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Großbritannien bereitet staatliche Bankenhilfen vor

Im Zuge der Finanzkrise bereitet nun auch Großbritannien Branchenkreisen zufolge staatliche Hilfen für die Banken vor. Die Regierung wolle in den nächsten Tagen mit den führenden Banken des Landes über Rekapitalisierungsmaßnahmen beraten, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person am Dienstag.

Ein erstes Gespräch zwischen Schatzkanzler und den großen Banken habe es bereits in der Nacht zum Montag gegeben. Das britische Finanzministerium wollte dies nicht kommentieren, betonte aber, Schatzkanzler Alistair Darling tue alles, um die Stabilität zu wahren.

In den Kreisen hieß es weiter, bei den Beratungen gehe es darum, welche Anteile die Regierung erhalten würde, sollte sie den Banken mit Steuergeldern unter die Arme greifen.

Die Großbank Barclays dementierte, die Regierung um Finanzhilfen gebeten zu haben, HBOS tat dies Kreisen zufolge ebenso. Die Royal Bank of Scotland lehnte nach eigenen Angaben ebenfalls Geldspritzen der Regierung ab. Die Aussichten für das kommende Jahr seien zwar eine Herausforderung, sagte Vorstandschef Fred Goodwin. Die Bank habe aber die operative Stärke, um diesen entgegen zu treten.

Britischen Medienberichten (BBC) zufolge wollten die Banken um jeweils 15 Mrd. Pfund (rund 19 Mrd. Euro) bitten. Aktien britischer Banken erlitten wegen der Berichte heftige Kursverluste. Die Aktien der Royal Bank of Scotland gehörten mit einem Minus von mehr als 33 Prozent zu den größten Verlierern. Die Aktien von Barclays verloren im Nachmittagshandel mehr als zwölf Prozent, die von HBOS knapp 29 Prozent.

Ausgelöst durch die Finanzkrise in den USA ist das Interbankengeschäft, bei dem sich Banken untereinander Geld leihen, praktisch zum Erliegen gekommen und gefährdet die Handlungsfähigkeit der Institute.

Deshalb werden Rufe nach Zinssenkungen der Zentralbanken und Stützungsaktionen der Regierungen immer lauter. Die Entscheidungsträger der Regierungen müssten dringend Zugkraft in ihre Initiativen bringen, hieß es in einer Studie der Barclays-Sparte Barclays Wealth. “Politiker können sich keine Fehler mehr leisten: Die Uhr tickt und es ist eine Minute vor zwölf.”

Irland hatte als erstes Land in der vergangenen Woche eine umfassende staatliche Garantie für Einlagen von sechs Banken beschlossen. Die Euro-Länder verständigten sich am Montag auf Grundsätze zur Rettung angeschlagener Banken. Demnach kann aber ein Geldhaus nur dann auf die Hilfe des Staates setzen, wenn ein Zusammenbruch das Finanzsystem ernsthaft gefährden würdewichtig ist.

Nachdem die australische Notenbank den Leitzins in der Nacht zum Dienstag so stark senkte wie seit 16 Jahren nicht mehr, wächst der Druck auch auf die europäischen Zentralbanken. Es wird deshalb erwartet, dass die Bank of England am Donnerstag ebenfalls ihren Leitzins senkt.

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