Auch Jupp Heynckes sang am Mittwoch nach dem Aufstieg ins Champions-League-Finale eine Lobeshymne auf den 19-Jährigen. “Er interpretiert die Rolle als Linksverteidiger wie kein anderer”, erklärte der Trainer – wohlwissend, dass sich Alaba nach wie vor als Mittelfeldspieler sieht.
Auf dieser Position wird der Wiener in der ÖFB-Auswahl weiterhin eingesetzt, weil er dort laut Teamchef Marcel Koller mit seiner Übersicht und Passsicherheit besser aufgehoben ist. Allerdings war der Schweizer auch von Alabas neuerlich starkem Auftritt als Linksverteidiger beeindruckt.
“Vom unglücklichen Handspiel abgesehen, hat er eine wirklich überzeugende Leistung abgeliefert und auch offensiv immer wieder Akzente setzen können. Völlig abgebrüht ist er – wie schon im DFB-Pokal gegen Gladbach – als Erster zum Elfmeter angetreten und hat ihn eiskalt verwandelt. Auch bemerkenswert, weil andere mit weit mehr Erfahrung diese Nerven nicht hatten”, betonte Koller.
Angesichts der Sperre im Endspiel sprach Koller von einem “irgendwie auch tragischen Abend” für Alaba. “Dass er nun ausgerechnet im Finale zuschauen muss, ist sehr bitter und wahnsinnig schade für ihn, aber auch für die Bayern. Denn er ist auf der linken Abwehrseite ein zuverlässiger Fixposten geworden. Es hat nicht sollen sein – doch er ist noch jung und kann es sicherlich noch einmal schaffen.”
Alaba: “Es schmerzt sehr”
“Das ist sehr enttäuschend, es schmerzt sehr”, sagte Alaba nach dem Halbfinale, der Österreichs erster Kicker in einem Champions-League-Finale gewesen wäre. Trotzdem überwog die Freude über den Aufstieg. “Wir haben immer an uns geglaubt, auch nach dem schnellen 0:2-Rückstand. Wir wollten unbedingt ins Finale, das hat man während des ganzen Spiels gesehen.”
Dabei hatte die Partie für die Bayern und im Besonderen für Alaba denkbar schlecht begonnen. Der ÖFB-Internationale wehrte in der 5. Minute einen Schuss von Angel di Maria im Strafraum versehentlich mit der Hand ab und sah dafür die folgenschwere Gelbe Karte. Den Strafstoß verwertete Cristiano Ronaldo.
“Ich wollte mich gar nicht in den Ball werfen, ich bin ausgerutscht. Aber ich habe den Ball nicht mit Absicht mit der Hand berührt. Die Gelbe Karte ist ungerechtfertigt, den Elfer kann man, muss man aber nicht pfeifen”, ärgerte sich Alaba.
Zuspruch gab es in dieser Situation von Mitspieler Jerome Boateng. “Er hat mich nach dem Elfer getröstet, aber die ganze Mannschaft ist super hinter mir gestanden.” Wohl auch deshalb ließ sich der Linksverteidiger von der unglücklichen Aktion nicht aus der Bahn bringen.
Schon drei Minuten später sorgte Alaba für ein Highlight, als er mit einem Solo-Lauf eine Riesenchance für Arjen Robben vorbereitete, und auch danach lieferte er einmal mehr eine starke Leistung ab. “Ich habe mich vom Elfer nicht verrückt machen lassen, sondern versucht, schnell wieder ins Spiel zu finden, und das ist mir auch gelungen.”
Über zwei Stunden später schloss Alaba doch noch seinen Frieden mit dem Elfmeterpunkt. Im Penaltyschießen verwertete er den ersten Strafstoß souverän, während danach auf Real-Seite die beiden ehemaligen Weltfußballer Ronaldo und Kaka sowie Welt- und Europameister Sergio Ramos scheiterten. “Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mir die Kraft und die Energie gegeben hat, dass ich den Elfer verwertet habe”, meinte Alaba.
Deutsche Medien fühlten mit ÖFB-Jungstar
Auch die deutschen Medien fühlten mit Alaba, so etwa die “Süddeutsche Zeitung”. “Vor dem Anpfiff hat der junge Österreicher noch ein paar Wünsche nach oben geschickt, aber es hörte niemand zu. Denn nach fünf Minuten wusste Alaba bereits, dass er eine tragische Figur sein würde, egal, wie das Spiel auch ausging. Hatte sich in Minute fünf in Di Marias Direktabnahme geworfen, der Ball landete an Alabas linkem Arm – Strafstoß und auch seine dritte gelbe Karte im Wettbewerb. Hielt aber den Kopf hoch. Sattelte regelmäßig auf Außenstürmer um, dabei furchtlos und trickreich wie zuletzt. Wird aber nun ebenfalls im Finale fehlen, ein Jammer.”
Die “Abendzeitung” beschrieb Alaba wegen der Elfer-Situation als “armen Kerl”, hob jedoch auch seine Trotzreaktion danach hervor. “Verteidigte schlau, stürmte über links wie ein ganz Großer.” Laut “Münchner Merkur” erwischte der Wiener “furchtbare erste fünf Minuten. Wurde danach immer besser, legte Robbens Hundertprozentige auf, hatte eine Menge gute Aktionen nach vorne. Endgültig angekommen in der Liga der Großen!” Für die “Bild”-Zeitung agierte Alaba “so abgebrüht wie zuletzt”.
(APA)
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