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Grüne: Schönborn soll sich von Pius-Bruderschaft distanzieren

©APA
Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn ist von den Grünen aufgefordert worden, sich "klar und unmissverständlich" von den Aussagen von Pater Helmut Trutt, dem Oberen der traditionalistischen Pius-Bruderschaft in Österreich, über eine jüdische Mitschuld am Tod Christi zu distanzieren.  Vorbericht

Dieses Stereotyp stelle den Ausgangspunkt des christlichen Antisemitismus dar, erklärte der Justizsprecher der Grünen und Nationalratsabgeordnete Albert Steinhauser am Freitag in einer Presseaussendung. Trutt stelle weiters die Menschenrechte massiv infrage und bezeichne Homosexualität als Sünde.

Die Pius-Bruderschaft schrecke aber auch vor Antiislamismus nicht zurück, unterstrich Steinhauser und verwies darauf, dass der Distriktobere in Deutschland, Pater Franz Schmidberger, den Propheten Mohammed als “Kinderschänder” bezeichnet habe. “All diese Äußerungen gehen weit über innerkirchliche Auseinandersetzungen hinaus, sie stellen Fundamente unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens – etwa die Menschenrechte – infrage. Ein Schweigen von Schönborn wäre daher absolut unverständlich”, so der Oppositionspolitiker.

Schönborn setzte sich am Freitag in seiner Kolumne in der Gratiszeitung “Heute” mit dem Schlagwort “erzkonservativ” auseinander, das in Zusammenhang mit der Pius-Bruderschaft und dem neuen Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner breite Anwendung gefunden hat. “‘Konservativ’ heißt ‘bewahrend’. Merken wir nicht alle, dass wir das Bewahrenswerte brauchen?”, so der Kardinal. “Große Aufregung, weil ein neu ernannter Bischof ‘konservativ’ ist. Was mich erstaunt: Allen Berichten zufolge führt er seine Pfarre hervorragend. Hat besten Kontakt zur Jugend. Die Leute mögen ihn. Die Kirche ist voll. Was will man mehr? Vielleicht ist er etwas kantig, liebt kernige Sprüche. Aber vor Ort scheint er es gut zu machen. Ist in unserer Gesellschaft nicht schon genug den Bach hinabgeschwommen? Ein wenig mehr ‘Bewahren’ tut uns doch allen gut.”

In einem vielbeachteten Beitrag für die britische katholische Zeitschrift “The Tablet” hatte Kardinal Schönborn im Vorjahr geschrieben: “Nach den Jahrhunderten eines oft massiven Antijudaismus vonseiten der Christen, mit den Erinnerungen an Jahrhunderte der Verfolgung, Vertreibung und, immer wieder, der Pogrome, ist es nur zu verständlich, dass Irritationen leicht entstehen. Die Shoah aber bleibt das alles übertreffende Dunkel in dieser langen Leidensgeschichte.” Er betonte zugleich, der Verzicht auf alle Formen des Proselytismus gegenüber den Juden könne nicht bedeuten, dass die Christen der Mission entsagen, “die die Apostel von Christus empfangen und der Kirche übermittelt haben, das Evangelium ‘den Juden zuerst’ zu verkünden”. Aber diese Verkündigung müsse mit dem Gebet, der Hingabe des Lebens, der absichtslosen Nächstenliebe und vor allem mit der Anerkennung der religiösen Identität der Juden erfolgen. Das Glaubenszeugnis für Christus müsse von Respekt und Demut getragen sein, damit es von den Juden “als Vollendung und nicht als Verneinung der Verheißung angenommen werden kann, deren Träger sie sind.”

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