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Grüner Wirtschaftssprecher arbeitete jahrelang für den Messepark

©Sophie Renner; Messepark/Dietmar eberle
Grüner Landespolitiker betreute mit seiner Werbeagentur jahrelang das Einkaufszentrum und setzte sich für eine Erweiterung ein. Jahre später hat sich seine Meinung geändert.

Während einer langjährigen Partnerschaft betreute eine renommierte Werbeagentur das Einkaufszentrum. Er setzte sich damals mit seiner Agentur für die Erweiterung des Messeparks ein. Nun tritt der Politiker als entschiedener Gegner des Erweiterungs-Projekts in Erscheinung.

Gegen Erweiterung, aber viele Jahre mit EKZ Geld verdient

Bernhard Weber, eine der grünen Speerspitzen gegen die geplante Erweiterung des Messeparks, betreute mit seiner Werbeagentur Weber, Mathis + Freunde über neun Jahre hinweg das Einkaufszentrum Messepark und legte 2015 auch ein Kommunikationsstrategie-Papier für die schon länger geplante Erweiterung vor - bis vor Kurzem betreute WMUF auch das EKZ Zimbapark in Bürs

Ein bemerkenswertes Beispiel hinsichtlich Wandlungs- und Veränderungsfähigkeit lebt dieser Tage Bernhard "Bernie" Weber, grüner Landtagsabgeordneter, Wirtschafts- und Raumplanungssprecher und grüner Gemeindevertreter in Altach, vor. Der Landespolitiker der Vorarlberger Grünen, der immer wieder und gerade auch aktuell federführend gegen die geplante Erweiterung des EKZs Messepark wettert, hat über viele Jahre hinweg gutes Geld mit dem Dornbirner Einkaufszentrum verdient. 

Von 2009 bis 2017 den Messepark betreut

Denn Bernhard Weber ist seit 2002 geschäftsführender Gesellschafter der Werbeagentur Weber, Mathis + Freunde (WMUF) mit Sitz in Dornbirn (vormals Ricquebourg). Diese Werbeagentur betreute in den Jahren 2009 bis 2017 den kompletten Marketing- und Werbeauftritt des Messeparks. Dazu gehörte unter anderem auch die Gestaltung des viermal pro Jahr erscheinenden Messepark-Magazins. Weber war in dieser Zeit einer der zentralen Betreuer dieses Kunden. Das langjährige Geschäftsverhältnis der beiden Unternehmen ist unter anderem über diverse Google-Recherchen einfach nachzuvollziehen. Auch in Branchenkreisen ist dieses Betreuungsverhältnis kein Geheimnis. Vor einigen Jahren gewann WMUF mit seinem Großkunden Messepark unter anderem den Vorarlberger Werbepreis Adwin.

Kommunikationsstrategie von WMUF für Erweiterung

Besonders pikant: Nach wpa-Informationen entwickelte die Werbeagentur des Grün-Politikers im Jahr 2015 auch eine Kommunikationsstrategie für den Messepark, mit welcher in der Bevölkerung Verständnis für die schon damals geplante Erweiterung geschaffen werden sollte. Der Titel des beinahe 40-seitigen Kommunikationspapiers von Weber, Mathis + Freunde: "Der neue Messepark - Strategie für Sympathie und Verständnis". Bereits damals gab es kontroverse Diskussionen über die Erweiterungspläne des Messeparks, die mittlerweile 15 Jahren zurückreichen. Die Begleitumstände haben sich seither - mit Ausnahme der starken Zunahme des Online-Handels - kaum verändert. (Die Visualisierung oben zeigt die Erweiterungspläne vom Oktober 2014, kurz danach entwickelte WMUF die Kommunikationsstrategie.)

Seltsames Ende

Mit Ende 2017 kam es zur Trennung von Messepark und WMUF, nachdem sich der Messepark im Rahmen eines von ihm ausgeschriebenen Agentur-Wettbewerbes für Zurgams als neue Agentur entschieden hat. In Branchenkreisen unvergessen ist ein WMUF-Newsletter aus dieser Zeit, in welchem die Agentur mit ihrem ehemaligen Großkunden öffentlich wenig schmeichelhaft abrechnete.

Social-Media-Betreuung für das EKZ Zimbapark

Die Werbeagentur des Vorarlberger Grün-Politikers, der gegenwärtig die Ortszentren unter einen "Grünen Schutz" stellen will, hat bis zum heutigen Tag keine Berührungsängste mit Einkaufszentren an der Peripherie von Stadt- und Ortszentren. So betreute WMUF nach wpa-Informationen jedenfalls bis Mai 2023 für die Dauer von wenigen Jahren den Social Media-Bereich des EKZ Zimbapark. Auch beim Zimbapark gab es bekanntlich über viele Jahre hinweg Diskussionen über das angebliche "Aushungern" der Bludenzer Innenstadt. 

Weber: "Ich habe mich persönlich weiterentwickelt"

Bernhard Weber bestätigte auf wpa-Anfrage die jahrelange Geschäftsbeziehung mit dem Messepark und dass man bis ins Frühjahr 2023 hinein auch den Social Media-Bereich des Zimbaparks betreut habe. Auf die Frage, wie man sich innerhalb weniger Jahre vom jahrelangen Werber des Messeparks und vom Strategiepapier-Schreiber zum entschiedenen Gegner der geplanten Erweiterung entwickeln könne, sagte Weber: "Die Zeiten und die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Ich habe mich persönlich und politisch weiterentwickelt und dabei auch einen Perspektivenwechsel erfahren."

Er betonte in dem Zusammenhang, dass er aus seiner Zusammenarbeit mit dem Messepark noch nie ein Geheimnis gemacht habe. Dazu komme, dass er sich nicht gegen eine Modernisierung und Erweiterung des Messeparks per se ausspreche, sondern gegen die aktuellen Erweiterungspläne und den Ablauf des Verfahrens. (gübi)

(VOL.AT)

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