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"Größte Hilfsaktion der vergangenen Jahrzehnte"

Bernd Klisch ist seit September 2015 Leiter der Flüchtlingshilfe der Caritas. Er zieht eine positive Bilanz über die vergangenen drei Jahre.
Bernd Klisch ist seit September 2015 Leiter der Flüchtlingshilfe der Caritas. Er zieht eine positive Bilanz über die vergangenen drei Jahre. ©Frederick Sams
Schwarzach - Aufgrund deutlich sinkender Zahlen bei den Asylanträgen wird bei der Caritas die Flüchtlingshilfe weiter zurückgefahren. Fachbereichsleiter Bernd Klisch zieht eine positive Bilanz über die Bemühungen.


Von: Michael Steinlechner

Vor drei Jahren ist die Flüchtlingsbewegung gerade auf ihren Höhepunkt zugesteuert. Wie sehen Sie die Zeit seither im Rückblick?
Bernd Klisch: Es war eine Situation, auf die man sich nicht vorbereiten konnte. Die Anzahl der Menschen, die nach Österreich geflohen sind, war sehr, sehr hoch. Es war gar nicht möglich, dafür genügend Quartiere und Mitarbeiter zu haben. In der Führung waren wir in der Situation, spontan und schnell agieren zu müssen. Das Besondere in Vorarl­berg war, dass sehr vieles sehr richtig gemacht worden ist. Es hat sich schnell ein Netzwerk von vielen Initiativen entwickelt.

Was war dabei wichtig?
Klisch: Drei Dinge waren besonders bedeutsam. Zur damaligen Zeit hatten wir mit Erich Schwärzler einen Landesrat, dem die Sicherheit aber auch die Menschlichkeit sehr wichtig waren. Er hat klar gesagt: „Wir feiern Weihnachten erst, wenn in jeder Gemeinde Flüchtlinge aufgenommen worden sind.“ Dieser klare politische Wille hat in den vergangenen zwei, drei Jahren extrem geholfen. Außerdem haben viele Freiwillige und Organisationen mit angepackt. Drittens hat es die Initiative „Hand in Hand in Vorarlberg für Flüchtlinge“ gegeben. Gemeindeverband, Land, Caritas und andere Institutionen haben sich zusammengetan, um die Situation zu bewältigen. Dadurch sind neue Strukturen entstanden.

Es wurden schnell zahlreiche freiwillige Helfer gefunden. Hat Sie das überrascht?
Klisch: Mich hat weniger überrascht, dass sich spontan so viele Menschen gemeldet haben, sondern dass viele bei der freiwilligen Arbeit geblieben sind. Auch jetzt nach drei Jahren haben wir alleine bei der Caritas immer noch circa 400 Freiwillige. Ich hatte mir erwartet, dass sich rasch eine gewisse Müdigkeit einstellt. In Summe betrachtet waren die Jahre 2015 und 2016 die größte Hilfsaktion der vergangenen Jahrzehnte in Vorarlberg Das war eine tolle Leistung. Was mich aber noch mehr überrascht hat, ist die Polarisierung, die es in der Gesellschaft gegeben hat.

Inwiefern?
Klisch: Es hat wie gesagt viele Menschen gegeben, die geholfen haben. Aber es hat auch viele gegeben, die gesagt haben: „Damit wollen wir nichts zu tun haben.“ Zudem wurden wir mit viel Rassismus und vielen Vorurteilen konfrontiert. Das war nur schwer zu ertragen. Wenn man bei einer Informationsveranstaltung hört „Neger und Asylanten wollen wir keine im Dorf haben“, tut einem das extrem weh. Ich hätte nicht geglaubt, dass es in unserem Ländle so viele solche Stimmen gibt.

Hat sich das seither verbessert?
Klisch: Die Spaltung in der Bevölkerung ist noch da, aber sie ist bei weitem nicht mehr so radikal. In der intensiven Phase gab es täglich Dutzende Anrufe mit teils wilden Beschimpfungen und sogar ein paar tätliche Aktionen gegen Eigentum der Caritas. Das ist nun nicht mehr der Fall.

Das ganze Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der NEUE am Sonntag oder hier online.

(NEUE)

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