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Grundig-Pleite: Prozess gegen Ex-Manager eröffnet

Sieben Jahre nach der Pleite des Grundig-Konzerns ist am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht der Prozess gegen die früheren Manager der deutschen Mutterfirma eröffnet worden.

Die Anklage legt dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Kohlhammer, den Ex-Vorstandsmitgliedern Werner Saalfrank und Günther Moissl sowie dem Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Anton Kathrein betrügerische Krida zur Last. Sie bekannten sich dazu nicht schuldig. Das Verfahren wird frühestens im Mai zu Ende gehen.

Die Angeklagten sollen in Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit der Grundig Austria AG als faktische Geschäftsführer der Österreich-Tochter nach dem 26. Februar 2003 unbesicherte Warenlieferungen im Wert von 34,93 Mio. Euro und Leistungserbringungen von 3,65 Mio. Euro von der Grundig Austria GmbH, die noch vergleichsweise gut dastand, an Unternehmen des Grundig-Konzerns veranlasst haben.

Weiters wird ihnen zum Vorwurf gemacht, am 22. Februar 2003 im Rahmen der sogenannten Grundig I-Spaltung Eigenkapital von 42,9 Mio. Euro in eine neugegründete Vermögensverwaltung gesteckt und diese Gesellschaft auf die Grundig AG “verschmelzend umgewandelt” zu haben. Am selben Tag sollen weitere 17,4 Mio. Euro von Wien nach Deutschland transferiert worden sein.

Dadurch wurden – so der Tenor der Anklage – dem Wiener Grundig-Werk, das in Spitzenzeiten alle vier Sekunden ein Fernsehgerät erzeugte, Vermögen erzogen und dadurch die Befriedigung der Gläubiger – neben zahlreichen Lieferanten vor allem die Bank Austria-Creditanstalt und die Gebietskrankenkasse – vereitelt bzw. geschmälert.

“2002 war die Zahlungsunfähigkeit des Grundig-Konzerns bekannt. Die Angeklagten haben bewusst die Augen verschlossen. Sie haben systematisch sämtliche Liquidität von der Grundig Austria abgezogen”, sagte Florian Gehmacher, der Masseverwalter der Tochterfirma, über die am 2. Mai 2003 der Ausgleich eröffnet wurde. Knapp drei Wochen zuvor hatte der Grundig-Konzern die Insolvenz beantragt. Gehmacher erstattete nach eingehender Prüfung Anzeige gegen die Ex-Manager, weil er davon ausgeht, dass diese das Eigenkapital der Österreich-Tochter um 60,3 Mio. Euro zulasten des Gläubigerhaftungsfonds vermindert haben.

Verteidiger Manfred Ainedter bezeichnete diesen Vorwurf als “absurd” und ortete einen “Kreuzzug des Masseverwalters”. Die Angeklagten hätten den inkriminierten Tatbestand “weder subjektiv noch objektiv erfüllt”, sondern sich in Wahrheit bemüht, das Traditionsunternehmen Grundig zu retten: “Mit diesen Bemühungen sind sie gescheitert. Aber am Weg dorthin hat man alles versucht.” Ainedters Schlussfolgerung: “Am Ende des Tages wird für die Angeklagten ein Freispruch erfolgen.”

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