Grüne wollen Wiener Ring radikal umgestalten: Das sind die Pläne

Rot-Pink hat angekündigt, die Wiener Ringstraße umgestalten zu wollen - wobei der Fokus auf der Entflechtung von Fuß- und Radverkehr liegen soll. Die Grünen haben dazu nun ein eigenes Konzept präsentiert. Es sieht unter anderem vor, die Nebenstraßen zu Radwegen umzufunktionieren.
Autofreier Ring als Ziel der Wiener Grünen
Eine Reduktion der Fahrspuren auf der Haupt-Fahrbahn ist vorerst nicht vorgesehen. Mittelfristig ist ein autofreier Ring aber weiter ein Ziel, wie Grünen-Chefin Judith Pühringer betonte. Sie verwies auf die ihrer Ansicht nach derzeit oft unübersichtliche Situation am Wiener Prachtboulevard. Rad- und Gehwege seien verflochten. Das führe zu Konflikten. Auch gebe es generell zu wenig Platz, befand sie. Denn jedes Jahr würden rund zwei Millionen Menschen mit dem Rad dort unterwegs sein. "Dazu kommen unzählige Menschen, die zu Fuß gehen."
Radweg statt Nebenfahrbahn
Kürzlich durchgeführte Kapazitätserweiterungen in Sachen Radverkehr würden schon längst nicht mehr ausreichen, beklagte Pühringer. Nötig sei darum, Radwege und Bereiche für Fußgänger zu trennen. Dazu sollen die bestehenden Nebenfahrbahnen für Radfahrer geöffnet werden. Eine rote Färbung, wie sie etwa bereits in der Argentinierstraße zu sehen ist, soll signalisieren, dass dort ein Radweg verläuft.
Zugleich sollen die Abschnitte zwischen Neben- und Hauptfahrbahn, also die sogenannte Reitallee, umfunktioniert werden. Die Fläche dort soll nur mehr den Fußgängerinnen und Fußgängern zur Verfügung stehen - und nach den Vorstellungen der Grünen zum durchgehenden Gehsteig werden, der nur an Ampelkreuzungen unterbrochen wird. Apropos Ampeln: Hier fordern die Grünen längere Grün-Phasen für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind.
Vorrang für Öffis und mehr Begrünung
Die Straßenbahn soll überhaupt nur mehr an Haltestellen und nicht mehr an Kreuzungen halten müssen, befand der grüne Mobilitätssprecher Kilian Stark. Weiters soll der Baumbestand um bis zu 20 Prozent erhöht und mehr Bänke aufgestellt werden. Man solle den Ring den Menschen zurückgeben, forderte auch die stellvertretende Klubobfrau der Grünen im ersten Bezirk, Melanie Salis-Samaden. Derzeit würden viele Anrainer den Ring meiden. "Es ist eine Prachtstraße, die nicht prächtig ist", konstatierte sie.
Der Lieferverkehr wäre bei einer Umsetzung nicht eingeschränkt, wurde versichert. Zufahrtsmöglichkeiten soll es weiter geben. Wobei das heute präsentierte Konzept nur einen "ersten Schritt" darstellt, wie es hieß. Denn mittelfristig sei man sehr wohl noch immer für eine generelle Reduktion der Fahrspuren bzw. für einen autofreien Ring. Die Grünen verweisen dabei gern auf die Erfahrungen bei der Fußball-EM 2008, als der Ring gesperrt und zur Fanmeile umfunktioniert wurde. Derartiges könnte auch für den Song Contest kommendes Jahr angedacht werden, schlug Pühringer vor.
Ring-Neugestaltung als "Leuchtturmprojekt"
Die SPÖ verwies darauf, dass die Neugestaltung des Rings im rot-pinken Regierungsprogramm als "Leuchtturmprojekt" festgeschrieben sei. Der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses im Wiener Gemeinderat, Omar Al-Rawi (SPÖ), hielt fest: "Ziel ist es, Rad- und Fußwege klar zu entflechten, die Nebenfahrbahnen optimal zu nutzen und die Aufenthaltsqualität am Ring deutlich zu erhöhen." Die zuständigen Magistratsabteilungen würden derzeit intensiv prüfen, wie die Vision für den Ring Schritt für Schritt umgesetzt werden könne. "Die Umgestaltung des Rings ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die eine sorgfältige Planung erfordert."
Der ÖAMTC warnte in einer Reaktion vor Nachteilen für Wirtschaftstreibende. Es sei nicht zu Ende gedacht, die Nebenfahrbahnen einfach zu Fahrradstraßen zu erklären, meinte Bernhard Wiesinger, der Leiter der Interessenvertretung des ÖAMTC. Denn dort werde es immer Lieferanten-, Taxi- und Busverkehr etwa für Hotels geben. Er kündigte an, dass der ÖAMTC noch heuer selbst ein Konzept zur Neugestaltung des Rings vorlegen wird.
(APA/Red)
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