Auch Störungen im Unterricht kommen öfter vor als 2018, 29 Prozent der Lehrer bezeichnen diese mittlerweile als häufiges Problem (2018: 22).
Im Vergleich zur letzten TALIS-Studie von 2018 fühlen sich auch viel mehr Lehrer durch störendes Verhalten der Kinder belastet (Anstieg von 36 auf 50 Prozent). Unter den Pädagogen mit maximal fünf Jahren Unterrichtserfahrung stresst es fast zwei Drittel, in der Klasse für Disziplin zu sorgen. Im internationalen Bericht plädieren die Autorinnen und Autoren deshalb dafür, Junglehrer bei der Klassenführung besser zu unterstützen.
Null-Toleranz-Haltung bei Mobbing
Ein großes Thema ist außerdem Mobbing: 21 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer arbeiten derzeit an Schulen, an denen laut den befragten Schulleitungen zumindest wöchentlich Einschüchterung oder Mobbing unter den Kindern vorkommt. Ebenso groß ist der Anteil der Kinder, die online über einen längeren Zeitraum systematisch von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern schikaniert wurden. Vergleichsweise öfter ein Thema ist es laut der Befragung an Schulen in der Stadt oder dort, wo viele Kinder nicht gut Deutsch sprechen oder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien kommen.
Grundsätzlich berichten fast alle bei TALIS befragten österreichischen Lehrer von einer Null-Toleranz-Haltung ihrer Schulen bei Mobbing. Trotzdem gaben 39 Prozent an, dass es an ihrem Standort ein Problem damit gibt. Mittlerweile gibt es laut den befragten Lehrern fast überall Ansprechpartner für Schüler mit persönlichen Problemen. Über 90 Prozent geben an, dass sich die Kinder bei Problemen an das Lehrpersonal wenden.
Im internationalen Vergleich ist der Anteil der Lehrer, an deren Standort es laut Schulleitung regelmäßig Mobbing gibt, extrem unterschiedlich und reicht von nahezu null (u.a. Shanghai, Korea, Kasachstan, Nordmazedonien) bis um die 40 Prozent (Malta, Finnland, Belgien, Frankreich). In der OECD-Studie wird die große Bandbreite damit erklärt, dass in manchen Ländern aktiv Politik und Kampagnen gegen Mobbing gemacht werden und dort entsprechend ein stärkeres Bewusstsein für das Thema da ist.
(APA)
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