Die Betroffenen hätten eine Woche Zeit das Land zu verlassen, teilte das Außenministerium in Moskau am Samstag mit. Es hatte zuvor den britischen Botschafter herbeizitiert.
Zugleich werde das britische Kulturinstitut in Russland geschlossen. Russland reagiert damit auf die Ausweisung 23 seiner Diplomaten aus Großbritannien. Das Land macht Russland für den versuchten Mordanschlag auf Skripals und dessen Tochter verantwortlich. Russland hat jegliche Verwicklung in die Affäre zurückgewiesen.
Reihe von Exil-Russen kontaktiert
Unterdessen hat die Polizei in Großbritannien nach dem Mord an dem russischen Kreml-Kritiker und Geschäftsmann Nikolai Gluschkow eine Reihe von Exil-Russen kontaktiert und ihnen zur Vorsicht geraten. Damit hätten die Sicherheitsbehörden ihre bisherige Einschätzung vom geringen Risiko für Exil-Russen im Land geändert, berichtete der Sender BBC in der Nacht auf Samstag.
Allerdings gebe es weiterhin keinen erkennbaren Zusammenhang mit dem Tod Gluschkows und der Giftattacke gegen den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia. London hat inzwischen den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Drahtzieher des Attentats auf Skripal bezichtigt. Die Entscheidung sei “höchstwahrscheinlich” von Putin selbst getroffen worden, sagte der britische Außenminister Boris Johnson am Freitag. Der Kreml wies die Vorwürfe umgehend zurück. “Jeder Verweis oder eine Erwähnung unseres Präsidenten in diesem Zusammenhang ist nichts anderes als eine schockierende und unverzeihliche Verletzung der diplomatischen Anstandsregeln”, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow.
Bei den Ermittlungen zum Tod Gluschkows fanden Rechtsmediziner am dessen Hals Gewaltspuren, wie Scotland Yard in London mitteilte. Der 68-Jährige war am vergangenen Montag tot in seinem Haus in der Hauptstadt entdeckt worden. Gluschkow hatte für die russischen Großkonzerne Avtovaz und Aeroflot gearbeitet. 2004 war er in seiner Heimat nach Vorwürfen von Betrug und Geldwäsche zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. 2010 erhielt er in Großbritannien Asyl. Russland habe bis zuletzt versucht, von ihm rund 113 Milliarden Euro an Aeroflot-Geldern zurückzubekommen, hieß es bei der BBC.
Polizei sieht keine Verbidung zu Fall Skripal
Im Fall Gluschkow sieht die Polizei derzeit keine Verbindung zu dem Attentat auf Skripal und dessen Tochter. Die beiden waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Sie befinden sich in einem kritischen Zustand. Bei dem Attentat war das in der früheren Sowjetunion produzierte, extrem gefährliche Nervengift Nowitschok verwendet worden. London hält daher Moskau für schuldig.
Das für den Anschlag auf Skripal verwendete Nervengift könnte nach einem Medienbericht im Koffer von dessen Tochter versteckt gewesen sein. Davon gingen Geheimdienstkreise aus, berichtete die britische Zeitung “The Daily Telegraph” ohne eindeutige Quelle. Die extrem gefährliche Substanz Nowitschok sei bei einem Aufenthalt von Julia Skripal in Moskau heimlich in ihrem Koffer deponiert worden. Als die Tochter anschließend den Vater in England besucht habe, soll sie das Gift dem Bericht nach unwissentlich freigesetzt haben. Russland deklarierte bei der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) nie Bestände dieses Nervengiftes.
Westen geschlossen hinter Großbritannien
In seltener Geschlossenheit stellten sich Deutschland, Frankreich und die USA hinter Großbritannien. Am Freitag sicherten laut Downing Street Italien und Australien in Telefongesprächen ebenfalls ihre Rückendeckung zu. Auch die NATO hat nach eigenen Angaben keine Zweifel daran, dass Moskau für den Anschlag verantwortlich ist.
Die russische Ermittlungsbehörde in Moskau leitete unterdessen Ermittlungen wegen versuchten Mordes an Julia Skripal ein. Die Behörde sei zur Zusammenarbeit mit der britischen Polizei bereit. Julias Vater Sergej wurde nicht erwähnt.
(APA/dpa)
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