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"Größte Party der Welt" in Rio

Rund 150.000 Menschen nahmen am Samstag im Zentrum von Rio de Janeiro an einer Straßenparade teil, mit der der Karneval in der Metropole traditionell eröffnet wurde.

Bei schwüler Hitze um die 40 Grad tanzten und sangen Menschen aller Rassen und Klassen ausgelassen um die Allegorie- und Musikwagen zu den Samba-Rhythmen des Karnevalsclubs „Cordao da Bola Preta“ (Schnur des Schwarzen Balles).

Während der Karnevalswoche gibt es in Rio 30 Straßenumzüge. „Karneval ist das tollste. Danach kann ich ruhig tot umfallen, das ist mir egal“, jubelte die 88-jährige Mulattin Dodo.

Die Straßenveranstaltungen feiern seit kurzem ein Revival. Bekannter ist im Ausland allerdings der spektakuläre zweitägige Umzug der so genannten Samba-Schulen im legendären Sambodromo-Stadion in den Nächten auf Montag und Dienstag. Das Defilee beginnt jeweils gegen 21.00 Uhr (Ortszeit) und endet nicht vor Sonnenaufgang. Erwartet werden an den zwei Tagen insgesamt 180.000 Zuschauer.

Jede Samba-Schule mobilisiert beim weltberühmten Umzug 80 Minuten lang um die 5.000 Sänger, Tänzer und Statisten, und wie immer auch viele Persönlichkeiten aus dem brasilianischen Showbusiness. Es wird wieder viel nackte Haut geben, einige Frauen gehen sogar nur mit Farben „bekleidet“ auf die Laufbahn des vor 22 Jahren von Stararchitekt Oscar Niemeyer gebauten Sambastadions. Obwohl sie ausnahmslos in den „Favela“-Slumvierteln von Rio sitzen, haben die Samba-Schulen auch in diesem Jahr wieder einmal jeweils um die zwei Millionen Euro für die Umzugsvorbereitungen ausgegeben.

Während des Umzugs sind die Straßen Rios wie leergefegt. Millionen sitzen vor TV-Schirmen zu Hause, in Lokalen und Vereinen. Die Parade mindestens ebenso ernst genommen wie die Fußballmeisterschaft. Am Mittwoch ermittelt eine Jury auch den Meister und die zwei Absteiger unter den 14 teilnehmenden Organisationen.

Nach Angaben der Tourismusbehörde Riotur kommt zum diesjährigen Karneval die Rekordzahl von 680.000 Touristen aus dem In- und Ausland in die Stadt am Zuckerhut. Hunderttausende Touristen besuchen auch den Nordosten Brasiliens, wo der Straßenkarneval – anders als in Rio – seit jeher der Höhepunkt ist. In Recife feierten in der Nacht auf Samstag bereits 2,5 Millionen Menschen bei einer Straßenparade.

Damit der Karneval in Rio so friedlich über die Bühne geht wie in den vergangenen Jahren, will die Polizei in der von Kriminalität geplagten Stadt rund 33.000 Beamte – auch in Zivil – auf Sonderpatrouille schicken. Die Ausgelassenheit des Karnevals hat auch ihre Schattenseiten. Während der „tollen Tage“ nehmen in Brasilien der Sextourismus, die Ansteckungen mit Geschlechtskrankheiten und der Menschenhandel drastisch zu. Das Gesundheitsministerium hat in den vergangenen Tagen bereits landesweit 25 Millionen Kondome kostenlos verteilen lassen.

In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen haben außerdem das Justizministerium in Brasilia sowie einige Bundesstaaten wie Rio, Ceara und Goais eine Kampagne gegen Menschenhandel und Sextourismus gestartet. Wenn der ausländische Tourist etwa mit der brasilianischen Airline Varig nach Rio kommt, hört er im Flieger kurz vor der Landung auch eine Warnung. Allein während des vergangenen Karnevals gab es in ganz Brasilien 14.376 Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Nach einer UN-Studie werden sehr viele junge Brasilianerinnen von Menschenhändlern vor allem nach Spanien, Italien und Portugal, aber auch in die Schweiz, USA, nach Japan, Frankreich und Israel gebracht.

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