Die Buhs für das Regieteam, die sich in den allgemeinen Jubel mischten, können als unverdient bezeichnet werden. Wie Regisseur Alexander Schulin vor den Augen von Dominique und Robert Meyer (dem künftigen Staats- und dem amtierenden Volksopern-Chef) den insgesamt über sechsstündigen Abend begann, berechtigte zu schönsten Hoffnungen. Hinter einem mit einem Foto bedruckten Gazevorhang gewann eine Szene Kontur, die dem Vorhangbild aufs Haar glich: In einem leicht devastierten Mehrzwecksaal ist Chorprobe.
In wenigen Minuten werden die Turner ihre Geräte aufbauen, und dann will ja noch die Gilde der Meistersinger ihre Sitzung abhalten. Die Kostüme (Eva Maria Dessecker) lassen an Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre denken, doch es hat sich auch eine Wandmalerei mit Soldaten erhalten, martialisch und bedrohlich. An verwischten Stellen könnten sich vormals Hakenkreuze befunden haben. Man denkt an ähnliche Relikte in österreichischen Repräsentationsbauten. 1948/49 möchte der Regisseur und sein Bühnenbildner (Alfred Peter) diese “Meistersinger” ansiedeln.
Knapp nach der “Stunde Null” will man das Grauen überwinden und an einstige Traditionen anschließen. Das ist nicht immer gänzlich stimmig, geht aber insgesamt auf.
Der erste Akt, das Vorsingen des Junkers Stolzing, gelingt Schulin packend und rundum voller Details. Der zweite Akt, die Johannisnacht mit ihren Irrungen und Wirrungen vor dem Wettsingen, gelingt weit weniger überzeugend. Alles in allem wurde aus diesen “Meistersingern” vielleicht kein Meisterwerk, aber doch eine szenisch hoch respektable Aufführung, in der sängerisch kaum etwas “versungen und vertan” wurde. Der Schlussjubel war berechtigt, die Missfallenskundgebungen gegen das Regieteam nicht.
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